Rückschlüsse von Wiederkauaktivität auf Futteraufnahme?

Die Fütterungs- und Gesundheitskontrolle von Milchkühen ist eine wichtige Managemantaufgabe. Das wohl bedeutendste Merkmal, nämlich die Futteraufnahme der Tiere, bleibt uns in der Praxis aber weitgehend verborgen. Ob die Wiederkauzeit eventuell Rückschlüsse auf die Höhe der Futteraufnahme zulässt, wurde in der Versuchsherde in Futterkamp überprüft.

Über drei Jahre lang wurden alle Tiere mit einem Transponder am Hals ausgerüstet, in welchem sich Mikrofone befinden, die Geräusche beim Wiederkauen aufnehmen. Diese Geräusche werden dann in Signale umgewandelt und die Messwerte über Antennen an den PC übertragen.
Bei allen Tieren wurde ein sehr ähnlicher Tagesablauf bezüglich Wiederkauaktivität festgestellt. Der Schwerpunkt fiel in die Nacht- bis zu den frühen Morgen- und auch die frühen Nachmittagsstunden. In dieser Zeit herrscht die größte Ruhe im Stall.
Die ermittelte Wiederkaudauer beträgt im Durchschnitt sieben bis acht Stunden. Jungkühe benötigten 30 bis 50 Minuten weniger Zeit als ältere Kühe. Bezogen auf die Futtermenge kauten die Färsen aber mehr wieder, als ältere Kühe.
Im Mittel zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen der Futteraufnahme und der Wiederkauzeit (Übersicht 1). Das heißt, mit höherer Futteraufnahme steigt auch die notwendige Zeit zum Wiederkauen an. Dennoch ist diese Beziehung nur ziemlich schwach.
Futteraufnahme und Wiederkauzeit

(Bildquelle: Elite Magazin)

Wesentlich deutlicher ist der tierindividuelle Unterschied. So zeigte sich bei Mehrkalbskühen bei einer sehr ähnlichen Futteraufnahme von 26 bis 27 kg TM/Tag eine Differenz bei der Wiederkaudauer von fast sechs Stunden (Übersicht 2). Es gab Tiere, die für diese Futtermenge nur 250 Minuten (rund 4 Stunden) benötigten, andere brauchten aber 10 Stunden zum Wiederkauen.
Wiederkaudauer

(Bildquelle: Elite Magazin)

Fazit: Die Wiederkaudauer ist ein ungeeigneter Parameter, um auf die Höhe der Futteraufnahme zu schließen, da ein großer tierindividueller Einfluss vorliegt.
 
Quelle: Dr. Katrin Mahlkow-Nerge, LWK SH; Grafiken: G. Breithaupt