Forum Spitzenbetriebe: 60 Kühe je AK bzw. 235 kg Milch/Stunde

Die Betriebsprämie ist trotz der Entkopplung nach wie vor die ökonomische Basis vieler Milcherzeuger. Die Abschmelzung bis 2013 führt bei einem großen Teil der Betriebe zu Einkommensrückgängen. Erfolgreiche Betriebe melken 60 Kühe pro AK.

Seit 2004 vergleichen sich die besten deutschen Milchviehbetriebe im DLG-Forum Spitzenbetriebe Milcherzeugung anhand ökonomischer und produktionstechnischer Kennwerte. Mit durchschnittlich 146 Kühen und einer Milchleistung von über 9.200 kg/Kuh erzeugten die 268 teilnehmenden  Unternehmen im Auswertungsjahr 2009/10 im Schnitt rund 1,3 Mio. kg Milch. Das DLG-Forum spiegelt dabei die unterschiedlichen Strukturen der Milcherzeugung in Deutschland wider. Die Spanne reicht von der Gruppe „Süd“ mit 2,1 Arbeitskräften (AK) im Betriebszweig Milch und 98 Kühen bis zur Gruppe „Ost“ mit 8,3 AK und 345 Kühen (Übersicht 1).
Spitzenbetriebe

(Bildquelle: Elite Magazin)

400 € Gewinn pro Kuh
Auf die Kuh bezogen wurden 2009/10 im Gruppenmittel 400 € pro Kuh Gewinnbeitrag (ohne Prämien) bzw. 995 €/Kuh Cashflow erwirtschaftet. Auf Kostenebene der Buchführung war die Milcherzeugung damit im Gruppenmittel rentabel und ermöglichte im Durchschnittsbetrieb einen Gewinnbeitrag (ohne Prämien) von 58.400 €.
Deutlich kritischer war die Situation der Betriebe im Osten. Milchpreise in Höhe von rund 24 Ct/kg (netto, Kalenderjahr 2009), Lohnbelastungen von knapp 5 Ct/kg und die Tatsache, dass viele Betriebe relativ „frisch“ investiert hatten, drückten die Milcherzeugung oft unter die Gewinnschwelle. Dabei realisiert die Ostgruppe im regionalen Vergleich mit 34,4 Ct/kg die geringsten Produktionsvollkosten. Die Devise „Liquidität vor Rentabilität“ war in diesen Fällen nur durch die Einbeziehung der Betriebsprämie umsetzbar.
Weiter große Unterschiede
Bei ähnlichen Abschreibungsgraden erzielen die auf Vollkostenebene erfolgreicheren Betriebe auch bei Gewinnbetrag und Cashflow deutlich bessere Werte. Geringere Futterkosten und eine höhere Arbeitsproduktivität sind die Hauptgründe für den deutlichen Vorsprung. Die erfolgreicheren Betriebe (+25 %) melken 60 Kühe je AK bzw. 235 kg ECM/Akh. Zumeist konzentrieren sie sich auf die Milcherzeugung und lagern Arbeiten der Außenwirtschaft aus.
Ähnlich wie in den Vorjahren existieren innerhalb der Gruppe enorme Unterschiede in den ermittelten Produktionskosten. Die Kosten für das aggregierte Verfahren Milchkuh mit Nachzucht – die vom Milchverkauf und den Nebenerlösen (5 bis10 Ct/kg) zu decken sind – streuen zwischen 30 und 50 Ct/kg.
Vollkosten Grobfutter höher als Marktpreise
Sucht man nach den Ursachen der Kostenvorteile des oberen Viertels in Höhe von fast 10 Ct/kg, ergeben sich die größten Unterschiede in den Personalkosten (2,5 Ct/kg), Technikkosten der Arbeitserledigung (1,5 Ct/kg), Gebäudekosten (0,9 Ct/kg) und allen voran den Futterkosten (3,7 Ct/kg). 28 % der Erzeugungskosten der Milch entfallen in der BZA-Auswertung auf das Grobfutter. Dabei geht Futter (frei Silo) zu Vollkosten an die Kühe. Interessant dabei ist, dass auch bei den Spitzenbetrieben die Erzeugungskosten oft über den bekannten Marktpreisen für Grobfutter liegen. Das Beispiel Maissilage macht deutlich, dass im Gruppenmittel unter den Bedingungen des Jahres 2009/10 die Erzeugungskosten nur 26 €/t hätten betragen dürfen, um im Stall vollkostendeckend zu wirtschaften. Tatsächlich verursachte die Tonne (verfütterte) Maissilage über 38 € Erzeugungskosten.
100 € mehr Pacht kosten 0,8 Cent Milchgeld
Hohe Pachtanteile und eine Bestandsaufstockung von rund 5 bis 8 % gegenüber dem Vorjahr dokumentieren die Wachstumsstrategie der meisten Teilnehmer. Das ermittelte Pachtpreisniveau betrug 2009/10 für die meisten Betriebe 200 bis 300 €/ha, lag aber bei neu abgeschlossenen Pachtverträgen zum Teil deutlich höher. Bei durchschnittlich 0,78 ha Futterfläche/Kuh mit Nachzucht bedeuten Mehrkosten von 100 €/ha circa 0,8 Ct höhere Kosten je Kilo Milch. Dieser große Kostenhebel erklärt die Brisanz der Flächendiskussion in den teils intensiven Veredlungsregionen. Die Grobfutter(voll)kosten liegen oft deutlich über dem Marktpreis für Mais- oder Grassilage. Damit ist der gezielte (Grob- und Saft-)Futterzukauf eine interessante Strategie bei Flächenknappheit. Vermutlich auch wegen der angespannten wirtschaftlichen Situation wurde im Auswertungsjahr wieder mehr Augenmerk auf Futtereffizienz und Futterkosten gerichtet. Erstmals übertraf die Grundfutterleistung (einschließlich Saftfutter) 4.000 kg/Kuh, die Grobfutterleistung 3.500 kg/Kuh. Je Hektar Futterfläche wurden im Mittel knapp 13.400 kg Milch erzeugt, wobei die flächeneffizientesten Betriebe 15.000 kg übertrafen.
490.000 kg Milch je AK Bei der immer wichtiger werdenden Arbeitsproduktivität erreichen die Spitzenbetriebe mittlerweile fast 490.000 kg ECM je AK bei einer Spannbreite von 350.000 bis 600.000 kg.
In der Remontierungsrate erreichten nur die besten Betriebe den angestrebten Wert von 25 %. Im Gruppenmittel sind 30 % Remontierung und damit eine Nutzungsdauer von nur knapp über drei Laktationen die nicht zufriedenstellende Normalität in den Betrieben. Das mittlere Milchleistungsniveau betrug rund 9.500 kg ECM/Kuh (Holstein) bzw. 8.400 kg ECM/Kuh (Fleckvieh).