Betriebsleitung

Mit 65 Kühen bis 2022 durchmelken?

Wachsen oder weichen - viele Milcherzeuger der Generation 50plus stehen vor diesem Problem. Niederländische Berater haben ausgerechnet, wie sich das Einkommen stabilisieren lässt - auch ohne Herdenaufstockung!

Steigende Kosten und zunehmende Auflagen – die Notwendigkeit zu expandieren, wenn man auch weiterhin im Wettbewerb bestehen will, ist unumstößlich. Für junge Milcherzeuger stellt sich diese Frage in aller Regel nicht (sofern der Betrieb finanziell gesund ist). Anders sieht's jedoch bei den „Best Ager “ (Generation 50plus) aus. Haben diese keinen Nachfolger parat, der den Familienbetrieb übernehmen möchte, stellt sich unweigerlich die Frage nach dem besten Ausstiegstermin aus der Milchproduktion.
Lohnt sich eine Investition noch oder ist es nicht besser, den Betrieb schnellstmöglich auslaufen zu lassen? Gegen einen schnellen Ausstieg sprechen häufig mangelnde Erwerbsmöglichkeiten und Nutzungsalternativen für die Gebäude. Aber selbst ein mittelfristig angelegter Ausstieg ist nicht immer so einfach möglich, denn oft müssen bis dahin Maschinen ersetzt werden, zudem genügen die Stallungen nicht mehr den Ansprüchen moderner Hochleistungskühe.
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Die Stallgebäude befinden sich noch in gutem Zustand, müssen aber den Komfortbedürfnissen der Kühe angepasst werden. (Bildquelle: Elite Magazin)

Niederländische Berater (DLV Rundvee Advies) haben am Beispiel eines Praxisbetriebes ausgerechnet, wie es aussieht, wenn noch 10 Jahre (bis 2022) weitergemolken wird.
Der Milchviehbetrieb melkt derzeit 65 Kühe, die Milchleistung liegt bei rund 10.000 kg pro Kuh (4,06 % Fett und 3,5 % Eiweiß). Der Laufstall wurde bereits 1983 erbaut und in 2002 renoviert. Gemolken wird in einer 2 x 6-Fischgräte. Der Betriebsleiter und seine Frau sind sich im Klaren darüber, dass sofern weiterhin Milch erzeugt werden soll, der Stall dringend nachgebessert werden muss. Die knappen Abmessungen (Liegeboxen und Laufgänge) haben in den letzten Jahren den Kühen zugesetzt und die Tierarztkosten ansteigen lassen.

Das raten die Experten

Nach eingehender Beratung haben die Berater dem Betriebsleiterehepaar empfohlen, bis zum Jahr 2022 weiter zu melken. In diesem Jahr werden die beiden Betriebsleiter 60 Jahre alt.
Um das Einkommen abzusichern, empfehlen die Berater mehrere ungewöhnliche Maßnahmen:

  • Verkauf von 30.000 kg Milchquote
  • Bestandsabstockung um 4 Kühe
  • Anpassung/Umbau des Laufstalls

Von einer Ausweitung der Produktion raten die Berater ab. Die zusätzlich erzeugten Liter müssten zu teuer erkauft werden. Fläche ist in der Region knapp, stehender Mais kostet 1.400 € pro Hektar. Zudem ist der Kuhstall jetzt schon überbelegt, eine Aufstockung würde unweigerlich zu Lasten der Tiergesundheit gehen.
Der Erlös aus dem Quotenverkauf wird in den Stallumbau reinvestiert. Für Maßnahmen zur Verbesserung des Kuhkomforts (Verlängerung des Kopfraums der Liegeboxen, Einbau von Komfortmatratzen, öffnen der Außenwände) werden insgesamt 80.000 € angesetzt. Zudem sollen das Jungvieh und die Trockensteher in einer Maschinenhalle auf Einstreu untergebracht werden.
Für die kommenden Jahre kalkulieren die Berater mit einem Milchpreis von 32,2 Ct/kg, bei den Betriebsprämien unterstellen sie ein jährliches Abschmelzen von 10 %. Den Kostenanstieg haben sie mit 1,2 % beziffert. Abschreibungen auf Maschinen und Gebäude bleiben gleich. Gleichzeitig wurde unterstellt, dass die Betriebsleiter jedes Jahr 30.000 € an Fremdkapital tilgen, sodass die Zinsbelastung abnimmt.
Mit diesen Maßnahmen glauben die Berater unter dem Strich das Einkommen auf dem jetzigen Niveau halten zu können. Im Jahr 2022 wäre das Fremdkapital getilgt, sodass die Milchproduktion problemlos eingestellt werden könnte.
  • Verkauf von 30.000 kg Milchquote
  • Bestandsabstockung um 4 Kühe
  • Anpassung/Umbau des Laufstalls

2011

2016

2022

Einnahmen aus Milch

140.800

143.200

143.200

Sonstige Einnahmen

26.800

15.800

8.500

Einnahmen gesamt

167.600

159.000

151.700

ProduktionsKosten

56.000

59.500

63.800

AfA Gebäude

19.300

19.300

19.300

AfA Maschinen

11.700

11.700

11.700

Rückzahlungen

30.000

30.000

30.000

Zinsen

40.100

26.200

9.200

Saldo

40.500

42.300

47.700