Neuseeländer stocken Milchkuhbestand ab

Die Neuseeländer müssen nun im zweiten Jahr mit nicht kostendeckenden Milchpreisen zurechtkommen. Trotz Sparmaßnahmen bleibt vielen als einzig wirksame Maßnahme für eine bessere finanzielle Situation nur die Bestandsabstockung. Für 2016 wird ein Wegfall von 75.000 Kühen erwartet.

250.000 Milchkühe weniger im September 2016 als noch vor zwei Jahren – dass ist die Prognose für Neuseelands Kuhherde die im aktuellen Bericht des US-Agrarattachés in Wellington getroffen wird. Die neuseeländischen Milcherzeuger müssen jetzt im zweiten Jahr in Folge Milchpreise verkraften, die für viele von ihnen nicht kostendeckend sein dürften. Die aktuelle Bandbreite der Erzeugermilchpreise je kg Milchtrockenmasse (MS) beziffert der US-Agrarexperte auf 4 NZ$ (2,42 Euro) bis 5 NZ$ (3,02 Euro). Dieses „sehr niedrige“ Preisniveau wird nach seiner Prognose wahrscheinlich auch im kommenden Jahr den Rohstoffmarkt prägen. Einige Marktakteure schließen sogar eine Fortsetzung bis ins Jahr 2018 hinein nicht aus.
Den Milchkuhhaltern bleibt trotzt der Vermeidung unnötiger Ausgaben und genauer Analysen von Möglichkeiten zur Kostensenkung kaum eine andere Option als ihre Kuhbestände zu reduzieren. Denn die Grenzkosten für die letzten 5 % bis 15 % der Milchkühe in ihren Herden liegen deutlich über den entsprechenden Grenzerlösen. Der Trend des massiven Abstockens wird sich laut Agrarattachés bis in 2017 hinein fortsetzen, sollten sich nicht die Erzeugerpreise rasch auch etwa 6 NZ$/kg MS (3,63 Euro) erholen.

3,1 % weniger Milch in Folge

Der US-Botschaft zufolge haben die Milcherzeuger in Neusseland den Milchkuhbestand 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 173.000 Tiere oder 3,3 % auf schätzungsweise 5 Mio. Stück abgebaut. Für September dieses Jahres prognostiziert der US-Agrarattaché eine Herde von nur noch 4,93 Millionen Tieren. Im Vergleich zum Vorjahr bedeute dies ein Minus von 75.000 Milchkühen (-1,5 %).
Der geschrumpfte Kuhbestand wird zu einem rückläufigen Milchaufkommen in 2016 führen. Insgesamt soll die Milcherzeugung in diesem Jahr um 661.000 t oder 3,1 % auf 20,92 Mio. t sinken, im letzten Bericht waren lediglich 20,75 Mio. t prognostiziert worden. Die Produktion war zwar im ersten Quartal 2016 aufgrund günstiger Witterung besser ausgefallen als erwartet, im zweiten Quartal dürfte das Aufkommen dem US-Agrarexperten zufolge aber hinter der Menge im Vorjahreszeitraum zurückbleiben, weil die Landwirte ihre Ausgaben für Ergänzungsfutter minimierten. Da gleichzeitig das Wachstum der Weiden in den neuseeländischen Herbstmonaten April und Mai rückläufig ist, werden nach der Erwartung des Agrarattachés zunehmend Kühe trockengestellt. Ab August dürfte sich außerdem der Bestandsrückgang bemerkbar machen. Der entsprechende Produktionsrückgang werde allerdings dadurch gedämpft, dass dann jeder einzelnen Kuh eine größere Futterfläche zur Verfügung stehe.

Trinkmilch und Babymilchpulver sind 2016 die Zugpferde

Wie der US-Agrarattaché mit Blick auf die Preisentwicklung für Milcherzeugnisse an der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) in Auckland ausführte, haben sich die Notierungen nach dem Tief im August 2015 erholt, wobei sich in den vergangenen Monaten eine Bodenbildung angedeutet habe. Durch das unter dem Strich geringere Rohstoffangebot wird dem Agrarexperten zufolge bei den Hauptprodukten voraussichtlich vor allem die Herstellung von Vollmilchpulver zurückgefahren: Hier wird erwartet, dass die Produktion im Vergleich zu 2015 um 2,9 % auf 1,35 Mio. t sinkt. Außerdem soll die Produktion von Magermilchpulver, Butter, Butterreinfett und Käse eingeschränkt werden. Deutlich erhöhen soll sich 2016 die Herstellung von Säuglingsmilchpulver, und zwar um 11,8 % auf 34.000 t.
Da die neuseeländische Milchwirtschaft lediglich 3 % bis 4 % ihrer Milch- und Milchprodukte am heimischen Markt absetzt, folgen die Trends bei den Exporten in etwa denen der Produktion. So erwartet der US-Agrarattaché für 2016 einen leichten Rückgang der Ausfuhren um 1,4 % auf insgesamt 3,10 Mio t. Insbesondere der Vollmilchpulverexport soll 2016 abnehmen, und zwar um 2,9 % auf 1,34 Mio t. Desweiteren sollen die Verkäufe von Magermilchpulver an Auslandskunden dieses Jahr um 31.000 t oder 7,5 % auf 380.000 t sinken. China war bei beiden Produkten mit 354.000 t Vollmilchpulver und fast 123.000 t  Hauptabnehmer.
Lediglich für Trinkmilch und Babymilchpulver erwartet die US-Botschaft mit Blick auf das laufende Jahr deutlich steigende Ausfuhren: Prognostiziert wird, dass der Export von Trinkmilch um 39.000 t oder 22,8 % auf 210.000 t zunimmt und der von Babymilchpulver um 4.000 t oder 11,8 % auf 38.000 t. (AgE)
Umrechnungskurs: 1 NZ$ = 0,6047 Euro