Ketose vorbeugen heißt Kühe am Fressen halten

Ein Drittel der Milchkühe weist in den ersten 50 Tagen der Laktation klinische oder subklinische Ketose auf. Das Ernährungsmanagement der Kuh in der Transitperiode trägt entscheidend dazu bei, die Auswirkungen einer negativen Energiebilanz auf die Leistungsfähigkeit und Fruchtbarkeit von Kühen zu reduzieren.

Eine von drei britischen Milchkühen leidet in den ersten 50 Tagen der Laktation an klinischer oder subklinischer Ketose. Damit erhöht sich das Risiko einer verminderten Fruchtbarkeit und einer reduzierten Milchleistung. Dies zeigen Blutanalysen metabolischer Werte, die über einen Zeitraum von fünf Jahren analysiert wurden, erklärte Dr. Alastair Macrae von der Royal (Dick) School of Veterinary Studies anlässlich des World Buiatrics Congress in Lissabon.
Macrae wertete Stoffwechselprofile aus, um die Verbreitung und das Ausmaß der negativen Energiebilanz bei Kühen vor der Abkalbung und in der Laktation zu untersuchen. Der Datenbestand umfasste Blutproben von mehr als 40.000 Kühen aus über 1.200 britischen Herden, in den Jahren zwischen 2006 und 2011.

BHB oder NEFA messen

Der Gehalt an Beta-Hydroxybutyrat (BHB) und Nicht-veresterten Fettsäuren (NEFAs) im Blut ermöglicht eine direkte Messung der negativen Energiebilanz bei Kühen und kann so als Indikator für die Verbreitung von klinischer und subklinischer Ketose verwendet werden. Für subklinische Ketose wurden dabei BHB-Spiegel von 1,0 bis 2,9 mmol/l für Milchkühe definiert und für klinische Ketose BHB-Spiegel über 3,0 mmol/l. 

Viele Kühe erkranken bereits vor der Kalbung

Macrae erläuterte, dass es zwei Phasen gibt, in denen das Risiko einer negativen Energiebilanz für Kühe am höchsten ist und in denen ihre Fruchtbarkeit und Milchleistung bedroht sind. Dies sind in der Transitperiode 10 Tage vor der Kalbung und die ersten 21 Tage nach der Kalbung. In der Studie zeigten Blutproben von trockenstehenden Kühen im Zeitraum von 10 Tagen vor dem angenommenen Abkalbedatum, dass nur rund ein Viertel (27,6 %) hohe NEFA-Spiegel hatte, die als Indikator für eine negative Energiebilanz in der späten Trächtigkeit gelten. “In der gesamten Studie war klinische Ketose mit nur 1,4 % der gesamten Fälle relativ selten. Allerdings waren die Fälle von subklinischer Ketose erheblich höher, so Macrae.
In den ersten 50 Tagen der Laktation wurden die Resultate in folgende Perioden gruppiert: 0 bis 9 Tage, 10 bis 20 Tage und 21 bis 50 Tage. Dabei wurde berücksichtigt, dass in der ersten Woche der Laktation das Stoffwechselprofil einer Kuh in manchen Fällen eher die Folge einer schwierigen Abkalbung oder von Stress ist, als ein reales Abbild ihres Energiestatus. Während der entscheidenden Phase Tage 10 bis 20 der Laktation, wenn eine negative Energiebilanz langfristig schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit und künftige Fruchtbarkeit der Kuh hat, hatten 27,1 % der Kühe BHB-Spiegel, die eine subklinische Ketose anzeigen, und 3,2 % hatten BHB-Spiegel, die klinische Ketose indizieren.
Macrae fügte hinzu: “Tatsächlich war die subklinische Ketose in den ersten 50 Tagen der Laktation in nahezu 30 % der untersuchten Kühe präsent. Wenn man die Anzahl der klinischen Fälle hinzurechnet, litt etwa ein Drittel der Kühe in gewissem Ausmaß an Ketose.“
Nordamerikanische Studien haben gezeigt, dass Kühe mit einer größeren negativen Energiebilanz weniger Milch produzieren – 358 kg pro Laktation – und sie zudem ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Labmagenverlagerungen, Metritis und Nachgeburtsverhaltungen haben.

Schlechtere Fruchtbarkeit

Die spätere Fruchtbarkeit wird durch das spätere Wiedereintreten des normalen Zyklus ebenso reduziert. Geringere Konzeptionsraten sind eine weitere Folge subklinischer Ketose – dies ist auf eine schlechtere Lebensfähigkeit der Eier und ihr Potenzial, sich in lebensfähige Embryonen zu entwickeln und/oder ein erhöhtes Vorkommen von Eierstockzysten zurückzuführen. Alle diese Auswirkungen tragen zu verlängerten Zwischenkalbezeiten bei.

Ab dem 50. Laktationstag schwindet das Problem

In der Phase der maximalen Laktation hat sich die Situation erheblich geändert: Für die Periode 51 bis 120 Tage nach der Abkalbung, wenn die Kühe Höchstleistung liefern, war die Verbreitung von subklinischer Ketose auf 15,8 % gesunken. „Das lässt vermuten, dass nicht nur eine hohe Milchproduktion zu einer negativen Energiebilanz führt, sondern eher die Kluft zwischen Trockenmasseaufnahme und Energiebedarf in der frühen Laktation.” Macrae schlussfolgerte: “Das Ernährungsmanagement der Kuh in der Transitperiode trägt entscheidend dazu bei, die Auswirkungen einer negativen Energiebilanz auf die Leistungsfähigkeit und Fruchtbarkeit von Kühen zu reduzieren.