Niedriges Erstkalbealter, ökonomisch betrachtet

"Ein niedriges Erstkalbealter von 24 bis 26 Monaten ist betriebswirtschaftlich sinnvoll." Aber warum eigentlich?

Färsenaufzucht kostet Geld. So viel sogar, dass bei der Betriebszweigauswertung des Wirtschaftsjahres 2011/12 in Nordrhein-Westfalen selbst die Betriebe mit niedrigen Produktionskosten ein negatives kalkulatorisches Betriebszweigergebnis in der Färsenaufzucht eingefahren haben.
Kalkulatorisch

(Bildquelle: Elite Magazin)

Betrachtet man die Kosten für die Färsenaufzucht abhängig vom Erstkalbealter, wird dieses Bild noch deutlicher. Eine Jungkuh, die mit weniger als 25 Monaten abkalbt, schlägt mit etwa 2.018 Euro zu Buche. Eine Färse mit mehr als 33 Monaten Erstkalbealter kostet bereits 2.455 Euro!

Kosten für Futter und Tierplätze

Das liegt zum einen an den hohen Futterkosten, denn die machen in der Milchproduktion beinahe zwei Drittel der Produktionskosten aus. Zum anderen müssen deutlich mehr Aufzuchtplätze vorgehalten werden, wenn der Besamungserfolg nicht stimmt!
Aufzuchtplätze

(Bildquelle: Elite Magazin)

Die Beispielrechnungen belegen dies. Bei einem Erstkalbealter von 26 Monaten und einer Reproduktionsrate von 25 Prozent in der Milchkuhherde hält man für eine 100-Kuh-Herde etwa 87 Färsen zur Bestandsergänzung vor. Im Vergleich zu 35 % Repro-Rate und einem EKA von 30 Monaten sind das 38 Tiere weniger. Schon beim Nährstoffanfall macht das einen Unterschied von fast 13 ha Land aus, die man zur Abfuhr der anfallenden Gülle benötigt. Und zwischen dem besseren und dem weniger günstigen Fall liegt ein Liquiditätsunterschied von beinahe 20.000 Euro.
Kosten Aufzucht

(Bildquelle: Elite Magazin)

Der Standort des Betriebs macht dabei keinen Unterschied. Zwar sind beispielsweise die Ackerstandorte in NRW in vielen Bereichen günstiger, jedoch lässt sich kein durchgehender Trend bei den Gesamt-Produktionskosten feststellen.

Fazit

Wer überlegt, seine Färsen abzugeben, sollte rein von den Kosten in NRW rund drei Euro je Tier und Tag einplanen. Mit Färsenaufzucht Geld zu verdienen, fällt selbst den besseren Betrieben schwer. Aber nachrückende Jungkühe braucht jeder Betrieb - man kommt also nicht drum herum.
Um die Kosten gering zu halten, sollte zusätzlich die Aufzuchtintensität gesteigert werden. Wichtig ist dabei weniger die Größen-, als die Gewichtsentwicklung! Ziel ist eine Lebendmasse von mehr als 620 kg bei der ersten Abkalbung.
Quelle: Josef Assheuer, LWK NRW, Planet Kuh-Veranstaltung (Masterrind)