Mortellaro nicht zukaufen!

Rund 12% aller Rinder sind an Mortellaro erkrankt. Wissenschaftler der Uni Wien fordern daher eine routinemäßige Klauenuntersuchung auf Zuchtviehauktionen, um den Zukauf (Ausbreitung) von Mortellaro zu verhindern.

Die Einschleppung von Mortellaro über Zuchtviehauktionen birgt ein besonderes Risiko und wurde nun erstmals von der Veterinärmedizinischen Universität in Wien, Institut für Tierzucht und Genetik, untersucht. Die Wissenschaftler um Prof. Dr. Kofler untersuchten 199 Erstlingskühe, welche stichprobenmäßig aus 1.100 Jungkühen bei 10 Versteigerungen eines österreichischen Fleckviehzuchtverbandes ausgewählt wurden. Einen Tag vor der Auktion wurden diese Kühe in einem Klauenpflegestand an den Hinterklauen auf Mortellaro und Klauenhornerkrankungen untersucht
Ergebnis: Bei 24 Erstlingskühen aus 19 Betrieben konnten Mortellaro Läsionen nachgewiesen werden, bei 9 Tieren sogar an beiden Hinterbeinen. Damit betrug die Erkrankungshäufigkeit von Mortellaro während dem Untersuchungszeitraum in diesem Auktionszentrum 12,1%. Die meisten Mortellaro-Fälle befanden sich schon in fortgeschritteneren Stadien (akut bzw. chronisch). Die Größe der Läsionen lag zwischen 0,5 und 3 cm im Durchmesser. Andere Klauenhornerkrankungen kamen bei den Erstlingskühen zu 15,1% vor; dazu zählen Sohlengeschwüre, Weiße-Linie-Defekte, Doppelte Sohlen und lose Wände.
Insgesamt wurden bei 25% der Erstlingskühe in diesem Auktionszentrum Klauenerkrankungen festgestellt, d.h. jede 4. Kuh hatte bei der Versteigerung irgendeine Klauenerkrankung!
Fazit: Das Risiko der Krankheitsausbreitung ist groß. Angenommen alle erkrankten Färsen (12,1%) werden in neue, Mortellaro freie Herden, verbracht, werden in einem Jahr 133 Herden neu mit dem Mortellaro-Errger infiziert. Hinzu kommt, dass auch gesunde Kühe durch die gemeinsame Benutzung der Stallungen im Auktionszentrum infiziert werden können.

Wie kann man vorbeugen?

Käufern von Zuchtvieh wird empfohlen, vor dem Tierzukauf eine genaue Klauenuntersuchung durch Fachkundige am Betrieb oder auf der Auktion zu verlangen. Außerdem würden sechs Wochen Quarantäne vor der Einbringung zugekaufter Zuchtrinder in die Herde helfen, die Ausbreitung von Mortellaro einzudämmen. Sinnvoll wäre außerdem, nur Kühe aus DD freien Beständen zuzukaufen; das wird aber in der Praxis schwierig umzusetzen sein.
Dermatitis digitalis (DD) oder Mortellaro ist eine der weltweit wichtigsten Lahmheitsursachen bei Milchkühen. Die wirtschaftlichen Verluste in Folge verminderter Milchleistung, Furchtbarkeitsstörungen, vorzeitigen Abgängen und dem Behandlungsaufwand sind enorm. Wird eine Herde neu mit der Krankheit infiziert, kommt es zu einer explosionsartigen Vermehrung, bei der bis zu 90% der Kühe betroffen sein können. Im weiteren Verlauf kann die Krankheit bis zum chronischen Stadium übergehen, das für die Kühe allerdings nicht mehr schmerzhaft ist.