Kälberaufzucht

Der schnellste Weg zum Wiederkäuer

Kälber werden als Monogastrier geboren, es gilt sie so schnell wie möglich zum Wiederkäuer zu machen. Doch wie lässt sich die Pansenentwicklung günstig beeinflussen? Heu und Kraftfutter haben unterschiedliche Auswirkungen auf die Pansenentwicklung in den ersten Lebenswochen. Während Heu durch die mechanische Reizung ein stärkeres Wachstum des Pansenvolumens anregt, fördert Kraftfutter vor allem das Zottenwachstum. Die Fachhochschule Bingen machte dazu drei Fütterungsversuche.

1. Cellulose im Milchaustauscher

Im ersten Versuch wurde den Kälbern von der vierten Lebenswoche an elf Wochen lang ein Milchaustauscher mit Cellulose-Zusatz gefüttert. Die „Cellulose-Gruppe“ hatte im Vergleich zu der Gruppe an Kälbern, die kein Cellulose zum Milchaustauscher erhielten, konstant höhere Energieaufnahmen, und zwar 5 bis 8 MJ ME pro Tier und Tag. Damit waren die täglichen Zunahmen der „Cellulose-Kälber“ mit 1.450 g knapp 6 % höher als in der Vergleichsgruppe. Am Ende bedeutete das 4 kg mehr Gewichtszuwachs über den gesamten Versuchszeitraum für die Kälber mit Cellulose-Zusatz im Milchaustauscher.
Bei der Schlachtung wogen sie mit rund 600 kg etwa 20 kg (3 %) mehr als die Tiere der Vergleichsgruppe. Sie hatten eine stärkere Pansen-Wanddicke, längere Pansenzotten und auch eine höhere Dichte von Zotten. Überdies hinaus war auch der Gesundheitsstatus der Versuchsgruppe besser: Die Behandlungskosten lagen 8,70 Euro je Kalb unter denen der Kontrollgruppe.

2. Spezielle Kälber-TMR

In diesem Versuch mischte man eine spezielle Kälber-Trocken-TMR an, die neben den Kraftfutterbestandteilen aus 18 % Heu und 11 % Körnermais bestand. Die Vergleichsgruppe erhielt 2,5 kg Kraftfutter sowie ad libitum Maissilage und Heu. Ergebnis:

Die durchschnittliche tägliche Trockenmasse-Aufnahme der TMR-Kälber lag mit 1,8 kg ganze 18 % höher als in der Vergleichsgruppe. Nach zwölf Wochen wogen sie dementsprechend zehn Kilo mehr als die Tiere der Kontrollgruppe. Weiterhin hatten die „TMR-Kälber“ einen besser entwickelten Pansen, der im Schnitt 18 % mehr Gewicht auf die Waage brachte.

3. Ganze Maiskörner versus geschrotete Maiskörner

Im dritten Versuch wurden die Kälber mit einer Trocken-TMR gefüttert, die 20 % ganze Maiskörner enthielt. Der Mais für die Kontrollgruppe wurde geschrotet. Ergebnis:

Die Trockenmasse-Aufnahme war in beiden Fällen gleich, aber mit zunehmendem Alter der Kälber ging die Verwertung der ganzen Maiskörner zurück. Bis zur neunten Lebenswoche waren keine Maiskörner im Kot zu finden, aber nach zwölf Wochen verließen die Maiskörner unverdaut den Verdauungstrakt. Diese Kälber wiesen zwar ein etwas höheres Pansengewicht auf, waren aber sonst nicht besser entwickelt.  Mit der Fütterung von ganzen Maiskörnern kann man also keinen Vorteil auf die Pansenentwicklung erzielen.
Quelle: Prof. Georg Dusel; FH Bingen