Labmagenverlagerung durch Kaliummangel

Meist nehmen die Kühe zu viel Kalium durch das Futter auf, im Geburtszeitraum kann ein plötzlich auftretender Kaliummangel eine Labmagenverlagerungen auslösen.

In einigen Studien wurde beobachtet, dass Kühe mit einer Labmagenverlagerung einen niedrigen Serum-Kaliumspiegel haben. Bei Tieren, die sich nicht mehr erholten, sank der Kaliumspiegel auf ein sehr nidriges Niveau ab. Ob eine Labmagenverlagerung durch eine Hypokaliämie aussgelöt wird, ist noch bislang noch nicht untersucht worden.
In einer Studie wurde Kühen kürzlich Streifen aus der Zirkulärmuskulatur des Labmagens entnommen. Wie sich herausstellte geht mit abnehmendem extrazellulären Kaliumspiegel die Kontraktionsaktivität der Muskelstreifen der Labmagenwand zurück. Demnach könnte eine Hypkaliämie einer Labmagenverlagerung zumindest Vorschub leisten.
Wie sich herausstellte halbierte sich die Kontraktionsaktivität der Labmagenmuskulatur bei einer Abanhme der Kaliumkonzentration von 5 auf 2 mmol/l. Ein Festliegen der Kühe wurde bei einer noch geringeren Kaliumkonzentration ( 2,1 mmol/l) beobachtet. Bei allen Kühen, die in dieser Studie beobachtet wurden lagen die Plasmawerte für Kalzium und Magnesium im Normbereich. In einer weiteren Studie, die 94 Kühe mit Kaliumwerten 2,3 mmol/l einsschloss, zeigten 80 % der Tiere ein gestörtes Allgemeinbefinden und 10% ein reduziertes oder fehlendes Stehvermögen. Die Pansenmotorik war aber in 70% der Fälle reduziert. Demnach scheint der Magen-Darm-Trakt sensibler auf Hypokaliämien zu reagieren als die Skelettmuskulatur.

Wie kann es zu einer Hypokaliämie kommen?

Die Kuh nimmt das 100-fache ihres Plasma-Kaliumgehaltes mit dem Futter auf. Überschüssiges Kalium wird wieder ausgeschieden oder in das Zellinnere verschoben und dort zwischengelagert. Untersuchungen bei Schafen weisen darauf hin, dass die Kaliumaufnahme mit dem Futter durch eine erhöhte Kaliumausscheidung über die Niere reguliert wird. Wird durch eine akut reduzierte Futteraufnahme zu wenig Kalium nachgeliefert, und die Kaliumausscheidung über die Niere jedoch nicht gestoppt, kann es zu einem Nettoverlust von Kalium aus dem Körper kommen und damit zu einer Hypokaliämie. Weiterhin können Glukokortikoide (Hormone), die den Kalium-Natrium-Haushalt beeinflussen, die Kaliumauscheidung über die Niere überproportional steigern. Auch eine akute Erhöhung der Insulinkonzentration im Plasma kann den Kaliumspiegel im Plasma senken. Deshalb kann der Plasma-Kaliumspiegel auch unmittelbar nach einer intravernösen Glukoseinfusion deutlich absinken.
Fazit: Die Kuh darauf trainiert, Kaliumüberschüsse schnell zu eliminieren. Wenn jedoch plötzlich die Futteraufnahme absinkt oder ein therapeutischer Eingriff in den Glucosehaushalt (drenchen, Infusion) dazu führt, das die verfügbare Kaliummenge sinkt, kann dies eine Labmagenverlagerung auslösen.
Quelle: Sabine Leonhard: Störungen im Kaliumhaushalt – eine mögliche Ursache für Labmagenverlagerungen oder Festliegen, Der Praktische Tierarzt 92, Heft 4 (2011)