Lameness in Ruminants 2017

Mortellaro mit Verbänden behandeln

Mortellaro-Läsionen heilen besser, wenn Verbände dabei helfen, die verwendeten Medikamente an Ort und Stelle zu halten. Dieses und weitere praxisrelevante Themen wurden vergangene Woche auf der 11. Internationalen Lahmheits-Konferenz in München vorgestellt.

Mortellaro sorgt auf vielen Betrieben für große Probleme. Auch die Suche nach der besten Behandlungsmethode geht weiter. Eine Studie von Tierarzt Marcus Klawitter der Freien Universität Berlin (Klawitter et al., 2016) hat sich jetzt damit befasst, ob Mortellaro-Läsionen mit oder ohne Verband besser abheilen. Dazu wurden 162 Holstein Friesian-Kühe mit einer akuten Mortellaro-Läsion (M2-Stadium) zufällig einer der Behandlungsgruppen zugeteilt. Eine Hälfte der Kühe erhielt eine Behandlung mit einem antibiotischen Spray (CTC-Spray). Etwa 50% dieser Kühe bekamen einen Verband, 50% nicht. Als weitere Versuchsvariante wurden die übrigen Kühe mit einem nicht-antibiotischen Gel (Intra Hoof-fit Gel), wiederum entweder mit oder ohne Verband, behandelt. Vier Wochen lang überprüften die Forscher die Wunden, fotografierten sie und maßen die Größe der Läsionen mittels einer Software aus.
Ergebnis: Kühe, die einen Verband bekamen, wiesen schneller wieder eine intakte Hautoberfläche auf als Kühe ohne Verband. Außerdem entwickelten die Kühe mit Verband seltener das chronische M4-Stadium. Das galt auch für die Variante ohne antibiotischen Wirkstoff, jedoch auf niedrigerem Niveau. Zu beachten ist jedoch, dass die hier eingesetzten Verbände sehr dick gepolstert waren (weiche Wundauflage, Verband, Hufteer) und regelmäßig gewechselt wurden.
Die Verbände hatten jedoch keinen Einfluss darauf, wie stark die Tiere lahmten (Lahmheitsscore). 

Gruppe

Behandlung

Anzahl Läsionen zu Beginn (Woche 0)

Anzahl ausgeheilter Läsionen bis zu Woche 4

1

antibiotisches Spray

41

18 (44%)

2

antibiotisches Spray + Verband

44

38 (86%)

3

IHF-Gel

40

12 (30%)

4

IHF-Gel + Verband

38

27 (71%)

Auch wenn im chronischen Stadium keine akuten Wunden auftreten, bleibt Mortellaro gefährlich. Auf die Spätfolgen chronischer Mortellaroinfektionen wies Dörte Döpfer (Uni Madison, Wisconsin) hin:
  • Die betroffenen Hautpartien bilden verstärkt Gewebe, welches die „Tasche“ am Ende des Zwischenklauenspalts vertieft und Bakterien gute Bedingungen bietet,
  • Klauenfäule in Schichten, anfälliges Klauenhorn,
  • Mikrotraumata im Ballenhorn, das überproportional wächst und so Eintrittspforten für Bakterien bieten die Klauenerkrankungen wie Phlegmone auslösen können,
  • Mechanische, nicht-infektiöse Klauenläsionen als Folge unausbalancierter Belastung des Klauenhorns (Sohlengeschwüre, Wandabszesse, blockige Klauen),
  • Mit Treponemen infizierte Hautläsionen in untypsichen Orten wie Euterbasis, Euterhaut, Kniefalten, Sprunggelenk , Sohlengeschwüren, Wandabszessen.

  • Die betroffenen Hautpartien bilden verstärkt Gewebe, welches die „Tasche“ am Ende des Zwischenklauenspalts vertieft und Bakterien gute Bedingungen bietet,
  • Klauenfäule in Schichten, anfälliges Klauenhorn,
  • Mikrotraumata im Ballenhorn, das überproportional wächst und so Eintrittspforten für Bakterien bieten die Klauenerkrankungen wie Phlegmone auslösen können,
  • Mechanische, nicht-infektiöse Klauenläsionen als Folge unausbalancierter Belastung des Klauenhorns (Sohlengeschwüre, Wandabszesse, blockige Klauen),
  • Mit Treponemen infizierte Hautläsionen in untypsichen Orten wie Euterbasis, Euterhaut, Kniefalten, Sprunggelenk , Sohlengeschwüren, Wandabszessen.

