Tierärztliche Bestandsbetreuung

Durch Bestandsbetreuung Kosten senken

In der heutigen Milchviehhaltung verlagert sich der Schwerpunkt von der kurativen tierärztlichen Versorgung hin zu Prävention und Prophylaxe. Die Tiergesundheit muss dabei als oberstes Betriebsziel verankert werden, um die Kosten für tierärztliche Versorgungen und Medikamente langfristig zu senken. Eine integrierten Bestandsbetreuung (ITB) durch den Tierarzt hilft dabei.

Die jährliche Milchleistung pro Kuh ist in den letzten Jahren durch den züchterischen Fortschritt stark gestiegen. Mit diesen höheren Leistungen steigen auch gleichzeitig die Ansprüche der Kühe an die Haltung, die Fütterung und das Management. Defizite führen schnell zu gesundheitlichen Problemen und verursachen gravierende wirtschaftliche Einbußen für den Milchviehhalter. Dabei entstehen die meisten Kosten durch die dadurch entstehenden Leistungseinbußen. Die Behandlungs- und Medikamentenkosten machen bei einer Euterentzündung gerade einmal 20 % aus.
Die Aufgabe des Tierarztes wird es daher künftig sein, im Sinne der Herdengesundheit zu analysieren, inwieweit die Voraussetzungen für eine lange Nutzungsdauer und hohe Leistungen verbessert werden können. Dafür ist eine Analyse des gesamten Produktionsablaufes in Bezug auf Haltung, Fütterung und Herdenmanagement notwendig.

Tiergesundheit als wesentliches Betriebsziel

Die Tiergesundheit muss zum wesentlichen Betriebsziel werden, damit eine ökonomische Milchproduktion realisiert werden kann. Hier steckt in vielen Betrieben noch viel verborgenes Potenzial. So bedeutet beispielsweise eine um einen Zyklus verlängerte Zwischenkalbezeit Einbußen von 75 €. Auch erhöhte Zellzahlen verursachen erhebliche wirtschaftliche Einbußen. So produzieren Kühe mit 200.000 bis 500.000 Zellen/ml rund zwei Liter Milch pro Tag weniger. Auch die Nutzungsdauer spielt eine wesentliche Rolle bei der Wirtschaftlichkeit. Diese beträgt derzeit im Durchschnitt aller Betrieb nur 35 Monate, das sind nicht einmal drei Laktationen. Hauptursachen sind hier Fruchtbarkeitsprobleme, sowie Euter- und Klauenerkrankungen. Da die Aufzuchtkosten einer Färse frühestens mit der dritten Laktation gedeckt sind, gehen die meisten Kühe vom Hof, bevor der Landwirt mit ihnen Geld verdient.

Hohe Lebensleistung und lange Nutzungsdauer

Eine profitable Milchviehhaltung erfordert Kühe mit hoher Lebensleistung und langer Nutzungsdauer. Die genetischen Voraussetzungen sind durch den züchterischen Fortschritt sichergestellt. Damit dieses Potenzial auch genutzt werden kann, ist eine stabile Herdengesundheit wichtig. Erreicht wird dies nur durch eine leistungs- und wiederkäuergerechte Fütterung, Haltungsbedingungen, die einen hohen Kuhkomfort gewährleisten und ein optionales Betriebsmanagement. Eine integrierte tierärztliche Bestandsbetreuung ITB hilft, dies zu erreichen. Durch die Bestandsbetreuung können Ursachen für Gesundheitsprobleme und Leistungseinbußen durch eine ganzheitliche und gezielte Betriebsanalyse erkannt werden. Der Tierarzt kann so Fütterung, Haltung und Management optimieren, bevor die Tiere krank sind. Durch prophylaktische und präventive Maßnahmen können so Krankheiten gezielt verhindert werden.

Probleme meist stoffwechselbedingt

Etwa 80 % der Gesundheitsprobleme bei Milchkühen sind fütterungs- bzw. stoffwechselbedingt. Eine Überprüfung der Fütterung ist deshalb Bestandteil einer jeden Betriebsanalyse. Die Ration muss leistungs- aber auch wiederkäuergerecht sein. Gerade im Hochleistungsbereich ist das ein Balanceakt. Die Rationen sind häufig am Limit mit knapper Rohfaserversorgung bei einem hohen Gehalt an leicht fermentierbaren Kohlenhydraten. Fütterungsfehler, verbunden mit einer Überkonditionierung lösen Schwergeburten aus und begünstigen Milchfieber, Pansenfermentationsstörungen und Ketosen. Weitere Folgen sind neben einem Leistungsrückgang auch Fruchtbarkeitsstörungen und Klauenprobleme. Probleme in den Folgelaktationen sind so vorprogrammiert. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, muss die Fütterung im Rahmen der Bestandsanalyse genau kontrolliert und angepasst werden. Speziell die Auswertung der monatlich erhobenen Milchleistungsdaten gibt Hinweise auf das Stoffwechselgeschehen und den Versorgungszustand der Milchkühe. Auch eine regelmäßige Konditionsbeurteilung der Kühe mittels BCS, sowie die Messung der Rückenspeckdicke helfen bei der Stoffwechselüberwachung. Mithilfe der MLP-Ergebisse kann außerdem die Sanierung von Euterproblemen erleichtert und der Eutergesundheitsstatus der Herde kontrolliert werden.

Quelle: Dr. Siegfried Moder, Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe