Das war 2012

Schwankendes Milchaufkommen, schwankende Preise

2012 war die Lage am Milchmarkt in Deutschland durch starke Preisschwankungen gekennzeichnet. Bei guten Absatzmöglichkeiten im In- und Ausland wurden die Angebotsmengen vom Markt komplett aufgenommen und Lagerbestände abgebaut. Trotzdem konnten sich die Milchauszahlungspreise nicht auf dem Vorjahresniveau halten und gaben um 8 % auf ca. 32 Ct/kg (4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß) nach.

Der deutsche Milchmarkt ist 2012 weiter gewachsen. Die Molkereien haben einschließlich der Lieferungen von Erzeugern aus benachbarten EU-Ländern voraussichtlich erstmals mehr als 30 Mio. t Milch erfasst und verarbeitet. Bereinigt um den Schalttag am 29. Februar 2012 waren es mit 30,2 Mio. t 1,2 % mehr als im Vorjahr. Das Wachstum des Milchaufkommens hat sich aber damit im Vergleich zum Vorjahr halbiert. Das schwächere Wachstum des Milchaufkommens 2012 im Vergleich zum Vorjahr war voraussichtlich durch eine schwächere Zunahme der Milchleistungen bedingt. Diese dürften durch sparsamere Gaben von Kraftfutter aufgrund der höheren Kosten ausgelöst worden sein.

Milchanlieferung saisonal schwankend

Das Milchaufkommen im ersten Halbjahr war noch von den expansiven Tendenzen des Vorjahres gekennzeichnet. Im zweiten Halbjahr flachten die Zuwachsraten merklich ab.
Milchpreise

(Bildquelle: Elite Magazin)

Zeitweise wurde das Vorjahresniveau sogar unterschritten. Die starken saisonalen Schwankungen beim Milchaufkommen haben starke Preisschwankungen an den Spotmärkten nach sich gezogen. Um die Milchspitze im April und Mai waren die Verarbeitungskapazitäten knapp, was die Rohstoffpreise unter Druck setzte. In der zweiten Jahreshälfte fehlte Rohstoff, was wiederum starke Preissteigerungen am Spotmarkt nach sich zog.

Durchschnittlich 32Ct/kg in 2012

Die Milchauszahlungspreise konnten sich 2012 auf dem Rekordwert des Vorjahres nicht halten und haben nachgegeben. Für Milch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß ab Hof ohne Mehrwertsteuer sind schätzungsweise etwa 32 Cent je Kilogramm ausgezahlt worden.
Betriebsmittel

(Bildquelle: Elite Magazin)

Das war im Vergleich zum Vorjahr ein Preisrückgang um 8 %. Das Niveau von 2010 haben die Preise allerdings weiterhin übertroffen. Außerdem handelt es sich um den dritthöchsten Preis im letzten Jahrzehnt. Allerdings sind die Milcherzeuger in den letzten Jahren mit erheblichen Kostensteigerungen konfrontiert. 2011 und 2012 sind vor allem die Preise für Futter- und Düngemittel weiter kräftig gestiegen. Außerdem haben sich die Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen in den letzten Jahren deutlich verteuert.

2012 schlechter als 2009?

2009 war ein Jahr gekennzeichnet durch die extrem niedrigen Milchpreise, 2012 waren die Vorkosten, vor allem die Futterkosten extrem hoch, so dass am Ende beide Jahre vergleichsweise schlecht waren. Für Betriebe, die viel Futter zukaufen müssen, waren die Folgen der hohen Futterkosten in 2012 besonders gravierend, dennoch war die Marge für viele 2009 deutlich schlechter als 2012.
Am Ende ist es aber egal, ob hohe Futterkosten oder niedrige Milchauszahlungspreise zu schlechten Margen geführt haben. Aus beiden Jahren sollten entsprechende Konsequenzen gezogen werden.

Neue Bundesländer liefern mehr Milch

Das Wachstum der Milchanlieferung ist in Deutschland regional unterschiedlich ausgeprägt. Über längere Zeit hat die Milchanlieferung aus den neuen Bundesländern stagniert. 2012 war dort erstmals wieder eine stärkere Zunahme zu verzeichnen als in den alten Bundesländern. In den ersten zehn Monaten von 2012 lieferten Milcherzeuger in Ostdeutschland 2,1 % mehr Milch an als im Vorjahreszeitraum, während das Aufkommen im früheren Bundesgebiet lediglich um 0,7 % zulegte.

