Hochwald erfindet sich neu

"Wir hatten wir uns mehr vorgenommen und die selbst gesteckten Ziele nicht erreichen können", selbstkritisch kommentierte der Hochwald-Chef Dr. K.H. Engel den Konzernabschluss 2011 – und das, obwohl das Molkereiunternehmen den bisher höchsten Umsatz erzielt hat. Die Milcherzeuger scheint's nicht zu stören, der Zulauf ist groß.

„Hochwald hat sich gut entwickelt“, erklärt Dr. Karl-Heinz Engel, Vorsitzender der Geschäftsführung. Die Milchverarbeitung betrug 2011 mehr als 2 Mrd. kg Milch. „Der Umsatz in Exportländern konnte 2011 um 13,5 % gesteigert werden und beträgt bereits etwa 34 % des Gesamtumsatzes.“ Dagegen stellte Engel die Entwicklung des deutschen Marktes – insbesondere der weißen Linie – nicht zufrieden. „Wir haben im Berichtsjahr den Milchauszahlungspreis zwar um 11,5 % auf 37,92 Ct/kg gesteigert. Allerdings hatten wir uns mehr vorgenommen und die selbst gesteckten Ziele nicht erreichen können.“
Die Steigerung auf den bisher höchsten Umsatz von 1.257,2 Mio. Euro – rund 8 % mehr als im Vorjahr – ist vor allem auf die positive Exportentwicklung zurückzuführen. Insbesondere der Umsatz mit Drittländern entwickelt sich sehr gut. Hier wurden bereits 150 Mio. Euro erlöst. 

2011

2010

2009

Milchanlieferung

Mio. kg

2.047,20

2.012,6

1.980,8

Hochwald Milchlieferanten insgesamt: (Jahresdurchschnitt)

Anzahl

5.649,00

5.991,0

6.361,0

davon: Erbeskopf Eifelperle Milchlieferanten

Anzahl

4.367,00

4.627,0

4.943,0

Anlieferungsmenge je Lieferant der Muttergenossenschaft

Tsd. Kg

368,20

339,4

314,9

Gesamtumsatz

Mio. €

1.257,20

1.162,5

1.058,0

Anlagevermögen

Tsd. €

113.681,00

113.623,0

120.178,0

Bilanzsumme (Konzern)

Tsd. €

353.819,00

339.744,0

325.860,0

Eigenkapital

Tsd. €

126.506,00

123.229,0

120.439,0

Investitionen (ohne Finanzanlagen)

Tsd. €

20.247,00

15.712,0

12.634,0

Milchgeldauszahlung

Mio. €

700,00

612,2

503,1

Milchauszahlungspreis bei Molkereidurchschnitt (inkl. MwSt.)

Ct/kg

37,92

34,00

28,26

Aus den Hochwald Nahrungsmittel-Werken wird Hochwald Foods

Das letzte Jahr hat die Konzernführung dazu genutzt, das Unternehmen kräftig umzukrempeln: Der Konzern wurde in vier Business Units, Marke, Milchbasis, Cheese, Ingredients und International aufgeteilt, denen jeweils ein Manager vorsteht. Diese sollen die Märkte noch intensiver bearbeiten.
Neu ist auch der Schriftzug über den Werkstoren: Die Erbeskopf Eifelperle eG firmiert jetzt unter Hochwald Milch eG, aus den Hochwald Nahrungsmittel-Werken wird Hochwald Foods GmbH. So soll sichergestellt werden, dass Mutter- und Tochtergesellschaft Hochwald Milch eG und Hochwald Foods GmbH künftig  in der Außendarstellung harmonieren. Auch hofft man auf dem internationalen Parkett besser wahrgenommen zu werden.
Die Kapazität des Werks Thalfang wird in einem zweiten Erweiterungsschritt nochmals erhöht. Im Werk Erftstadt, in dem u.a. Sprühsahne und Kondensmilch in Portionspackungen und Weichpackungen produziert wird, wird ebenfalls in die Kapazität investiert. In Hünfeld, dem Käsewerk des Unternehmens, wird die Kapazität auf mehr als 400 Mio. kg Milchverarbeitung pro Jahr erweitert. Außerdem beschäftigt man sich derzeit intensiv mit der Verwertung der damit wachsenden Molkemengen. „Die Investitionen im Zukunftskonzept werden sich langfristig auszahlen und es ermöglichen, dauerhaft einen überdurchschnittlichen Milchpreis für unsere Mitglieder zu erwirtschaften“, so Engel weiter.

