Mastitis

Mykoplasmen: Infizierte Tiere merzen

Treten in einer Milchviehherde Mastitiden auf, die durch Mykoplasmen verursacht werden, muss schnell gehandelt werden. Die sichere und zügige Identifikation infizierter Tiere sowie die Unterbrechung der Infektionskette sind wesentliche Maßnahmen zur Sanierung der Herde. Da keine sicher wirkende Therapie existiert, kann nur durch eine Separation infizierter Kühe und die spätere Merzung eine Weiterverbreitung verhindert werden.

Infiziert sich eine Milchdrüse mit Mykoplasmen, kann das bereits bei niedrigen Dosen (100KbE) kontagiöse Mastitiden zur Folge haben. Sie gehen mit einer hohen Mykoplasmenausscheidung über die Milch einher. Die Infektion breitet sich rasant aus, bei infizierten Kühen geht  die Milchleistung stark zurück.
Obwohl sich der Erreger in-vitro durchaus gegenüber verschiedener Antibiotika sensibel zeigt, existieren bislang keine sicher wirkenden Therapiekonzepte. Aus diesem Grund besteht die Bekämpfung nur aus der Identifikation erkrankter Tiere und der anschließenden Separation oder Ausmerzung. Kosten entstehen so nicht nur für die nicht abgelieferte Milch und den Tierarzt, sondern vor allem für die Remontierung.

Spezielle diagnostische Technik notwendig

Der Nachweis von Mykoplasmen in der Milch ist nur mittels spezieller diagnostischer Technik möglich, sie können bei der Standarduntersuchung von Viertel- oder Einzelgemelksproben nicht diagnostiziert werden. Üblicherweise findet eine Diagnostik auf Mykoplasmen als Mastitiserreger erst dann statt, wenn in einer Milchviehherde Mastiden mit einem typischen klinischen Bild auftreten, die auf Standardtherapieversuche nicht ansprechen und deren Sekretuntersuchung im Rahmen der Standarddiagnostik zu einem negativen Befund führt.
Zur Identifizierung erkrankter Tiere können Einzel- oder auch Herdensammelmilchproben herangezogen werden, da die Ausscheidungsraten bei Mykoplasmeninfektionen meist hoch ist. Bei Herden mit bis zu 1.000 Kühen können Sensitivitäten von bis zu 99,5 % erreicht werden. Da jedoch, besonders bei ansonsten stabiler Immunitätslage, die Ausscheidungsraten geringer ausfallen können, kann diese Sensitivität auch auf unter 75 % fallen. Es stehen mehrere Möglichkeiten zum Nachweis von Mykoplasmen zur Verfügung, der kulturelle Nachweis hat aber die größte Bedeutung. Frische Milch eignet sich dabei am besten zur Untersuchung, da ein pH-Wert von 6,6 nicht unterschritten werden darf. Die osmotische Tolleranz von Mykoplasmen ist beschränkt, auf den Zusatz von konservierenden Substanzen sollte deshalb verzichtet werden. 

Wässriges, rotbraunes Sekret mit groben Flocken

Kühe unterschiedlicher Laktationsstadien erkranken unterschiedlich häufig an Mykoplasmenmastitiden. Oft gehen der klinischen Erkrankung eine Vorerkrankung durch andere Mastitiserreger und eine entsprechende Vorbehandlung voraus. Typisch ist die Zunahme von schweren Sekret- und Milchdrüsengewebsveränderungen ohne Störungen des Allgemeinbefindens. Trotz frühzeitiger Therapie scheinen die Infektionen von Viertel zu Viertel der Kühe zu springen. Der Milchverlust ist erheblich. Das Sekret ist wässrig bis grießig, oft von rotbrauner Farbe und mit sandigen oder grobflockigen Bestandteilen versehen.
Einschleppung durch Tierzukauf
Meist werden Mykoplasmen durch Tierzukauf in eine Herde eingeschleppt. Deshalb ist eine Untersuchung von Zukaufstieren auf Mykoplasmenausscheidung in der Milch zu empfehlen. Grundsätzliche Managementmaßnahmen zur Verhinderung der Mastitiserregerübertragung sind hier von wesentlicher Bedeutung.
Separierte Kühe müssen entsprechend markiert, getrennt aufgestallt und am Ende der jeweiligen Melkzeit gemolken werden. Klinisch auffällige Tiere werden in betroffenen Herden meist bald gemerzt. Übrig bleiben jedoch häufig latent oder subklinisch infizierte Tiere, die durchaus ein Risiko für bislang gesunde Tiere darstellen. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten bleiben diese Tiere im Bestand. Diese Vorgehensweise ist nachvollziehbar, nimmt aber große Risiken für die Weiterverbreitung in der Herde billigend in Kauf. Ökonomische Vorteile setzen eine strikte innerbetriebliche Hygiene und die Kenntnis aller beteiligten Menschen um das bestehende Risiko voraus.



Quelle: Prof. Dr. Volker Krömker, FH Hannover, Kompendium Nutztier 2009