Färsenmastitiden – ein oft unterschätztes Bestandsproblem

Es trifft etwa 5 bis 10 % dieser jungen Tiere, in Problembeständen sogar 30 bis 50 %. Färsen mit hohem Erstkalbealter erkranken dabei besonders oft an Mastitiden. Ein ebenfalls höheres Erkrankungsrisiko haben Färsen mit einem Euterödem im Geburtszeitraum ein entsteht. Die Wassereinlagerung im Euter- und Zitzenbereich kann den Strichkanal weiter aufdehnen.

Die bakteriellen Erreger können schon lange vor der Kalbung in das Euter eindringen. Das ist möglich, wenn der den Strichkanal verschließende Keratinpropf unvollständig ausgebildet war oder frühzeitig verloren ging (z.B. durch Ansaugen). In einzelnen Studien wurden Mastitiserreger bei 45 bis 97 % der frisch abgekalbten Färsen gefunden. Nicht jedes Tier erkrankt aber auch gleich zwangsläufig.
Wenn es zum Ausbruch einer Mastitis kommt, wirken meist mehrere ungünstige Faktoren, wie z.B. Stress, Überbelegung, eine nicht bedarfsgerechte Rationsgestaltung, Schimmel in den Silagen, zusammen. Oft vergessen wird, dass auch die Kalbung an sich bereits ein Stressfaktor ist. Und für Färsen ganz besonders, denn mit der ersten Kalbung beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt. Sie werden in die Kuhherde integriert, müssen Rangkämpfe austragen und werden das erste Mal gemolken.

Welche Erreger sind die Ursache?

Aus einer Vielzahl von Untersuchungen sind bislang drei Infektionswege ermittelt worden, die zu einer Färsenmastitis führen:
  1. Infektionen nach dem Ansaugen einzelner Viertel. Die Erreger sind hier vor allem Sc. agalactiae und St. aureus.
  2. Übertragung von St. aureus von erkrankten Kühen des Bestandes über Insekten (insbesondere Fliegen).
  3. "Spontane“ Infektionen durch Koagulase-negative Staphylokokken (Zitzenhautbewohner) und Umwelterreger (Umweltstreptokokken, coliforme Keime).

  1. Infektionen nach dem Ansaugen einzelner Viertel. Die Erreger sind hier vor allem Sc. agalactiae und St. aureus.
  2. Übertragung von St. aureus von erkrankten Kühen des Bestandes über Insekten (insbesondere Fliegen).
  3. "Spontane“ Infektionen durch Koagulase-negative Staphylokokken (Zitzenhautbewohner) und Umwelterreger (Umweltstreptokokken, coliforme Keime).

Subklinische Färsenmastitiden tückisch

Euterkontrolle

(Bildquelle: Elite Magazin)

Bei Färsen unterscheidet man zwischen klinischer und subklinischer Mastitis. Das Tückische an einer subklinischen Mastitis ist, dass sie unauffällig verläuft. Nur die Zellzahlen sind erhöht, was wiederum die Milchleistung verringert. Oftmals gibt erst die Milchleistungsprüfung Aufschluss über die subklinische Mastitis. Damit bis dahin nicht zu viel Zeit vergeht, empfehlen Experten bei jeder Färse einen Schalmtest durchzuführen. Es ist eine Sofortmaßnahme, die „immer geht“ und vor allem schnell und kostengünstig zu machen ist.
Bei der klinischen Form hat das Tier Schmerzen, das betroffene Euterviertel ist gerötet, geschwollen und die Lymphknoten sind vergrößert. Die Milch ist zu Flocken verändert oder enthält Blut.

Was kostet eine Färsenmastitis?

Erstlaktierende haben ihre Aufzuchtkosten durch Milchproduktion dem Betrieb noch nicht (einmal ansatzweise) wieder eingespielt. Diese Schwelle wird je nach Betrieb, Kosten- und Leistungsstruktur erst zwischen der zweiten und dritten Laktation überschritten. Eine Färsenmastitis ist aus diesem Grund relativ teuer. Die Einbußen werden auf 100 bis 750 Euro pro Erkrankungsfall geschätzt. Wenn sie eine Merzung zur Folge hat, sind die Einbußen noch höher.
 Während ältere Tiere den Milchmengenverlust aufgrund einer Euterentzündung durch eine verstärkte Leistung der benachbarten Viertel zu einem großen Teil ausgleichen können, gelingt dies Erstlaktierenden meistens nicht. Neuseeländische Untersuchungen haben gezeigt, dass Milchkühe, die das Wachstum noch nicht abgeschlossen haben, nicht in der Lage sind, zerstörtes Milchdrüsengewebe einzelner Viertel durch Milchproduktion anderer Viertel auszugleichen.

Prophylaktische Maßnahmen

Ist das Ansaugen durch andere Tiere die Ursache für die im Betrieb vorkommende Färsenmastitis, so muss das schuldige Tier ermittelt und aus der Färsengruppe entfernt werden.
  • Beruhen viele Viertelerkrankungen auf S.aureus oder S.agalactiae-Infektionen, muss eine Sanierung der kompletten Herde erfolgen.
  • Färsen, welche die Milch vor der Geburt bereits laufen lassen, sollten angemolken werden, auch wenn damit auf das Kolostrum verzichtet werden muss.
  • Die regelmäßige Sichtprüfung der Viertel ist empfehlenswert. Unterschiedlich große Viertel sollten durch eine Sekretüberprüfung kontrolliert werden. Es sollten dabei unbedingt Handschuhe getragen werden.
  • Es sollte für ein möglichst hygienisches Haltungsumfeld (Liegebereich, Laufflächen, Wasser- und Futterversorgung) gesorgt werden, um den Keimdruck auf die Tiere zu verringern.

  • Beruhen viele Viertelerkrankungen auf S.aureus oder S.agalactiae-Infektionen, muss eine Sanierung der kompletten Herde erfolgen.
  • Färsen, welche die Milch vor der Geburt bereits laufen lassen, sollten angemolken werden, auch wenn damit auf das Kolostrum verzichtet werden muss.
  • Die regelmäßige Sichtprüfung der Viertel ist empfehlenswert. Unterschiedlich große Viertel sollten durch eine Sekretüberprüfung kontrolliert werden. Es sollten dabei unbedingt Handschuhe getragen werden.
  • Es sollte für ein möglichst hygienisches Haltungsumfeld (Liegebereich, Laufflächen, Wasser- und Futterversorgung) gesorgt werden, um den Keimdruck auf die Tiere zu verringern.

Therapeutische Maßnahmen

Ist das Euterviertel zum Zeitpunkt der Geburt bereits infiziert, so kann es noch vor Ende der Kolostralphase kostengünstig geheilt werden (es fällt kaum Hemmstoffmilch an). Eine antibiotische Therapie ist also zu diesem Zeitpunkt sinnvoll, setzt aber die Kenntnis der verursachenden Erreger voraus.
Maßnahmen auf Bestandsebene sind aus ökonomischer Sicht erforderlich, wenn mehr als fünf Prozent der Färsen zum Abkalbetermin an einer klinischen Mastitis erkrankt sind, und/oder wenn mehr als 50 Prozent aller Erstlaktierenden in der ersten Milchkontrolle Zellzahlen über 100.000/ml Milch aufweisen.