Für einen optimalen Start in die Laktation

Enorme Leistungssteigerungen der Milchkühe in den letzten Jahren sind das Ergebnis effektiver Züchtung und Verbesserungen im Herden- und Fütterungsmanagement. Unmittelbar damit verbunden sind allerdings „Berufskrankheiten“ wie Stoffwechsel- oder Fruchtbarkeitsstörungen. Hauptursache hierfür sind Fütterungsfehler, die bereits im letzten Laktationsdrittel und in der Trockenstehzeit gemacht werden.

Eine langanhaltend negative Energiebilanz ist oft der Auslöser für Erkrankungen wie Stoffwechselstörungen, Euter- oder Gebärmutterentzündungen. Verursacht werden diese durch die Diskrepanz zwischen Energiebedarf und Futteraufnahme in der frühen Laktation. Die Zusammenstellung einer Ration, mit dem Ziel einer höchstmöglichen Futterverwertung und Leistung, ist daher die größte Herausforderung in der Milchviehfütterung.

Grundstein im letzten Laktationsdrittel legen

Der Start in die Laktation entscheidet über Leistung und Fitness der Kuh, der Grundstein für eine gute Fruchtbarkeit und Gesundheit wird allerdings schon früher gelegt. Die angestrebte Körperkondition bei der Abkalbung muss bereits durch eine entsprechende Fütterung im letzten Laktationsdrittel sichergestellt werden. In der Trockenstehzeit und während der Anfütterungsphase können frühere Fehler nur begrenzt korrigiert werden. Eine Anpassung der Ration, verbunden mit einer verminderten Kraftfuttermenge kann sich kurzzeitig negativ auf die Milchleistung auswirken. Da aber die Kraftfuttereffizienz zum Ende der Laktation hin sinkt, ist diese Maßnahme sowohl aus tiergesundheitlichen als auch aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoll. Wird eine Totalmischration gefüttert, sollten Leistungsgruppen gebildet werden, sonst kommt es schnell zu einer Energieüberversorgung. Die Körperkondition sollte in diesem Laktationsabschnitt nicht über 3,5 BCS-Punkten liegen.

Eine Verfettung in der Trockenstehzeit führt in der folgenden Hochlaktation zu einer deutlich geringeren Futteraufnahme und somit zu einer Energieunterversorgung, auch Labmagenverlagerungen werden so begünstigt. Trockenstehende Kühe sind deshalb zunächst eher knapp mit Energie zu versorgen, sodass die Körperkondition bei milchbetonten Kühen 3,5 und bei Zweinutzungsrindern 3,75 nicht überschreitet. Etwa zwei Wochen vor der Kalbung sollte dann mit der Anfütterung begonnen werden. Hier ist es wichtig, die Futtermittel zu verwenden, die auch später in der Laktation gefüttert werden. Die Kraftfuttermenge sollte langsam, um max. 0,3 kg/Tag auf 2 bis 3 kg/Tag gesteigert werden. Der Energiegehalt in der Ration sollte so von 5,0 MJ NEL auf 6,5 MJ NEL gesteigert werden, um einem Energiemangel bereits vor der Laktation vorzubeugen.

Proteinüberversorgung vermeiden

Der Proteingehalt sollte der Anfütterungsphase von 10 auf 14% angehoben werden. Eine Überversorgung ist allerdings zu vermeiden, da sie ebenso wie eine Kalium- und Natriumüberversorgung zur Ausbildung von massiven Euterödemen führt. Eine Überversorgung mit Calcium hingegen führt zu Milchfieber, deshalb sollten nur nicht mineralisierte Kraftfuttermischungen und Mineralfuttermittel mit einem engen Ca : P-Verhältnis (am besten 0,5 : 1) eingesetzt werden. Am besten können diese Vorgaben eingeteilt werden, wenn die Trockensteher in zwei Gruppen eingeteilt werden. Für die Transitkühe empfiehlt sich dabei eine ausreichend große Strohbucht (10 m²/Kuh) in der Nähe des Melkstandes, in der die Kühe bei Bedarf auch nach der Abkalbung bleiben können.

Nach der Abkalbung muss die Kraftfuttermenge weiter gesteigert werden. Da die Grundfutteraufnahme meist noch unzureichend ist, sollte diese Steigerung langsam vorgenommen werden. Nur so kann eine ausreichende Strukturversorgung (mind. 15 % RF oder 8 – 10 % strukturierte RF oder 30 – 35 % peNDF) der Kuh gewährleistet sein. Die maximale Kraftfuttermenge kann bei entsprechender Grundfutteraufnahme ab der 4. bis 5. Laktationswoche gegeben werden. In der weiteren Laktation sollte die Kraftfuttermenge an die Milchleistung und die Körperkondition der einzelnen Kuh angepasst werden.

Spezielle Ration für die Anfütterungsphase

Die Anfütterungsphase kann durch Mischrationen einfacher gestaltet werden, da hier konstante Rationsbedingungen vorliegen. Des Weiteren können so gezielt Wirk- und Zusatzstoffe eingemischt werden, die Defizite durch die schlechtere Futteraufnahme vor und nach der Kalbung ausgleichen. Die Palette reicht dabei von Propylenglycol, Hefen, Puffersubstanzen, Niacin und B-Vitaminen bis hin zu „geschützten“ Proteinen bzw. Fetten. Von einem generellen Einsatz dieser Mittel ist allerdings abzusehen, da sie beachtliche Kosten verursachen. Wichtiger ist die Grundfutterqualität. Durch eine hohe Energiedichte im Grundfutter kann der Kraftfuttereinsatzt reduziert werden, wodurch sich Kau- und Wiederkauaktivität erhöhen. Das stimmuliert die Fresslust und somit die Futteraufnahme, gleichzeitig wird das Acidoserisiko gesenkt.


Quelle: Johann Häusler, LFZ Raumberg-Gumpenstein (Allgäuer Bauernblatt)