5 Kühe mehr pro Betrieb

Die Zahl der Milchkühe in Deutschland ist in den letzten Jahren leicht steigend. Diese Entwicklung hat sich auch 2011 und in der ersten Hälfte von 2012 fortgesetzt. Im Mai 2012 wurden in Deutschland 4,19 Mio. Milchkühe gezählt, das waren 0,2 % mehr als ein Jahr zuvor. In Bayern hat die Zahl der Milchkühe leicht abgenommen und in Niedersachsen zugenommen. Eine leichte Zunahme war außerdem in den neuen Bundesländern zu beobachten.
Allerdings steigen immer mehr Betriebe aus der Milchproduktion aus. Im Mai 2012 wurden noch 84.900 Milchkuhställe registriert, das waren rund 5 % weniger als ein Jahr zuvor. Der durchschnittliche Kuhbestand je Betrieb ist damit auf 49,4 Tiere gestiegen und war damit um fast 5 Kühe größer als noch zwei Jahre zuvor. Die kleinsten Durchschnittsbestände sind in Bayern mit 31,5 Kühen anzutreffen, die größten in Brandenburg mit durchschnittlich 210,8 Kühen je Betrieb.

Erneut mehr Milchprodukte exportiert

Mit dem steigenden Milchaufkommen gewinnt der Export noch mehr an Bedeutung. Der Käseexport dürfte 2012 einen neuen Rekordwert erreicht haben. Er bewegt sich bereits seit zwei Jahren bei über einer Million Tonnen jährlich. Zurückgegangen sind in den ersten drei Quartalen von 2012 die Exporte von loser Milch, was auf ein schwaches Italiengeschäft im ersten Halbjahr zurückzuführen ist. Gegen Jahresende ist die Nachfrage nach flüssigem Rohstoff aus Italien bei insgesamt knappem Angebot in Europa dann wieder angestiegen.
Der überwiegende Teil der Exporte der deutschen Milchwirtschaft geht nach wie vor in andere Länder der Europäischen Union. Inzwischen sind aber auch deutlich steigende Drittlandsexporte festzustellen. Am stärksten zugenommen haben 2012 die Ausfuhren von abgepackter Trinkmilch in Drittländer.

Weltmarktpreise nachgegeben

Die Lage am internationalen Milchmarkt war im ersten Halbjahr von 2012 von einem ungewöhnlich hohen Milchaufkommen weltweit geprägt. Zwar florierte auch die Nachfrage und der Markt hat die zusätzlichen Mengen aufgenommen. Dennoch war Preisdruck zu beobachten, der sich auf die Märkte in den Exportländern ausgewirkt hat. Von Mitte 2011 bis Mitte 2012 war am Weltmarkt ein kontinuierlicher Rückgang der Preise für Standardmilchprodukte wie Butter, Magermilchpulver und Vollmilchpulver festzustellen. Mit dem Erreichen des saisonalen Tiefs des Milchaufkommens in den wichtigsten Exportländern im Juli 2012 und der Abschwächung der expansiven Tendenzen in den meisten Regionen der Welt ist eine Wende eingetreten und die Preise zogen wieder an.
Im Jahresdurchschnitt von 2012 fielen aber die Preise für die Standardprodukte durchweg niedriger aus als im Vorjahr. Am stärksten ausgeprägt war der Preisrückgang bei Butter, am wenigsten stark bei Magermilchpulver. Von der generellen Marktentwicklung abgekoppelt hat sich das Molkenpulver. Nahezu das ganze Jahr über wurden höhere Preise erzielt als im Vorjahr. Dies ist einerseits auf die steigende Nachfrage nach Molkederivaten zurückzuführen, die das Angebot an Molkenpulver begrenzt, andererseits auf eine steigende Exportquote. Molke leistet einen zunehmenden Beitrag zur Käsereiverwertung.
Quelle: AMI