Kälberdurchfall mindert spätere Milchleistung

Die Aufzuchtbedingungen und die Gesundheit von Kälbern haben einen erheblichen Einfluss auf die spätere Milchleistung der Milchkühe. Selbst scheinbar leichte Erkrankungen wie milder Kälberdurchfall und unauffällige Atemwegserkrankungen beeinflussen die spätere Leistung negativ.

Im Rahmen einer groß angelegten Studie an über 2.000 Milchkühen wurden von der Geburt bis hin zum Ende der ersten Laktation gezielt die Zusammenhänge zwischen Haltungsbedingungen und Durchfallerkrankungen im Alter von Kälbern und Färsen, sowie der Körperkondition bei der ersten Belegung,  dem Erstkalbealter und der späteren Milchleistung in der ersten Laktation untersucht. Folgende Erkenntnisse konnten daraus gewonnen werden:

Einflussfaktor

Signifikante Größe

305-Tage-Leistung in der 1. Laktation

Diarrhoe vor dem 91. Lebenstag

Leichte Diarrhoe

344 kg weniger Milch als bei durchfallfreien Tieren

Erstkalbealter

31 Monate

875 kg mehr Milch als bei Tieren mit 26 Monaten EKA

BCS bei Erstbelegung

> 3,2

337 kg weniger Milch als bei Tieren mit< 2,9

Abkalbezeitraum

Mai - September

163 kg mehr Milch als bei Abkalbung im Oktober - April

Tägl. Geweichtszunahme (Kalbung bis 1. Belegung)

665,2 - 737,9 g

396 kg mehr Milch als bei Tieren mit tägl. Gewichtszunahme< 598,3 g

Kraftfutteraufnahme um den Abkalbetermin

> 13,2 kg

876 kg mehr Milch als bei Tieren mit< 9,5 kg

Durchfall im Kalbesalter:

Kälber, die in den ersten 3 Lebensmonaten unter Durchfall litten, gaben in der ersten Laktation im Durchschnitt 344 kg weniger Milch als Tiere, die gesund geblieben waren. Dafür, dass die meisten Kälber nur unter mildem Durchfall litten, erschien der Abfall der Milchleistung relativ hoch. Mehrere Gründe können dafür verantwortlich sein:
  • In den ersten 3 Lebensmonaten wird das Funktionsgewebe des Euters (Euterparenchym) gebildet. Eine Durchfallerkrankung in dieser sensiblen Zeit stört die Euterentwicklung mehr als in einer späteren reinen Wachstumsphase des Euters.
  • Kälberdurchfall ist oft an Atemwegserkrankungen gekoppelt. Diese werden in vielen Betrieben oft nicht erkannt, haben aber mittel- und langfristig eine verlangsamte Entwicklung zur Folge. Bereits in früheren Studien konnten negative Auswirkungen von Atemwegserkrankungen auf die spätere Milchleistung nachgewiesen werden. Als Grund für das gekoppelte Auftreten beider Erkrankungen wird eine Abwehrschwäche diskutiert.
  • Die negativen Auswirkungen der Erkrankung auf die Euterentwicklung werden eventuell noch durch eine verringerte Futteraufnahme der kranken Kälber verstärkt. Ein Zusammenhang zwischen verringerter Futteraufnahme im Kalbesalter und mangelhafter Bildung von Euterparenchym wurde bereits in früheren Studien nachgewiesen.

  • In den ersten 3 Lebensmonaten wird das Funktionsgewebe des Euters (Euterparenchym) gebildet. Eine Durchfallerkrankung in dieser sensiblen Zeit stört die Euterentwicklung mehr als in einer späteren reinen Wachstumsphase des Euters.
  • Kälberdurchfall ist oft an Atemwegserkrankungen gekoppelt. Diese werden in vielen Betrieben oft nicht erkannt, haben aber mittel- und langfristig eine verlangsamte Entwicklung zur Folge. Bereits in früheren Studien konnten negative Auswirkungen von Atemwegserkrankungen auf die spätere Milchleistung nachgewiesen werden. Als Grund für das gekoppelte Auftreten beider Erkrankungen wird eine Abwehrschwäche diskutiert.
  • Die negativen Auswirkungen der Erkrankung auf die Euterentwicklung werden eventuell noch durch eine verringerte Futteraufnahme der kranken Kälber verstärkt. Ein Zusammenhang zwischen verringerter Futteraufnahme im Kalbesalter und mangelhafter Bildung von Euterparenchym wurde bereits in früheren Studien nachgewiesen.

Gewichtszunahme:

Eine höhere durchschnittliche Gewichtszunahme vom Absetzen bis zur ersten Belegung führte zu einer erhöhten Milchleistung. Doch dies galt nur, wenn die Tiere zum Zeitpunkt der Belegung einen BCS von 2,9 oder darunter aufweisen konnten. Tiere mit einem BCS von über 3,2 brachten im Durchschnitt 337 kg weniger Milch als ihre Artgenossen mit einem geringeren Fettansatz. Kühe, die ihre Kraftfutteraufnahme um die Abkalbung steigern konnten, haben insgesamt höhere ECM 305-Werte erzielt.  

Saisonaler Einfluss der Abkalbung:

Kühe, die zwischen Mai und September abkalbten, wiesen eine um im Schnitt 163 kg höhere Milchleistung auf, als die Tiere, die in einem anderen Monat abkalbten.

Erstkalbealter:

Ein höheres Erstkalbealter ging mit einer höheren Milchleistung während der ersten Laktation einher. Kühe, die im Alter von 31 Monaten abkalbten, produzierten während der ersten Laktation im Schnitt 875 kg mehr Milch als Tiere mit einem Erstkalbealter von 26 Monaten oder darunter. Allerdings wiesen frühere Studien darauf hin, dass die Gesamtlebensleistung bei später kalbenden Färsen, im Gegensatz zu den früher kalbenden Färsen geringer ausfällt. In eine Wirtschaftlichkeitsberechnung müssen zudem die erhöhten Futter- und Haltungskosten für die längere Aufzuchtphase mit einbezogen werden.
Quelle: Barbara Welsch (Enke Report)