CRV -

Pimp your Melkarbeit!

Vormelken oder Direktansetzen? Das Melkzeug automatisch oder von Hand abnehmen? Schalmtest ja oder nein? Das waren die Fragen, die rund 60 Milcherzeuger aus Nordwestdeutschland mit Melktechnikberater Hermann Dörtelmann auf dem CRV-Praktikertag vergangene Woche in Papenburg diskutierten. Sie kamen zu interessanten Ergebnissen!

Für den Durchsatz im Melkstand und die Eutergesundheit sind viele verschiedene Einflussgrößen verantwortlich. Ein ganz wesentlicher Bereich ist die tägliche Melkarbeit. Hermann Dörtelmann (Bovis Agrarberatung) meint: „Bei einer guten Arbeitsplanung sind 40 Sekunden Zeit je Kuh insgesamt realistisch.“ Und diese Zeit sollte sinnvoll genutzt werden:
1. Abwischen: Eutertücher in Dippmittel einweichen!
Das Abwischen der einzelnen Striche sollte mindestens bei den Tieren erfolgen, die an der Zitzenkuppe verschmutzt sind. Daher sind für den Durchsatz und die Eutergesundheit an die Herde angepasste Boxenmaße und eine entsprechende Boxenpflege unbedingt erforderlich. Beim Abwischen die unteren 2 cm der Zitze und die Zitzenkuppe säubern, denn dieser Bereich wird von der Milch umspült. „Zum Abwischen empfehle ich, Eutertücher in 100 ml Dippmittel (3.000 ppm Jod) mit 200 ml Wasser einzuweichen“, so Dörtelmann.
Vormelkbecher

(Bildquelle: Elite Magazin)

Die Kuh melkt am besten, wenn der Schließmuskel geweitet ist. Dazu genügen drei Strahlen Vormelken je Zitzen mit zunehmender Intensität. Wenn ein Vormelkbecher verwendet wird, bringt das auch Vorteile für die Klauengesundheit. „Denn Milch, die auf die Klauen gerät, ist der optimale Nährboden für Mortellaro“, so Dörtelmann. Gerade in klassischen Fischgräten-Melkständen sei er gut zu nutzen.
Werden Kühe nicht vorgemolken, sondern direkt angesetzt, so melken die Kühe zwar erst rund 1 Liter Zisternenmilch ab. Doch dann erfolgt eine Pause bis Alveolarmilch einschießt. In dieser Zeit wandert der Melkbecher rund 1cm höher, es bilden sich Ringwülste, die Kühe melken insgesamt langsamer.
Ansetzen

(Bildquelle: Elite Magazin)

Die Geschwindigkeit beim Ansetzen ist von der Melkzeuggestaltung und der Stellung des Melkers zur Kuh abhängig. Bei gut geplanten Melkzeugen ist das Ansetzen in 6 Sekunden erledigt. Dabei sollten Lufteinbrüche vermieden werden.
4. Melkzeugabnahme: Automatische Abnahme spart viel Zeit
Die Abnahme ist in der Regel an die Technik übergeben und sollte bei guter Einstellung der Melkanlage auch dieser überlassen werden. Denn die Abnahme per Hand kostet 4 Sekunden Zeit pro Kuh!
Die Abnahmeschwellenwerte sind abhängig von der Anzahl der Gemelke am Tag und dem Leistungsvermögen der Herde. Bei dreimaligem Melken sollte der Schwellenwert nicht unter 500 ml liegen. Bei höheren Milchleistungen ab 10.000 l eher höher.
Bei zweimaligem Melken sollte der Schwellenwert bei max. 300 ml einer 9.000 l-Herde eingestellt sein. „Bei höheren Herdenleistungen kann man die Abnahme je 1.000 l Milchleistung um 50 ml nach oben anpassen“, erklärt Dörtelmann. Er empfiehlt, Langsammelker auf Zeitabnahme stellen. „Aber maximal auf 10 Minuten! Die halten es aus, wenn Milch im Euter bleibt. Hauptsache, die Alveolen sind frei.“
Schalmtest

(Bildquelle: Elite Magazin)

Eine Euterkontrolle oder/und ein Dippen erfolgt nach der Melkzeugabnahme.
Je nach Status der Eutergesundheit sollte im Bedarfsfall das Hygienesystem angepasst werden. Nach Kühen mit einer Zellzahl 200.000 sollten die Melkzeuge kurz mit Wasser gespült werden.
Zudem sollte vermehrt ein Schalmtest eingesetzt werden. „Der Schalmtest ist hoffnungslos unterschätzt“, ist Dörtelmann überzeugt. Er empfiehlt, generell bei der 2. Melkzeit nach der Kalbung einen Schalmtest durchzuführen. Dann erfolgt die Behandlung sehr früh und verspricht einen hohen Behandlungserfolg. Zudem muss keine Milch weggeschüttet werden, da sich die Kuh noch in der Hemmstoffphase des Trockenstellers befindet.