Melkroboter überzeugen

110 Melkroboter-Betriebe wurden zu ihren Kaufentscheidungen sowie ihren Erfahrungen mit der Effizienz und der Zuverlässigkeit ihres automatischen Melksystems befragt. Was in der Praxis überzeugt und wo es noch klemmt, erfahren Sie hier!

Die Umfrage wurde in einem gemeinsamen Projekt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und dem Landeskontrollverband Weser-Ems durchgeführt. Insgesamt wurden 110 AMS-Betriebe befragt, die im Mittel 90,6 Kühe hielten (39 bis 252 Kühe) und deren Herdenleistung im Durchschnitt bei 9.224 kg Milch je Kuh und Jahr lag. Spitzenbetriebe erreichten Herdenleistungen von 11.000 kg Milch.
Lely und DeLaval dominieren am Markt

Hinsichtlich der Hersteller waren automatische Melkverfahren von Lely mit einem Anteil von 57,3 % am meisten vertreten. Es folgten die Anlagen von DeLaval (34,5 %), andere Fabrikate kamen auf einen Anteil von 8,2 %. Entsprechend den Fabrikanten waren Einzelboxenanlagen mit einem Anteil von 94,5 % gegenüber Mehrboxenanlagen (5,5 %) dominierend. Der Zugang zu den Melkrobotern erfolgte in 83 Betrieben mit freiem Kuhverkehr (75,5 %), 27 Betriebe nutzten den gelenkten Kuhverkehr. Die unterschiedliche Philosophie der Hersteller machte sich auch bei den Systemen des Kuhverkehrs bemerkbar. So nutzten die 63 Betriebe mit einem Lely-Melkroboter bis auf eine Ausnahme den freien Kuhverkehr. Von den 38 Betrieben mit einem DeLaval-Melkroboter arbeiteten 24 mit einem gelenkten Kuhverkehr, während die Kühe in den anderen 14 DeLaval-Betrieben einen freien Zugang zum AMS hatten.

Reserven in der ökonomischen Effizienz

Die Auswertungen in der nachfolgenden Tabelle zeigen, dass die Betriebe in den aufgeführten Kennwerten deutlich differieren. Vergleicht man die Durchschnittswerte einzelner Merkmale in den 25 besseren und in den 25 weniger guten Betrieben, so wird deutlich, dass noch beachtliche Reserven zur Optimierung der ökonomischen Effizienz bei vielen automatischen Melksystemen vorhanden sind.

Unterschiedliche Kaufgründe

Bei der Angabe möglicher Kaufgründe waren Mehrfachnennungen möglich. Eindeutig im Vordergrund stand bei den Gründen für den Erwerb des Melkroboters der Bereich Arbeitswirtschaft. Die Arbeitserleichterung durch den Wegfall der Melkarbeit wurde mit 106 Nennungen am häufigsten genannt. Es folgten die erwartete Zeitersparnis (98 Nennungen) und die flexiblere Arbeitszeit (89 Nennungen). Mit einem deutlichen Abstand bei der Zahl der Nennungen folgten die Möglichkeit der einfacheren Integration in vorhandene Stallgebäude  und die Vermeidung der Abhängigkeit von Fremdarbeitskräften. Obwohl sich die Technik im Bereich der Tierkontrolle gerade im AMS-Bereich ständig weiter entwickelt, wurde dieser Bereich als Kaufargument mit 39 Nennungen deutlich seltener genannt.
Erfragt wurde von den Betriebsleitern auch, ob sich die genannten Kaufargumente nach der Inbetriebnahme des AMS auch tatsächlich bestätigt haben. Dabei zeigte sich, dass die Zwischenlösung vor einer späteren Aufstockung, die einfache Integration in vorhandene Stallgebäude und die speziellen sonstigen Gründe (Tierhaarallergie, Kaufpreisgleichheit, leichte Umsetzung) als Kaufgründe zu fast 100 % bestätigt werden. Eine relativ hohe Zustimmungsquote erreichten aber auch die Kaufargumente wie die bessere Tierkontrolle (80 %), der gesamte Bereich der Arbeitswirtschaft (81 bis 89 %), sowie die Vermeidung der Abhängigkeit von Fremdarbeitskräften (92 %).

Gute Noten für die Hersteller

Befragt wurden die Betriebe auch nach der Zufriedenheit mit dem Hersteller bzw. dem Fachhändler vom Zeitraum der Planungsphase vor dem Kauf des Melkroboters bis zum Service im laufenden Betrieb. Die Bewertungen lagen für fast alle Fragestellungen im Bereich „gut“ und besser. Dennoch hält drei Viertel der Betriebe eine firmenunabhängige, neutrale Beratung für sinnvoll. Insgesamt sehr positiv sind auch die Bewertungen, wenn es um die allgemeine Zufriedenheit mit dem Melkroboter geht und um die Einschätzung, ob sich die in das neue Melksystem gesetzten Erwartungen erfüllt haben. Der Anteil der Betriebsleiter, die eine eher negative Bewertung abgaben, war mit 3,6 % gering. Temporär schien es aber durchaus Probleme gegeben zu haben. Immerhin 54 der befragten Betriebe (49,5 %) bejahten die Frage, ob es wegen Funktionsstörungen, Defekten, Serviceproblemen o.ä. zwischenzeitlich Zeiten gegeben hat, in denen man mit dem Melkroboter weniger zufrieden war. Gute Bewertungen ergaben sich auch bei der Frage, ob man heute wieder ein AMS kaufen und sich wieder für das gleiche Fabrikat entscheiden würde. Mit Bewertungen im Bereich von 1,5 gab es eine sehr hohe Zustimmung und auch der Anteil der Betriebsleiter, die sich bei diesen Fragestellungen eher kritisch äußerte, war doch recht gering.
 
Quelle: Dr. Jakob Groenewold (LWK Niedersachsen), Dr. Ernst Bohlsen (LKV Weser-Ems)