Milch-Marker-Index soll Auszahlungspreise stabilisieren

Ein neuer Milch-Marker-Index soll Milcherzeugern als Hilfestellung bei der Preisverhandlung dienen und helfen, Basispreise bei der Milchvermarktung durchzusetzen. Der Index berechnet Produktionskosten für die Milcherzeugung auf Grundlage realer Produktionsdaten.

Im Rahmen des deutschen Marktstrukturgesetzes wird Landwirten, vor allem aufgrund ihrer schwächeren Marktstellung, eine besondere Ausnahmestellung im Wettbewerbsrecht eingeräumt. Sie dürfen sowohl in einer Genossenschaft als auch in einer Erzeugergemeinschaft (EZG) Mitglied sein und daher auch mit Genossenschaften in Preisverhandlungen gehen. Das deutsche Marktstrukturgesetz bietet Erzeugern so die Möglichkeit, den immer größer werdenden Molkereien bei Preisverhandlungen ein Marktgewicht entgegenzusetzen.
Um Landwirte dabei zu unterstützen, führt die Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Milch Board w. V. ab Januar 2013 den Milch-Marker-Index (MMI) ein. Am MMI (tatsächliche Produktionskosten in der Milcherzeugung) lässt sich ablesen, ob die Produktionskosten im Vergleich zur letzten Berechnung gestiegen oder gesunken sind. Bei dessen Berechnung werden sowohl regionale als saisonale Aspekte berücksichtigt. Der vierteljährlich veröffentlichte Index wird für drei Regionen (Nord, Ost und Süd) berechnet.

Umfassende Datenbasis

Grundlage der Berechnung sind die von der EU-Kommission ermittelten und zur Verfügung gestellten INLB-Daten (Informationsnetz landwirtschaftlicher Buchführungen) sowie Daten des Statistischen Bundesamtes. Das Berechnungsverfahren soll die reinen Produktionskosten abbilden. Ergänzt werden die Produktionskosten durch einen Einkommensansatz. Auf die Einbindung von Opportunitätskosten (Faktorkosten) wird hingegen verzichtet.
Mit der Einführung des Index hofft man beim Milch Board die Verhandlungen der Milcherzeugergemeinschaften (MEG) mit den Milchverarbeitern zu vereinfachen. „Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwierig es ist, kostendeckende Preise durchzusetzen“, erklärte Peter Guhl, der Vorstandsvorsitzende des Milch Board und zugleich auch Vorstandsmitglied der MEG Nordpool auf einer Pressekonferenz heute in Münster. Es fehle beispielsweise an belastbaren Daten, mit denen man bei Vertragsverhandlungen die Preissteigerungen der letzten Monate dokumentieren könne. Noch immer würden bei den Verhandlungen Molkereien versuchen, die Auszahlungspreise monatlich festzusetzen.

"Jeder Erzeuger erhält den Milchpreis, der ihm zusteht"

Großen Wert legt man beim Milch Board auf die Zusammenarbeit mit den Molkereien. Wir wollen weder mit dem Kopf durch die Wand noch die Molkerein in die Enge treiben, so Guhl. Man wolle in den Preisverhandlungen nur das bestmögliche für die 18.000 Mitglieder (ca. 7 Mrd. kg Milch) des Milch Boards herausholen. Dank der zunehmenden Bündelungsaktivitäten blicke man zuversichtlich nach vorne. Schließlich seien etliche MEG's in den letzten 24 Monaten gegründet worden. Nach vorne, feste Preise zu verhandeln, das wird sich einbürgern, so Guhl. Jeder Erzeuger erhält den Milchpreis, der ihm zusteht, richtete Guhl das Wort an all diejenigen, die sich systemkonform verhalten und der Bündelung noch abwartent gegenüberstehen.

Index soll auch in Frankreich und Belgien eingeführt werden

Eine Präsentation erster konkreter Index-Daten erfolgt am 17. Januar 2013 anlässlich der Internationalen Grünen Woche Berlin. Die Milch-Marker-Index-Daten können dann auf der Internetseite www.milch-board.de abgerufen werden. Zudem hält die MEG Milch Board Hintergrundinformationen zur Berechnung der Produktionskosten für die Milcherzeugung bereit.
Unterstützt (auch finanziell) wird das Milch Board vom European Milkboard (EMB). Die Dachorganisation hat bereits erklärt, das Berechnungsmodell übernehmen zu wollen. In 2013 sollen denn auch in Frankreich und in Belgien entsprechende Indizes eingeführt werden.