Ernüchternde Zwischenbilanz

Fünf Wochen nach dem Milchquotenende fällt die erste Zwischenbilanz nicht gerade rosig aus. Die Milchpreise tendieren abwärts, kurzfristig dürfte sich daran auch nichts ändern. Erst gegen Jahresende könnte sich der Markt wieder drehen, da für 2016 weniger Milch erwartet wird.

Die Entwicklung des Preisindexes der internationalen Handelsplattform für Milchprodukte Global Dairy Trade (GDT) gilt als einer der wichtigsten Indikatoren für die weitere Entwicklung des Milchpreises an den globalen Märkten. Während der letzten Wochen kannte der Index nur eine Richtung: fortgesetzt abwärts. Auch in dieser Woche ging es mit den Notierungen der sieben wichtigsten Produktgruppen weiter bergab. Der Durchschnittspreis über alle Produkte ist diese Woche um 4,3 % gesunken. Das ist der sechste Preisrückgang in Folge. Der weltweite Preisindex ist jetzt auf 683 Punkte gefallen. Er liegt damit nur noch etwa 100 Punkte über dem 10-Jahres-Tiefswert von Juli 2009 mit 573 Punkten. Der höchste Preisindex wurde im Oktober 2007 mit 1.691 Punkten ermittelt.
GDT

Entwicklung des Preisindexes der internationalen Handelsplattform für Milchprodukte Global Dairy Trade (GDT) Quelle: https://www.globaldairytrade.info/en/product-results/ (Bildquelle: Elite Magazin)

Exportpreise um 38 % gesunken

Ursache ist ein aktuell weltweit steigendes Milchaufkommen bei einer gleichzeitig zurückhaltenden Abnahme von Milchprodukten in den wichtigsten Importländern weltweit (der Import der wichtigsten Abnehmer verringerte sich um 4 %). Zurückzuführen ist dieser Effekt u.a. auch auf das russische Importboykott. In diesem Frühjahr trifft zum ersten Mal der globale Milchpeak auf das Embargo. Vor diesem Hintergrund spielt der chinesische Absatzmarkt für die internationale Milchwirtschaft eine wichtige Rolle. China gilt als potenzieller Auffangmarkt für mögliche Verluste, die durch das russische Importverbot für Molkereiprodukte entstehen. Das US-Landwirtschaftsministerium prognostiziert hier jedoch eine leichte Korrektur nach unten, aufgrund der schwächeren Konjunktur im Reich der Mitte. Letztlich führt das dazu, dass im Vergleich zum Mai 2014 deshalb auch die Exportpreise um 38 % gesunken sind.

Weltweit wird aktuell mehr Milch gemolken

In Ozeanien (Neuseeland und Australien) hat sich dank ausreichender Niederschläge die Futtersituation wieder deutlich verbessert. Das hat zur Folge, dass hier die Milchmengen deutlich stärker ansteigen als noch vor kurzem erwartet. In Australien fiel die Milchproduktion im April 2015 um 2,9 % höher aus gegenüber April 2014. Im gleichen Umfang stieg auch das Milchaufkommen in den ersten zehn Monaten der Saison 2014/15 (Juli 2014 bis Juni 2015). In Neuseeland erhöhte sich Milchaufkommen in den ersten zehn Monaten der Saison 2014/15 (Juni 2014 bis Mai 2015) um 2,2% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Aus den USA ist zu hören, dass das Rohstoffaufkommen um 1,3 % in 2015 zulegen dürfte. Aber auch die EU hat mehr Milch auf den globalen Märkten angeboten. Im 1. Quartal 2015 exportierten die Europäer rund 1,5 % mehr Milch(produkte). Für 2015 rechnet die EU-Kommission insgesamt mir einem Zuwachs von 1,2 % Milch in der EU 27.

Ende des Jahres dürfte der Markt wieder „drehen“

Laut Einschätzung der EU-Kommission (European Milk Market Observatory) lässt sich schon bald wieder ein Silberstreif am Horizont erkennen lassen. Ein Anstieg der Milchpreise ist laut den Marktexperten aber erst gegen Jahresende wieder zu erwarten. Gründe die für dieses Szenario sprechen sind:
  • ein relativ ruhiger Markt und eine insgesamt zugrunde liegende gute Nachfrage nach Milchprodukten
  • geringe Rohstoff-Zuwächse in der EU (Übersicht 1)
  • die EU-Exporte sind wettbewerbsfähig, trotz der Lage in Russland und China lassen sich Milchprodukte vermarkten
  • China dürfte im zweiten Halbjahr 2015 wieder vermehrt Milchprodukte importieren, auch wegen der gefallenen Preise an den globalen Märkten
  • ein anziehender Import im asiatischen Raum (Japan, Thailand, Südkorea, …)
  • eine stärkere Nachfrage in den USA, die infolge der Dürre in Kalifornien auf ein geringeres Rohstoffaufkommen trifft
EUDairyQuotations

Entwicklung der Notierungen (EU) der wichtigsten Milch-Produktgruppen. (Bildquelle: Elite Magazin)

  • ein relativ ruhiger Markt und eine insgesamt zugrunde liegende gute Nachfrage nach Milchprodukten
  • geringe Rohstoff-Zuwächse in der EU (Übersicht 1)
  • die EU-Exporte sind wettbewerbsfähig, trotz der Lage in Russland und China lassen sich Milchprodukte vermarkten
  • China dürfte im zweiten Halbjahr 2015 wieder vermehrt Milchprodukte importieren, auch wegen der gefallenen Preise an den globalen Märkten
  • ein anziehender Import im asiatischen Raum (Japan, Thailand, Südkorea, …)
  • eine stärkere Nachfrage in den USA, die infolge der Dürre in Kalifornien auf ein geringeres Rohstoffaufkommen trifft
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Entwicklung der Milchpreise in Neuseeland und in den USA. (Bildquelle: Elite Magazin)