Mehr Kühe – weniger Milch

Die spezialisierten Milcherzeuger in Schleswig-Holstein starten durch. Um zehn Kühe haben sie im Auswertungsjahr 2012/13 ihre Herden aufgestockt. 118 Kühe werden im Durchschnittsbetrieb mittlerweile gemolken. Betrachtet man die rückläufigen Milchleistungen, drängt sich der Eindruck auf, dass die Masse zulasten der Klasse geht.

Die Herdenleistung der 1.114 ausgewerteten Milchviehbetriebe (26 % der Unternehmen im nördlichsten Bundesland) verringerte sich im Auswertungsjahr zum dritten Mal in Folge, diesmal um 168 kg auf nunmehr 8.228 kg (2011/12: 8.396 kg; 2010/11: 8.486 kg). Infolge der starken Bestandsaufstockung melkt der Durchschnittsbetrieb im Norden mittlerweile 970.000 kg Milch. In diesem Winter dürfte erstmals der magische Schwellenwert, eine Anlieferung von 1,0 Mio. kg, überschritten werden.
Herdengröße

(Bildquelle: Elite Magazin)

Produktionskosten sind deutlich angestiegen

Deutlich zusammengeschmolzen sind auch die Gewinne der Milchprofis: Vor allem die Milchpreisdelle im Jahr 2012 spiegelt sich in den Betriebszweigauswertungen negativ wider. Der durchschnittliche Gewinn blieb mit 6,69 ct/kg ECM deutlich hinter dem Vorjahreswert von 10,85 Cent zurück. „Das ist das zweitschlechteste Ergebnis seit Beginn der Datenauswertung“, erklärte Johannes Thomsen, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein auf der Jahrestagung der Rinderspezialberatung in Rendsburg. Der Gewinneinbruch hat sich zudem noch durch den starken Kostenanstieg weiter verstärkt.  Die Produktion eines Kilogramm Milch kostete im Auswertungszeitraum 44,52 Cent und damit rund 3,3 Cent mehr als noch im Vorjahr (8,5 ct mehr als 2009/10). „Der enorme Kostenanstieg bereitet uns große Sorgen“, erklärte Claus Heller, der Präsident der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Vor allem Pacht und Kaufflächen seien sehr teuer geworden, „bei den aktuellen Preisen können nur noch die Besten mitreden.“

Mindestgrundpreis von 34,7 Cent wäre erforderlich gewesen

Selbst die aktuell guten Milchauszahlungspreise, die sich bei rund 40 Cent eingependelt haben, wollen nicht so richtig die Sorgenfalten aus den Gesichtern vieler Nordmelker vertreiben. Die Löcher, welche die niedrigen Auszahlungspreise in 2012 in vielen Bilanzen gerissen haben, sind noch nicht überall wieder aufgefüllt. Unter Vollkostenbetrachtung fehlten am Ende 3,84 Cent (kalk BZE).
Allerdings haben die besser gemanagten Betriebe (+25 %) auch in dem „schlechten“ Jahr unter dem Strich noch einen Unternehmergewinn in Höhe von 0,46 Cent verbuchen können. Wie auch schon in den vergangenen Jahren, gelingt es den gut organisierten Spezialisten die Produktionskosten entsprechend den Milchpreisen anzupassen. Diese Gruppe benötigte im Auswertungszeitraum denn auch nur einen Milchpreis von 30,3 Cent. Im Gegensatz dazu hätten die weniger optimierten Unternehmen für ein Kilogramm Milch mindestens 40,6 Cent erlösen müssen.

Kostentreiber Futter und Arbeitserledigung

Die Unterschiede auf der Kostenseite – auch das ist nicht neu – lagen vor allem in den Bereichen Futter und Arbeitserledigung. So fütterten die weniger optimierten (- 25 %) Milchkuhbetriebe um 5,62 Cent teurer und gaben 3,24 Cent mehr für Betriebs-/Schmierstoffe und Dienstleister aus!
Um die Futterkosten nicht weiter ausufern zu lassen, wurde den Milcherzeugern in der Auswertung erstmals der Parameter „Milch je kg Hauptfutterfläche“ (HFF) an die Hand gegeben. Die Unterschiede sind enorm: Die bessere Gruppe melkt von jedem Hektar 13.658 kg Milch, die am unteren Ende der Erfolgsskala rangierten Unternehmen hingegen nur 9.447 kg. Wie sehr sich diese Ertragsunterschiede in der Praxis auswirken können, verdeutlichte Johannes Thomsen anhand von zwei Berechnungen:
  • Pro 100 ha Futterfläche kann die bessere Gruppe theoretisch 1,3 Mio. kg Milch erzeugen, die weniger gut geführten Betriebe „ernten“ hingegen nur 944.000 kg Milch.
  • Pro 100 Kühe benötigt die bessere Gruppe theoretisch 64 ha Futterfläche, die weniger gut geführten Betriebe müssten hingegen 80 ha bewirtschaften, um die gleiche Anzahl Kühe satt zu bekommen.

  • Pro 100 ha Futterfläche kann die bessere Gruppe theoretisch 1,3 Mio. kg Milch erzeugen, die weniger gut geführten Betriebe „ernten“ hingegen nur 944.000 kg Milch.
  • Pro 100 Kühe benötigt die bessere Gruppe theoretisch 64 ha Futterfläche, die weniger gut geführten Betriebe müssten hingegen 80 ha bewirtschaften, um die gleiche Anzahl Kühe satt zu bekommen.

Johannes Thomsen sieht denn auch in der Leistungssteigerung den entscheidenen Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg, besonders bei einem begrenzten Flächenangebot.