Die bisher unterschätzten Folgen von Mortellaro-Infektionen würden erst nach und nach mit der Krankheit in Verbindung gebracht. So sorgen auch chronische Mortellaro-Fälle für wirtschaftliche Einbußen!

Funktionelle Klauenpflege: Sind 7,5 cm noch zeitgemäß?

Das Fünf-Punkte-Schema der funktionellen Klauenpflege wurde in den 90er Jahren in den Niederlanden entwickelt. Doch in den letzten 30 Jahren haben die Kühe sich verändert und sind viel größer und schwerer geworden. Klauenpfleger und Forscher diskutieren nun, ob dadurch nicht auch die Zielwerte der Klauenpflege angepasst werden. Bisher wird die Vorderwand der Innenklaue auf eine Länge von 7,5 cm eingekürzt; bei älteren, großen Kühen auch schon einmal auf 8 cm. Es besteht die Befürchtung, dass die Sohle bei einer Wandlänge von 7,5 cm zu dünn gerät.
Um das zu überprüfen, haben Forscher des Royal Veterinary College aus England (Reilly et al.) Kühe von 11 Farmen im Südwesten Englands untersucht. An den Hinterklauen maßen sie die Vorderwandlänge (gemessen von der Spitze bis zu dem Punkt, an dem das Horn auf Druck unnachgiebig reagiert) und die zugehörige Sohlendicke (Ultraschall). Ergebnis: Von 174 Kühen wiesen 18,5% der Kühe bei einer Wandlänge von 7,5 cm eine Sohlendicke von unter 5 mm auf. Die Autoren geben daher an, dass wenigstens bei diesem Prozentsatz der Tiere eine Andlänge von mehr als 7,5 cm nötig gewesen wäre. Sie empfehlen daher, die Wandlänge auf 8,5 cm einzukürzen, um sicher zu gehen, dass alle Kühe eine genügend dicke Sohle aufweisen.
Hinweis: In der nachfolgenden Diskussion merkten Zuhörer an, dass es schwierig sei, die Wandlänge sicher zu bestimmen. Sinnvoller als eine neue fixe Regel sei es nach Meinung einiger Klauenpfleger, sich die individuelle Kuh anzuschauen und darauf basierend zu entscheiden.

Mit Sensoren Lahmheiten vorhersagen

Lahme Kühe sicher zu erkennen und nicht über die Zeit betriebsblind zu werden, ist eine große Aufgabe für jeden Milchviehhalter. Schön wäre es darum, wenn Sensoren, Software & Co lahme Kühe herausfiltern würden. Welche Parameter sich eignen, war das Ergebnis einer Studie von Schindhelm et al. (LfL Bayern). 60 Fleckviehkühe, beheimatet in einem Stall mit Melkroboter und Wiegetrögen und ausgestattet mit Aktivitätsmessern, lieferten ein Jahr lang die Daten.
Ergebnis: Durch eine kombinierte Analyse von Leistungsparametern wie Futteraufnahme oder Milchleistung und Verhaltensparametern wie Liege- und Fressverhalten können lahme Kühe künftig automatisch mithilfe von Sensoren aufgespürt werden. Denn die Parameter Fresszeit, Liegezeit und Milchleistung/Futteraufnahme sowie Milchleistung/Liegezeit (zusammen betrachtet) zeigten rückblickend betrachtet frühzeitig an, wenn eine Kuh lahm ging. Leider kann ein normaler Betrieb nicht auf Wiegetröge zurückgreifen. Auch müsste für den praktischen Einsatz noch eine Software entwickelt werden, die erkrankte Kühe automatisch auf einer Alarmliste ausweist.  
Mehr Ergebnisse von diesem Kongress erhalten Sie in der kommenden Elite 6/17 in der Rubrik „Kongressbericht“!
Bearbeitet: Stöcker
Quelle: 11. Lameness in Ruminants Conference, München, 2017