Milchquote

Jetzt drohen 8 Cent Superabgabe

Der saisonale Anstieg der Milchanlieferung in Deutschland setzt sich kontinuierlich fort. In der 3. Woche wurden laut Schnellberichterstattung der ZMB 0,8 % mehr Milch angeliefert als in Vorwoche. Damit erhöhte sich der Vorsprung gegenüber der Vorjahreslinie auf 3,6 %. Es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass das Quotenjahr 2011/12 mit einer Überlieferung zu Ende gehen wird. Es drohen 8,0 Cent Superabgabe.

Im Zeitraum April bis Dezember 2011 wurde die anteilige Quote nach der jüngsten Hochrechnung von ZMB und AMI um 0,7 % überliefert. Unter Berücksichtigung der Fettkorrektur wurden in den ersten neun Monaten des Quotenjahres sogar 2,2 % mehr Milch angeliefert als im Vorjahreszeitraum. Obwohl es seit mehreren Monaten offensichtlich ist, dass eine Überlieferung droht, sind keine Anpassungsbemühungen der Erzeuger an das Quotenprofil festzustellen. Nach wie vor geben viele Milchviehhalter kräftig Gas. Die Futtergrundlage ist gut, die Milchpreise sind überall so interessant, dass es Spaß macht, zu melken. Inzwischen ist es nahezu ausgeschlossen, dass die Quote doch noch eingehalten wird. Um dies zu erreichen, müsste die Anlieferung im Februar und März 2012 deutlich unter das Vorjahresniveau gedrückt werden. Damit dürften die Quoten in diesem Milchwirtschaftsjahr erstmals seit vier Jahren (2007/08) wieder überliefert werden und damit eine „Strafabgabe/Superabgabe“ auf die Überlieferer zukommt. Wie hoch diese Superabgabe letztendlich ausfällt, wird erst einige Monate nach Ende des Quotenjahres (ca. Juni/Juli) bekannt werden.
Quotenprofil

Die Milchanlieferung bewegt sich kontinuierlich über dem Quotenprofil. (Bildquelle: Elite Magazin)

Molkereisaldierung vielerorts nur gering

Milcherzeugern, die ihre Quote seit einigen Wochen überliefern, werden von der Molkerei von ihrer monatlichen Milchgeldabrechnung für die „Übermilch“ 9,0 Cent je Liter einbehalten. Gesetzlich geregelt sind 30 % von dem Höchstbetrag der Superabgabe (27,83 Cent = 8,35 Cent/kg). Der Rückbehalt kann durch eine Bankbürgschaft ausgesetzt werden.
Die Quotensaldierung erfolgt in mehreren Schritten. Im ersten Schritt ist eine Molkereisaldierung von bis zu 10 % möglich. Allerdings dürfte dieser „Spielraum“ in diesem Jahr nicht von allen Molkereien zur Verfügung gestellt werden. In den meisten Molkereien sind in diesem Jahr nur etwa 5 % Verrechnung möglich,
In einem zweiten Schritt erfolgt dann die Bundessaldierung. Unterstellt man eine Überlieferung von 0,7 %, so ist nach den Erfahrungswerten der letzten Jahre mit einer Superabgabe von um die 8,0 Cent für jeden überlieferten Liter Milch zu rechnen, so der Marktexperte Dr. Theo Göbbel von der landwirtschaftskammer NRW. Das entspricht etwa dem Betrag, für den man bei den beiden letzten Quotenbörsen in Westdeutschland auch die fehlende Quote hätte zukaufen können. Bei 8 Cent Superabgabe hätte ein „Turbo-Überlieferer“ mit 30 % Übermilch, bezogen auf jeden produzierten Liter Milch, 2,5 bis 3 Cent weniger Milchgeld zu verkraften.

Künftig wird’s noch enger

Durch die verschiedenen Quotenerhöhungen im Rahmen von CAP-Reform und Health-Check ist die Garantiemenge in Deutschland zwischen 2005/06 und 2011/12 um 1,86 Mio. t gestiegen. Die technischen Änderungen bei der Fettkorrektur wirkten wie eine weitere Aufstockung um knapp 0,5 Mio. t. Diese politischen Maßnahmen haben in den vergangenen Jahren kräftige Steigerungen der Milchmengen ermöglicht. Drei Jahre in Folge verlief das Wachstum langsamer als die Quoten stiegen. Inzwischen sind die Spielräume voll ausgeschöpft. Bis zum Auslaufen der Quote 2014/15 stehen noch zwei Quotenerhöhungen um je 1 % an. Damit können die Milchanlieferungen in den kommenden drei Jahren – zumindest ohne Strafzahlungen – nicht so rasch ausgedehnt werden wie in den Vorjahren.

Entwicklung am internationalen Milchmarkt

In der EU ist in Dänemark, Niederlande und Österreich eine ähnliche Steigerung der Milchanlieferung zu beobachten. Und auch Frankreich wird dieses Jahr zum ersten Mal seit Jahren seine Quoten wieder voll ausschöpfen. Selbst viele osteuropäische Mitgliedstaaten haben inzwischen bei der Milchproduktion „Fuß gefasst“. Solange diese Milchmengen in Deutschland und in der EU oder aber im Export im Markt untergebracht werden, stimmt auch der Milchpreis, allerdings wächst die Gefahr, dass schon bei einem kleinen Rückgang der Nachfrage Übermengen anfallen, die Läger voll werden und die Übermilch auf den Markt und auf den Preis drücken. Man darf gespannt sein, wie lange die derzeit gute Marktlage noch anhält.