Molkereien fürchten um ihre Margen

Laut der EU können die Milchbauern durchatmen: Die Milchpreise sollen stabil bleiben! Indessen sehen viele Molkereien derzeit ihre Margen schmelzen, denn der Handel stäubt sich vehement gegen Preisherhöhungen. Stattdessen setzt er auf deutliche Rabatte bei Markenprodukten. Hinter den Kulissen wird derzeit um jeden Cent gefochten.

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Trotz rückläufiger Kuhzahlen wird für das laufende Jahr eine Steigerung des Milchaufkommens in der EU um 0.7 % erwartet (im Vergleich zu 2016). Erklärt wird dieser Effekt (weniger Kühe aber mehr Milch auf dem Markt) in erster Linie mit Leistungssteigerungen und den vielen Färsen, die bald abkalben werden. Dank guter Futterernten und hoher Milchpreise haben anscheinend viele Milchfarmer ihre Jungviehbestände aufgestockt. Für das kommende Jahr 2018 wird in Brüssel deshalb auch mit einer Steigerung der Milchproduktion um ein Prozent kalkuliert. Die zusätzlichen Mengen dürften insbesondere in den beiden großen Erzeugerstaaten der EU, in Deutschland und in Frankreich gemolken werden.
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Trotz rückläufiger Kuhzahlen wird für das laufende Jahr eine Steigerung des Milchaufkommens in der EU um 0.7 % erwartet (im Vergleich zu 2016). Erklärt wird dieser Effekt (weniger Kühe aber mehr Milch auf dem Markt) in erster Linie mit Leistungssteigerungen und den vielen Färsen, die bald abkalben werden. Dank guter Futterernten und hoher Milchpreise haben anscheinend viele Milchfarmer ihre Jungviehbestände aufgestockt. Für das kommende Jahr 2018 wird in Brüssel deshalb auch mit einer Steigerung der Milchproduktion um ein Prozent kalkuliert. Die zusätzlichen Mengen dürften insbesondere in den beiden großen Erzeugerstaaten der EU, in Deutschland und in Frankreich gemolken werden.

IFCN: Neuer Marktzyklus setzt ein

Kritischer bewerten die Analysten des  International Farm Comparison Network (IFCN)
in Kiel die Milchpreisentwicklung. Mangels stärkerer Nachfrageimpulse werde der Welt-Milchpreis  im kommenden Jahr sinken. Die Analysten prognostizieren zugleich den Beginn eines einen neuen Marktzyklus im Frühjahr 2018 (sinkende Milchpreise). Lukasz Wyrzykowski, Datenanalyst beim IFCN, führt dies auf die verspätete Reaktion der Bauern auf Signale aus dem Weltmarkt (keine zeitnahe Verringerung der Produktion). Laut dem IFCN werden in Zukunft verstärkt neue Technologien und soziale Fragen  sowie vor allem die Akzeptanz der Verbraucher eine größere bei der Preisbildung spielen und die bisherigen Preisbestimmenden Faktoren (Markt und Politik) als Haupttreiber ablösen.

Handel will nicht mehr zahlen – Molkereien unter Druck

Ob sich die zusätzlichen Milchmengen preismindernd auswirken, darüber sicn sich viele Experten noch uneins. Sicher scheint jedoch zu sein, dass die stark gestiegenen Preise für Rohmilch und vor allem für Rahm die Molkereien gehörig unter Druck setzen. Sie müssen in den Jahresgesprächen Preiserhöhungen für ihre Marken durchzusetzen, wenn sie ihre Margen sichern wollen. Der Handel akzeptiert Preiserhöhungen aber nur zum Teil.
Laut der Lebensmittelzeitung (LZ) versuchen viele Molkereien derzeit mit Hochdruck, in den Jahresgesprächen Preiserhöhungen für ihre Markenartikel durchzusetzen. Einigen Molkereiunternehmen steht aufgrund der rasanten Rohstoff-Entwicklung anscheinend das Wasser bis zum Hals, berichtet die Lebensmittel Zeitung. Vor allem fettlastige" Produkte sollen teurer werden. Denn Rahm, der den Produkten zugefügt wird, ist in ganz Europa – auch durch Spekulation begründet – kaum noch zu beziehen und wenn, dann nur zu deutlich höheren Preisen, ist aus Molkereikreisen zu vernehmen. Ein Joghurt mit 3,5 Prozent Fett müsste demnach heute schon doppelt so teuer sein wie vor zwölf Monaten.
Steigende Preise für Molkereiprodukte begleiten die Konsumenten und den Lebensmitteleinzelhandel seit gut einem halben Jahr. Butter ist praktisch im Monatsrhythmus teurer geworden und auf ein neues Rekordniveau geklettert. Dort wird sie nach Einschätzung von Marktexperten auch noch mindestens bis nach dem Weihnachtsgeschäft verharren. Käse hat sich gerade erst zum 1. Oktober erneut verteuert. Die Verhandlungen für die Kontrakte über die Milchfrischprodukte beginnen ab dem 1. November.

