ß-Carotin Fütterung

Frühlingsgefühle im Kuhstall

In den Wintermonaten kommt es in vielen Milchviehherden vermehrt zur Stillbrunst, Umrindern und Nachbesamungen. Auch Folikelzysten und der embryonale Fruchttot sind während der kalten Jahreszeit keine Seltenheit. All diese Probleme haben meist eine Ursache: Die Unterversorgung mit ß-Carotin.

Die Fruchtbarkeit von Kühen hängt sehr stark von der ß-Carotin-Versorgung ab. Da in den meisten Betrieben aus arbeitswirtschaftlichen Gründen das ganze Jahr Silage gefüttert wird, kommen die Kühe nicht mehr in den Genuss von frischem, carotinreichem Grünfutter. Die Einwirkung von Sonne, Hitze oder auch Regen auf gemähtes Gras führen schon vor dem Einsilieren zu erheblichen ß-Carotinverlusten. Besonders in altem Heu, verregnetem Futter oder in Silage mit mehr als 45 % Trockenmasse ist der ß-Carotingehalt sehr niedrig. Selbst in gut einsiliertem Futter baut sich der ß-Carotingehalt vom Frühjahr bis zum Ende des Winters um die Hälfte ab (von 120-200 mg/kg TM auf 60-100 mg/kg TM).
 
Unterstellt man einen Bedarf von 100 mg pro Kuh und Tag für die Erhaltung und 20 mg pro kg Milch, müsste man einer Kuh mit 30 kg Tagesgemelk  700 mg ß-Carotin anbieten. Dieser Bedarf kann in der Regel bei ganzjähriger Silagefüttung nicht gedeckt werden, besonders bei maisbetonten Rationen (10-30 mg/kg TM in Silomais). Auch im Jungviehbereich und bei Kalbinnen tritt vermehrt ß-Carotinmangel auf. Diese müssen sich oft mit Futterresten oder älteren Silagen und Heu begnügen und sind so besonders anfällig. Ein Großteil der Folikelzystenbildungen im Jungviehbereich steht im direkten Zusammenhang mit einer ß-Carotin-Mangelsituation.

ß-Carotin zufüttern

Als Ausgleich ist die Zufütterung von 1 bis 2 kg Cobs aus Gras oder Luzerne in der Praxis eine beliebte Methode. Auch der Einsatz von 1 kg Karotten pro Kuh und Tag wird von einigen Landwirten empfohlen. Alternativ können 300 – 400 mg  synthetisches Carotin pro Kuh und Tag in Form eines Spezialfuttermittels verabreicht werden. Diese Futtermittel enthalten meist zwischen 6.000 und 8.000 mg ß-Carotin pro kg. Von der Vorbereitungsfütterung bis hin zur festgestellten Trächtigkeit bekommt die Kuh davon täglich 50 g.

Mangel an der Blutfarbe erkennen

Blut

(Bildquelle: Elite Magazin)

Den Versorgungsstatus der einzelnen Kuh kann man anhand der Farbe ihre Blutes feststellen. Zeigt das Serum eine bernsteingelbe Farbe, ist die Kuh gut mit ß-Carotin versorgt. Eine helle beziehungsweise blasse Farbe deutet auf ein erhebliches Defizit hin. ß-Carotin fördert die Entwicklung von Follikeln und Gelbkörpern sowie die Synthese des Trächtigkeitsschutzhormons Progesteron. Eine blasse Serumfarbe lässt deshalb Rückschlüsse auf den Gehalt an ß-Carotin im Gelbkörper zu.

ß-Carotin ist nicht nur für die Fruchtbarkeit wichtig

Nicht nur für die Fruchtbarkeit ist ß-Carotin wichtig. Es besitzt außerdem wegen seiner aniviralen und –bakteriellen Wirkung eine Schlüsselfunktion im Organismus. Kälber von Kühen mit ß-Carotinmangel sind oft lebensschwach und von langwierigen Durchfällen und Atemwegserkrankungen geplagt. Schon bei der Biestmilch ist der ß-Carotingehalt, neben der Schutzstoffkonzentration ein wichtiges Qualitätskriterium. Ein Kolostrum mit viel ß-Carotin kann man an einer gelben Farbe erkennen.  Ein Teil des aufgenommenen ß-Carotins wird vom Organismus zu Vitamin A umgewandelt. Ein Mangel führt hier zu Schäden an den Schleimhäuten, zu entzündlichen Veränderungen mit Ausfluss und zu Aborten. Des Weiteren führt eine Unterversorgung mit ß-Carotin zu einem vermehrten Ektoparasitenbefall (Räude, Glazflechte).  

Quelle: Siegfried Kalchreuter, BWagrar