Fütterung von Milchkühen

Futterknappheit: Welche Alternativen gibt es?

Regional niedrigen Grassilageerträge, geringe Weideaufwuchs und unter Trockenheit leidenden Maisbestände veranlassen Milcherzeuger über alternative Futterquellen nachzudenken. Ein Überblick!

Pressschnitzelsilage:

Pressschnitzel fallen als energiereiches, sehr schmackhaftes Nebenprodukt der Zuckergewinnung an. Sie weisen einen hohen Anteil der leicht verdaulichen Kohlenhydrate auf. Der Abbau dieser Kohlenhydrate im Pansen erfolgt langsam und gleichmäßig, somit steht den Mikroben immer genügend Energie zur Bildung von Mikrobeneiweiß zur Verfügung. Als Energieträger mit negativem RNB–Wert eignet sich Pressschnitzelsilage gut zur Ergänzung eiweißreicher Futtermittel, wie z.B. Grassilage. Zu beachten sind allerdings die niedrigen Gehalte an Phosphor und Natrium.

In der Ration können je Kuh und Tag 6 bis 7 kg Trockenmasse (T) Pressschnitzelsilage gefüttert werden, das entspricht etwa 25 bis 30 kg Frischmasse. Die geringe Strukturwirkung des Rohfaseranteils verlangt als Ausgleich aber strukturwirksames Futter. Die entzuckerten, abgepressten Schnitzel werden mit Temperaturen von etwa 50 ºC bis 55 ºC siliert. Nach vier bis sechs Wochen ist die Silage vollständig ausgekühlt und kann innerhalb weniger Tage verfüttert werden.

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(Bildquelle: Elite Magazin)

Der Einsatz von Pressschnitzelsilage in der Ration hängt aber auch von der zur Verfügung stehenden Menge und der Preiswürdigkeit ab. Wie sich der Rübenertrag bei anhaltender Dürre entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Werden Sojaschrot für 30 €/dt und Weizen für 16 €/dt angeboten, darf Pressschnitzelsilage mit den oben genannten Inhaltsstoffen maximal 4,18 €/dt für Milchkühe kosten. Von diesen theoretischen Preisen sind noch Kosten für Transport, Lagerverluste, Nährstoffschwankungen, Mehraufwand etc. in Abzug zu bringen.

Kartoffelpülpe

Als weitere mögliche Futterquelle bietet sich Kartoffelpülpe an, die bei der Stärkegewinnung anfällt. Pülpe enthält die hochverdaulichen Zellwandbestandteile der Kartoffel und einen unterschiedlich hohen Anteil an Stärke (etwa 38 % i.TM). Diese ist für Wiederkäuer fast zu 100 % verdaulich und bestimmt in ihren Anteilen den Energiegehalt der Pülpe. Die Stärke wird im Pansen nur langsam abgebaut und liefert damit günstige Voraussetzungen für die Eiweißsynthese. Kartoffelpülpe ist für den Ausgleich von Eiweißüberschüssen geeignet und kann mit bis zu 20 kg pro Kuh und Tag eingesetzt werden. Da Pülpe wenig strukturwirksame Rohfaser enthält, ist auf eine ausreichende Strukturversorgung zu achten. Zudem muss eine Mineralstoffergänzung erfolgen, da Pülpe niedrige Gehalte an Ca, P, Na und Spurenelementen aufweist.
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(Bildquelle: Elite Magazin)

Zwischen August bis Mitte Februar kann die Pülpe frisch von der Stärkefabrik bezogen werden. Sie muss dann schnell verfüttert werden, da sie im frischen Zustand leicht verdirbt. Deshalb bietet sich die Silierung an. Die auf ca. 15 bis 18 % abgepresste Pülpe lässt sich gut silieren. Trotz des geringen Trockensubstanzgehaltes ist die Pülpe stichfest, so dass keine Probleme mit der Sickersaftbildung entstehen. Nach der Anlieferung muss sich die Pülpe erst zwei Tage „setzen“, bevor die Oberfläche glatt gestrichen wird, um den Lufteintritt zu verhindern. Der Vorschub sollte im Winter 1 m, im Sommer mindestens 2 m pro Woche betragen.

Biertreber

Biertreber ist ein Proteinfuttermittel mit einem hohen UDP-Gehalt. Der TM-Gehalt liegt bei 24 bis 25 %, Presstreber hat ca. 28 % TM. Biertreber ist gut silierbar. Die Silage enthält ca. 25 bis 27 % Rohprotein, 180 bis 190 g nXP und 6,8 bis 6,9 MJ NEL/kg TM. An Milchkühe können 2 bis 3 kg TM (abhängig von den Rationskomponenten) verfüttert werden.

Zwischenfrüchte

Wenn wieder genügend Bodenfeuchte vorhanden ist, können auch Zwischenfrüchte angebaut werden. Die empfohlenen Aussaattermine liegen überwiegend zwischen Anfang August bis Anfang September. Zwischenfrüchte weisen durchaus hohe Rohprotein- und Energiegehalte auf, jedoch liegt der Trockensubstanzgehalt überwiegend unter 20 %. Somit müssen strukturwirksame Futter ergänzt werden.

Bei den Zwischenfrüchten ist zu beachten, dass sie oftmals unerwünschte Inhaltsstoffe wie Glucosinolate, Saponine oder Nitrat aufweisen. In Grünpflanzen kommt es nach trockenen Sommern bei anschließender feucht kühler Herbstwitterung zur verstärkten Einlagerung von Nitrat. Überschüssiges Nitrat wird im Pansen in Nitrit umgewandelt und gelangt in die Blutbahn des Tieres. In der Fütterung sollten daher 0,5 % Nitrat in der Trockenmasse der Gesamtration nicht überschritten werden. Die Silierung der Zwischenfrüchte kann den Nitratgehalt im Futter mindern. Auf Grund des hohen Wassergehaltes ist bei der Silierung allerdings mit Sickersaftbildung zu rechnen. Weiterhin stellt die Verschmutzung des Futters ein Problem dar, so dass der Einsatz von Zwischenfrüchten lediglich in Zeiten von Futterknappheit attraktiv sein kann.

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(Bildquelle: Elite Magazin)

Fazit:

Pressschnitzelsilage und Kartoffelpülpe eignen sich gut zur Ergänzung von Rationen mit Grassilagen und verfügen zudem über eine gute Silierfähigkeit. Sie können in der Milchviehration mit 25 bis 30 kg Frischmasse (Pressschnitzelsilage) bzw. 15 bis 20 kg (Kartoffelpülpe) verfüttert werden. Es ist allerdings stets auf einen Ausgleich mit ausreichend strukturwirksamem Futter zu achten. Biertrebersilage lässt sich als schmackhafte Proteinergänzung einsetzen. In futterknappen Zeiten kann auch der Anbau von Zwischenfrüchten auftretende Engpässe ausgleichen. Tabelle 4 gibt die Energie- und Nährstoffgehalte verschiedener Futtermittel an, die eventuell bei Engpässen in der Grundfutterversorgung eingesetzt werden können.

Dieser Beitrag erschien zuerst 2010 im Elite Magazin in Zusammenarbeit mit Andrea Mayer, LWK Niedersachsen

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