Rabattschlachten und Lieferengpässe"

Viele Einkäufer lehnen  generelle Preiserhöhungen jedoch ab. Vielfach setzt der Handel sogar auf Sonderangebote von 50 bis zu 60 Prozent. Bei solch extremen Rabatten würden die Molkereien selbst mit Markenartikeln Verluste einfahren. Bei einigen Produkten kleben wir praktisch Tausend-Euro-Scheine an den Laster, wenn er den Hof verlässt, beschreibt ein Marktteilnehmer gegenüber der agrarzeitung (az) die Lage.
Einige wenige Molkereien scheinen sich diesen Rabattschlachten entziehen zu wollen. So finden sich immer öfter leere Plätze in den Kühlregalen. Aktuell sind einige Artikel des Lieferanten Friesland Campina im Bereich der Marken Landliebe, Tuffi & Optiwell nicht verfügbar, war kürzlich in Hit-Märkten zu lesen. Von einem Konflikt wollen aber weder die Molkereien noch die Händlern sprechen. Argumentiert wird in diesem Zusammenhang gerne mit Lieferengpässen".
Das Muskelspiel der Molkereien hat auch noch einen zweiten Grund: Zumindest bei den Markenartikeln wollen sie weg von den Jahresvereinbarungen. Bedingt durch die zunehmende Volatilität des Marktes (auch bei Markenprodukten) wollen die Molkereiunternehmen künftig öfter verhandeln. Doch daran hat der Handel naturgemäß kein Interesse, er will Dauerverhandlungen vermeiden. 

Nicht alles gefallen lassen!

DBV-Milchpräsident Karsten Schmal will sich nicht dem Preisdiktat der Einkäufer beugen. Der deutsche Milchsektor müsse langfristig eine Antwort darauf finden, wie man der steigenden Marktmacht von Lebensmitteleinzelhandel und -industrie gegenübertrete, fordert der Milchbauernpräsident. Erhebliche Chancen sieht Schmal u.a. in der Einführung von Branchenplattformen, die gemeinsame Projekte vorantreiben. Schmal verwies auf Erfahrungen aus Österreich, Frankreich sowie den Niederlanden, denen zufolge bereits durch gemeinsame Aktivitäten im Bereich der Absatzförderung ein Mehrwert erzielt werden könne. Innerhalb der Milchwirtschaft gebe es noch ausreichend Potenzial, um die Wertschöpfung und damit auch den Erzeugerpreis für die Milchbauern zu verbessern.

Branchenorganisation soll künftig höhere Wertschöpfung erlauben

Dr. Hermann Onko Aeikens, Staatssekretär vom Bundeslandwirtschaftsministerium hat sich mit Nachdruck für die Gründung einer deutschen Branchenorganisation Milch ausgesprochen. Beim Milchsymposium des Deutschen Bauernverbandes (DBV) wies Aeikens heute in Berlin darauf hin, dass die zurückliegende Milchkrise deutliche Wettbewerbsunterschiede zwischen den Molkereien innerhalb des Bundesgebietes, aber auch zwischen der deutschen und anderen europäischen Vermarktungsregionen aufgezeigt habe. Dabei habe sich herausgestellt, dass anderenorts mit klugem Marketing oder strenger Lieferdisziplin eine höhere Wertschöpfung erzielt worden sei, während in Deutschland in dieser Hinsicht durchaus noch Optimierungspotential bestehe.
Der Staatssekretär empfiehlt der deutschen Branche, von den positiven Beispielen in anderen Ländern zu lernen. Zwar erlaube eine Branchenorganisation im Rahmen der Gemeinsamen Marktordnung (GMO) zwar keine Mengen- und Preissteuerung. Unabhängig davon könne eine solche Vereinigung aber die gemeinsamen Interessen aller Akteure in der Wertschöpfungskette besser koordinieren und dabei helfen, effektiver auf die zunehmenden gesellschaftlichen Forderungen hinsichtlich Tierwohl und Nachhaltigkeit einzugehen.

Milchbauern sollen mitfianzieren!

Wichtigste Voraussetzung sei jedoch ein Grundverständnis dafür, dass Probleme gemeinsam gelöst und nicht „nach unten abgewälzt“ würden, betonte der Staatssekretär. Klar müsse den Mitgliedern auch sei, dass eine solche Organisation finanziell von allen Beteiligten getragen werden müsse, so Aeikens. Unter diesen Bedingungen könne ein Brachenverband Milch als gemeinsame Plattform einen echten Mehrwert für die Akteure der Wertschöpfungskette Milch mit sich bringen.
MIV: Die Zeit der Superbilligpreise ist vorbei,
Beim Milchindustrieverband (MIV) ist man überzeugt, dass sich die aufgeheizte Lage am Milchmarkt auch wieder beruhigen wird. Volatilität heißt: Es geht rauf und runter, versucht  Eckhard Heuser, MIV- Hauptgeschäftsführer zu beruhigen. Allerdings sei die Zeit der Superbilligpreise vorbei, gibt er dem Handel zu verstehen
Quelle: Australien Dairy Farmer; AgE; agrarzeitung; Lebensmittel Zeitung; ec.europa.eu;