Neue Vetriebsniederlassung in Dubai

Für die weitere Entwicklung der Molkerei spielen die kürzlich getroffenen Entscheidungen – das Joint Venture mit der belgischen Genossenschaft Solarec und die Gründung einer Vertriebsniederlassung in Dubai – eine wichtige Rolle. Nach China plane hingegen man nicht zu gehen.
Das gemeinsam mit Solarec neu gegründete Tochterunternehmen AHL Distribution S.A. hat zum 1. Juni 2012 den Geschäftsbetrieb aufgenommen und konzentriert sich auf den Vertrieb von Produkten beider Unternehmen in den Ländern Belgien, Frankreich, den Niederlanden und Luxemburg. Von der neuen Allianz erhofft man sich in Thalfang einen besseren Zugang zum französisch sprachigen Markt
Außerdem wird die Vertriebsgesellschaft Hochwald Foods DMCC in Dubai gegründet. Ziel dieser Vertriebsniederlassung ist die bessere Marktdurchdringung auf den für die Unternehmensgruppe wichtigen Märkten der arabischen Halbinsel sowie ein besserer Marktzugang zu den Wachstumsmärkten in Afrika und Asien über das internationale Drehkreuz Dubai. Für Dubai habe man sich bewusst entschieden, da hier (Naher Osten/Arabien/Nordafrika) – im Gegensatz zu China – mit einer langfristig nachhaltigen Entwicklung zu rechnen sei. Auch der Aufbau einer eigenen Molkerei scheint nicht ausgeschlossen. Das haben wir auf dem Radar." Erste Sondierungsschritte in diese Richtung soll ein internationaler Marktentwickler machen, der seit Kurzem im Unternehmen tätig ist.

50 Mio. Liter Milch jetzt, weitere Milchmengen in Anwerbung

Hochwald1

(Bildquelle: Elite Magazin)

Nachdem die benachbarte MUH jetzt bei Arla Foods untergeschlüpft ist, muss sich Hochwald mittelfristig in der Region neu positionieren. Bedenken, dass die Rohstoffmenge bröckeln könnte, sieht man in Thalfang aber nicht. Man müsse nur gut genug auszahlen, dann werde man die Anlieferungsmenge sogar noch erhöhen können. Zum 1. Juli nehmen neue Mitglieder vom Niederrhein mit rd. 50 Mio. kg Milch die Anlieferung auf. Für neue Mitglieder ist man offen, zurzeit liegen viele Anfragen vor aus Rheinland-Pfalz und NRW vor.“ Auch wenn man es nicht offen zugeben möchte, in Thalfang hofft man, zumindest einen Teil der 150 Mio. kg Milch an Land ziehen zu können, die vor 1,5 Jahren bei der MUH gekündigt wurden.
Zugeneigt ist man aber auch einer Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen. Engel: „Derzeit gibt es in der deutschen und auch in der europäischen Milchwirtschaft eine große Offenheit für Joint Ventures und Kooperationen. Wir werden den Strukturprozess auch in Zukunft aktiv gestalten. Wir sind offen für Joint Ventures und Kooperationen.“ Von besonderem Interesse sind dabei Käsespezialisten, denn die Ausweitung der Käseherstellung steht ganz oben auf der  Proritätenliste.