„Eine Molkereiquote wird es nicht geben!"

Die deutschen Molkereien wollen nach dem Wegfall der Milchquote in 2015 keine Mengenbegrenzung in ihren Lieferverträgen festschreiben. Das erklärte Susanne Nüssel, Geschäftsführerin des Verband der Bayerischen Privaten Milchwirtschaft e.V. (VBPM) auf der Arbeitstagung der Erzeugerberater des Landesverbands bayerischer und sächsischer Molkereifachleute und Milchwirtschaftler (LBM) in Wiggensbach/Allgäu.

Ein Milchkaufvertrag sei kein Quotenersatz, wer künftig seinen Milchausstoß erhöhen möchte, der werde seine Milch auch abliefern können.
Um sich auch künftig die benötigte Rohstoffbasis zu sichern, überlegen erste Unternehmen, in den kommenden Monaten mit ihren Lieferanten bzw. deren Erzeugergemeinschaften (EZG's) bereits Milchkaufverträge über das Jahr 2015 hinaus abzuschließen. Das gebe beiden Seiten Sicherheit, erläuterte Nüssel. Milchproduzenten könnten dadurch auch auf den weiteren Zukauf von Quoten verzichten.
Auch viele der anwesenden Milcheinkäufer genossenschaftlich organisierter Molkereien bekräftigten, dass sie nicht daran denken, in die Lieferveträge mengenbegrenzende Klauseln einbauen zu wollen.
Nüssel warnte allerdings davor, Milchlieferverträge mit zu vielen Vereinbarungen zu überfrachten. „Ein Liefervertrag sollte maximal drei Seiten umfassen." Mit Blick auf den letzten Milchstreik, erklärte Nüssel, es sei wichtig, dass Lieferanten und Molkereien klare Absprachen treffen und diese auch einhalten. Das gilt auch für Sanktionen.
Einig waren sich die Erzeugerberater und Milcheinkäufer darin, dass Milch ein gefragter Rohstoff bleibt. Die Milchmenge in Deutschland werde - entgegen vieler Prognosen - nach dem Wegfall der Milchquote nicht extrem ansteigen. Begrenzender Faktor sei die Fläche und die sein ja nun mal nicht vermehrbar, so der einhellige Tenor. Im Gegenteil, durch den massiven Ausbau der Bioenergie, werde heute bereits in vielen Gunstlagen einer Ausdehnung der Milchproduktion ein Riegel vorgeschoben.
Kontrovers diskutiert wurde auf der Tagung die Frage, ob die Milchsammelwagen auch künftig noch jeden Hof anfahren werden. Steigende Energie und Mautkosten zwingen viele Molkereien dazu, die Sammeltouren zu optimieren. Da liegt es nahe, verstärkt größere Milchviehbetriebe unter Vertrag zu nehmen. „Noch vor zwei Jahren haben wir jeden Lieferanten unter Vertrag genommen, auch wenn er nicht auf unserer Route lag, so der Chefeinkäufer einer süddeutschen Marktmolkerei gegenüber Elite, „heute würden wir wahrscheinlich anders handeln." Allerdings dürfte es schwierig werden, einzelne Milcherzeuger von der Lieferliste zu streichen. So haben Lieferanten (Mitglieder) von Genossenschaften in aller Regel eine Abnahmegarantie. Aber auch marktfern gelegene Lieferanten von Privatmolkereien haben oft nichts zu befürchten, sofern sie sich einer EZG angeschlossen haben, da sich in der Regel die Molkerei verpflichtet hat, die gesamte Milchmenge der EZG abzunehmen.