Jede 4. Kuh von Leberegel befallen

Das der große Leberegel in deutschen Milchviehherden weit verbreitet ist, belegen jüngste Untersuchungen. Insbesondere in Norddeutschland ist der Parasit ein Problem.

Wissenschaftler vom Institut für Parasitologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover haben 23.000 Tankmilchproben auf Antikörper gegen F. hepatica untersucht. Die Proben stammten aus allen deutschen Bundesländern.

Jede vierte Probe positiv

Das Ergebnis: Im Durchschnitt reagierten ca. 23 % der Milchviehherden in Deutschland seropositiv. Die Anzahl positiver Herden in den einzelnen Bundesländern variierte zwischen 2 % und 37 %. Die höchsten Befallsraten fanden sich in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern (19 – 37 %). Auch Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zeigten mit 17 % und 14 % recht hohe Seroprävalenzen, wohingegen in Thüringen und Sachsen die niedrigsten Befallsraten (2 % bzw. 4 %) festgestellt wurden. Die Untersuchung zeigt, dass die Fasziolose in Norddeutschland am stärksten verbreitet ist, was auf die Weidehaltung von Milchkühen sowie günstige geographische Verhältnisse für den Zwischenwirt – der Kleine Sumpfschnecke (Galba truncatula) – zurückzuführen ist.

Diagnose

Zur Diagnose eines Leberegelbefalls stehen grundsätzlich zwei Labormethoden zur Verfügung.

  • Kotuntersuchungen: Wenn die erwachsenen Leberegel in den Gallengängen parasitieren, sind Leberegeleier mit der Sedimentationsmethode in Kotproben nachweisbar. Dieses Verfahren ist jedoch nicht sehr zuverlässig. Nach Hinweisen aus der Literatur werden durch die Sedimentation nur 30 % der mit dem Kot ausgeschiedenen Leberegeleier erfasst. Zudem schwankt die Eiausscheidung von Tag zu Tag und auch im Verlauf eines einzelnen Tages.
  • Serologische Verfahren: Mittels eines sogenannten ELISA lassen sich Blut- und Milchproben nach dem 15. Tag der Infektion auf Antikörper gegen alle Entwicklungsstadien des großen Leberegels untersuchen. Der Test ist recht empfindlich, so dass auch eine Sammelprobe von maximal 75 Kühen aus dem Milchtank zur Bestandsdiagnostik entnommen werden kann. Um eine gezieltere Aussage treffen zu können, werden aber Sammelproben von je 20 Tieren empfohlen. Die Sensitivität wird mit bis zu 100 % und die Spezifität mit 97 % angegeben.

Behandlung

Eine qualifizierte Leberegelbekämpfung kann nur anhand einer exakten Diagnose erfolgen. Ziel muss es sein, den Befall mit großen Leberegeln frühzeitig zu diagnostizieren und mit Arzneimitteln zu behandeln. Hierdurch werden die Leberschäden und Leistungsdepressionen auf ein Minimum begrenzt. Zudem wird so die Entwicklung erwachsener Leberegel in den Gallengängen verhindert, die durch Leberegeleier die Weiden wieder kontaminieren.

Gleichzeitig muss der Einsatz von Arzneimitteln durch weidehygienische Maßnahmen ergänzt werden. Befallene Feuchtstellen, Weiden und Gewässer. Bäche sollen durch Auszäunen (1,5 m Abstand) für Rinder und Schafe unzugänglich gemacht werden. Mit Drainagen lassen sich feuchte Weiden sanieren. Diese Maßnahmen stoßen bei naturnahen Haltungsformen in Naturschutzgebieten an Grenzen und machen nicht zuletzt aus Gründen des Tierschutzes regelmäßige Untersuchungen und zusätzliche Behandlungen mit einem Tierarzneimittel erforderlich.

Kein Heu von betroffenen Flächen!

Von kontaminierten Flächen sollte kein Heu gewonnen werden. Sie sollten eher durch Silierung genutzt werden. Mit Leberegeleiern kontaminierte Gülle darf nicht auf feuchte Weiden mit einem Vorkommen der Zwergschlammschnecke Lymnaea truncatula" ausgebracht werden.

Zur Behandlung eignet sich der Wirkstoff Triclabendazol. Ein Präparat ist unter dem Namen Fasinex zugelassen. Es besteht eine gleichzeitige Wirkung gegen adulte und sehr junge Leberegel. Fasinex eignet sich somit zur Behandlung der akuten und chronischen Fasciolose. Fasinex kann bei Tieren jeden Alters, auch solchen in schlechtem Allgemeinzustand und auch während der Trächtigkeit verabreicht werden. Triclabendazol ist gut verträglich. Eine einmalige orale Verabreichung von 150 - 200 mg Triclabendazol/kg Körpergewicht (entsprechend einer mehr als 10-fachen Überdosierung) kann zu unsicherem Gang, Benommenheit und reduzierter Futteraufnahme führen. Diese Erscheinungen sind nicht schwerwiegend und verschwinden nach 1 bis 5 Tagen. Die Wartezeit beträgt für essbare Gewebe 50 Tage. Tiere, deren Milch für den menschlichen Verzehr bestimmt ist, sind von der Behandlung auszuschließen.

Auch die Wirkstoffkombination Ivermectinu/Clorsulonum (Ivomec plus) eignet sich zur Behandlung infizierter Rinder. Clorsulon wirkt durch Unterbrechung metabolischer Vorgänge im Leberegel, das heißt durch Blockade von Enzymen, die für dessen Energieproduktion von Bedeutung sind. Die Wartezeit für essbares Gewebe liegt bei 28 Tagen. Milchkühe dürfen nur in der Trockenperiode bis zum 28. Tag vor dem Kalben behandelt werden. Laktierende Tiere sind von der Behandlung auszuschließen.

Generell wird empfohlen, Rinder beim oder kurz nach dem Aufstallen zu behandeln. Die Anwendung vor dem Weideaustrieb ist empfehlenswert, um die Verseuchung der Weide mit Leberegeleiern zu verhindern. Zukauftiere aus Endemiegebieten sind während der Quarantäne zu behandeln. Wird eine akute Leberegelerkrankung festgestellt, empfiehlt es sich, die ganze Herde zu behandeln.

Quelle der Untersuchungsergebnisse: Kuerpick, Schnieder, Strube
Verbreitung der Fasziolose bei Milchviehherden im deutschen Bundesgebiet
Tagung der DVG-Fachgruppe Parasitologie und parasitäre Krankheiten, 4.–6. Juli 2011 in Berlin
Tierärztliche Praxis Großtiere 2011


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