Mit einem Auge die Herde beobachten, mit dem zweiten den Markt!

Die zunehmende Globalisierung erlaubt es Milcherzeugern nicht mehr, sich ausschließlich um die eigenen Kühe zu kümmern. Das Verständnis für Märkte bzw. deren Auswirkungen ist ebenso wichtig wie die Produktionstechnik im Griff zu haben, glaubt EDF-Präsident Jean Francois Verdenal.

Mit einem Auge

(Bildquelle: Elite Magazin)

In seinem Grußwort an die insgesamt 270 Teilnehmer, Milcherzeuger, Berater und Mitarbeiter aus der nachgelagerten Industrie, die im mittelenglischen Stoneleigh (in der Nähe von Birmingham) am diesjährigen Kongress der European Dairy Farmer (EDF) teilgenommen haben, forderte Verdenal die Milcherzeuger dazu auf, sich stärker mit den Märkten von Morgen zu beschäftigen. Trotz aller Erfolgsmeldungen, dem aktuellen Hype auf den internationalen Märkten, warnte der EDF-Präsident vor allzu großer Euphorie. Das fragile Gleichgewicht, in dem sich Nachfrage und Angebot gerade befinden, könne sehr schnell wieder aus der Balance geraten:
  • Die Finanzkrise (ist noch lange nicht ausgestanden; noch ist unklar, ob sich die Situation in Griechenland, Portugal und anderen Ländern in absehbarer Zukunft stabilisiert).
  • In den Ländern des Maghreb (Ägypten, Libyien, Tunesien) ist die politische Situation noch sehr fragil.
  • Klimatische Veränderungen, die zu enormen wirtschaftlichen Schäden führen können, wie kürzlich in Japan.
  • Preisvolatilität von Rohstoffen (Steigerung der Produktionskosten)
  • Währungsschwankungen, insbesondere das Verhältnis von Dollar:Euro
  • Internationale Abkommen (Doha-Runde)
  • Flächenfraß/Konkurrenz durch Industrie und grüner Energie.

Alle diese Punkte könnten kurzfristig erhebliche Veränderungen an den Milchmärkten auslösen und zu erheblichen Preisschwankungen führen, warnte Verdenal. Derzeit seien die Läger in Europa zwar leer, was letztlich zu dem Anstieg der Rohstoff- und auch zu den hohen Milchauszahlungspreisen geführt habe, doch die sprunghaft gestiegenen Kosten (Energie, Dünger, Futter) hätten bereits einen Teil der Mehreinnahmen kompensiert.
  • Die Finanzkrise (ist noch lange nicht ausgestanden; noch ist unklar, ob sich die Situation in Griechenland, Portugal und anderen Ländern in absehbarer Zukunft stabilisiert).
  • In den Ländern des Maghreb (Ägypten, Libyien, Tunesien) ist die politische Situation noch sehr fragil.
  • Klimatische Veränderungen, die zu enormen wirtschaftlichen Schäden führen können, wie kürzlich in Japan.
  • Preisvolatilität von Rohstoffen (Steigerung der Produktionskosten)
  • Währungsschwankungen, insbesondere das Verhältnis von Dollar:Euro
  • Internationale Abkommen (Doha-Runde)
  • Flächenfraß/Konkurrenz durch Industrie und grüner Energie.

Risikovorsorge: Strategien der Molkereikonzerne hinterfragen
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(Bildquelle: Elite Magazin)

Der EDF-Präsident legte den anwesenden Milcherzeugern denn auch ans Herz, sich vor Preiseinbrüchen zu schützen bzw. eine Risikovorsorge zu betreiben. So könnten Milchpreise z.B. an Warenterminbörsen abgesichert werden. Zur Risikovorsorge gehört laut Verdenal aber auch, dass man sich noch stärker als bisher schon mit den Marktpartner bzw. deren Strategien auseinandersetzt. „Konzerne, die Milliarden investieren, haben eine Strategie. Es ist wichtig, dass wir deren Visionen verstehen.“ Denn wer auch morgen noch Milch absetzen wolle, müsse wissen, welche Strategie seine Molkerei verfolge, ob eine Partnerschaft dem eigenen Unternehmen langfristig ein gutes Auskommen ermögliche.
Um zu verstehen, wie sich Märkte entwickeln, empfiehlt Verdenal den Milchfarmern, sich stärker mit den Marktmechanismen zu beschäftigen und zukunftsweisende Unternehmensstrategien zu entwickeln. Es reiche nicht mehr aus, sich allein um die Milchviehherde zu kümmern, diese im Griff zu haben, glaubt Verdenal. Vielmehr müsse darüber nachgedacht werden, wie z.B. den klimatischen Herausforderungen oder den Verbraucherwünschen begegnet werden könne. Lösungen könnten in einem saisonalen Kalbeschwerpunkt liegen, verstärktem Weidegang, ökologischer Wirtschaftsweise oder der Entwicklung neuer mehrwertiger Produkte gemeinsam mit einem Milchverarbeiter. Der neuseeländische Molkereiriese Fonterra habe dies längst erkannt. Der innovative Konzern handele nach der Devise „the market is our only guide“.