Stoffwechselerkrankungen

Kaliummangel als Ursache von Erkrankungen in der Frühlaktation

Erkrankungen in der Frühlaktation – meistens handelt es sich um Mastitis, Endometritis oder Ketose – führen zum mehr oder weniger stark ausgeprägten Kaliummangel, der sich in Muskelschwäche und Festliegen zeigen kann. Zu diesen Beobachtungen kam man in einer amerikanischen Langzeitstudie.

Grundsätzlich führt jede gesundheitliche Störung, welche die Kuh weniger fressen lässt, zu einem leichten Kaliummangel, erklärt Simon Peek, Tierarzt und Wissenschaftler an der Wisconsin University in den USA. Kühe haben nämlich keinen hormonellen Regelmechanismus, mit dem sie ihren Kaliumspiegel im Blut regulieren können, wie es zum Beispiel bei Calcium der Fall ist. Ein Kaliummangel tritt dabei unabhängig von der Laktationsnummer auf, Erstlaktierende kann es dabei genauso treffen wie Mehrkalbskühe. Der Grad des Kaliummangels ist abhängig von der Kondition, mit der die Tiere in die Trockenstehphase gehen bzw. in die erste Laktation starten.

Symptome ähnlich wie bei Botulismus

Ein leichter Kaliummangel hat keine direkten klinischen Symptome. Ein schwerer Kaliummangel hingegen äußert sich in Muskelschwäche der Hintergliedmaßen, ähnlich wie es bei der akuten Form des Botulismus der Fall ist. Die Tiere können sogar so schwach sein, dass sie 24 Stunden lang nicht aufstehen.
  • Der normale Gehalt an Kalium im Blut von Rindern beträgt 3,6 – 5,4 mEq/l.
  • Ein leichter Kaliummangel bewegt sich im Raum zwischen 2,5 und 3,5 mEq/l.
  • Zum Festliegen kommt es, wenn der Kaliumgehalt im Blut unter 2,2 mEq/l sinkt.

  • Der normale Gehalt an Kalium im Blut von Rindern beträgt 3,6 – 5,4 mEq/l.
  • Ein leichter Kaliummangel bewegt sich im Raum zwischen 2,5 und 3,5 mEq/l.
  • Zum Festliegen kommt es, wenn der Kaliumgehalt im Blut unter 2,2 mEq/l sinkt.

Die „Kaliummangelsituation“ einer Kuh kann mithilfe einer Blutuntersuchung „eingestuft“ werden (sowohl Serum, als auch Plasma können dafür verwendet werden). Allerdings muss die Blutprobe nach dem Ziehen rasch analysiert werden (innerhalb von zwei bis drei Stunden), da das Kalium sonst Gefahr läuft, aus den roten Blutkörperchen auszutreten und falsche Messergebnisse zu liefern.

Behandlung mit oraler Gabe von Kaliumchlorid

Die Behandlung  des akuten Kaliummangels (Kaliumgehalt unter 2,2 mEq/l) erfolgt mit ca. 230 ml Kaliumchlorid, die zweimal im Abstand von 12 Stunden gedrencht werden, so Peek. Nach zwei Gaben sollte der Kaliumgehalt des Blutes erneut gemessen werden, bevor man die Behandlung fortsetzt. Andernfalls kann eine Überversorgung entstehen und sich in Durchfall oder Herz-, Kreislaufproblemen äußern. Will man einem Kaliummangel vorbeugen und handeln ohne das Blut zu untersuchen, so verabreicht man dem Patienten einmal täglich ca. 115 ml flüssiges Kaliumchlorid (fragen Sie Ihren Tierarzt oder Futtermittelberater nach geeigneten Produkten!).

Totalverlust möglich

Grundsätzlich gilt für die Behandlung: Je früher eingegriffen wird, umso besser die Prognose! Ist ein Kaliummangel so weit vorangeschritten, dass es zum Festliegen gekommen ist, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass das Tier wieder gesund wird, auf unter 50 %. Liegt die Kuh trotz massiver Gaben von Kalium nach 24 bis 48 Stunden immer noch fest, wird es mit 90 %iger Wahrscheinlichkeit ein Totalverlust, berichtet Peek von den Erfahrungen aus der Langzeitstudie. Wird dem Tier noch vor dem Festliegen mit Kaliumgaben geholfen, stehen die Chancen sehr gut, dass das Tier überlebt.
„Es hat sich nicht bewährt, ein Kaliumproblem durch das Verfeinern der Ration mit Kalium zu beseitigen“, so Peek. „Man muss die Ursache des Problems bekämpfen, also herausfinden, warum das Tier oder die Tiere kein Futter aufnehmen“, erklärt der Tierarzt. „Schließlich resultiert eine Kaliumunterversorgung hauptsächlich aus einer anhaltenden Appetitlosigkeit, schlechter Futteraufnahme bzw. einer Ketose.“