Milch Manager Betriebsvergleich

"Das passt nicht zu uns!"

Auf dem 14. Milchviehtag im brandenburgischen Groß Kreutz wurde intensiv darüber diskutiert, warum einige Unternehmer sich dem wirtschaftlichen Erfolg verweigern.

Das Beratungsunternehmen Koesling Anderson GmbH wertet jährlich die Produktionskennzahlen und Kosten größerer Agraruntermehmen in den neuen Bundesländern aus. Zur Darstellung der Kennzahlen wird seit 1996 das vom Consultingunternehmen selbst entwickelte Tool „Milch Manager“ genutzt. Insgesamt werden die Daten von über 111.000 Milchkühen und Jungrindern erfasst. Die Auswertung erfolgt für die Betriebe (Ǿ 700 Milchkühe) monatlich. Der horizontale Betriebsvergleich wird zwei Mal jährlich erstellt.

Mit Milch lässt sich Geld verdienen!

Der „Milch Manager“ zeigt eines ganz klar: Mit einem gut organisierten Milchviehbetrieb hat sich während der letzten 12 Jahre gutes Geld verdienen lassen. Im abgelaufenen Jahr erreichten die top organisierten Unternehmen einen Gewinn (Vollkosten) von 5,1 Cent. Im Durchschnitt konnten die in den neuen Bundesländern angesiedelten, gut geführten, größeren Milchviehbetriebe einen Unternehmensgewinn von 4,7 Cent pro Liter verbuchen. Nur ein einziges Mal, während der Milchkrise (2008/09), fiel die Rentabilität negativ aus.

optimierte Betriebe

nicht optimierte Betriebe

Milchmenge gesamt

kg

6.224.504

3.684.826

Milchmenge pro Kuh

kg

8.944

7.999

Kühe

Anz.

716

454

var. Kosten

Ct/kg

28,0

36,9

Festkosten

Ct/kg

4,9

6,6

DB

Ct/kg

10,5

1,7

Unternehmergewinn

C/kg

5,1

-4,8

Gewinnschwelle

Ct/kg

30,1

39,5

Allerdings arbeiten aber längst nicht alle Milchviehbetriebe derart rentabel. Ein genauer Blick auf den horizontalen Betriebsvergleich legt die enormen Unterschiede zwischen den einzelnen Betrieben offen. Für die Rentabilitätsauswertung wurden die erfolgreichen (optimierten bzw. +25 % Unternehmen) den nicht optimierten (weniger erfolgreichen bzw. -25 %) gegenübergestellt (Übersicht 1).

„Der Leidensdruck ist zu gering“

Die entscheidenden Abweichungen ergeben sich hier (ebenso wie auch in den Vorjahren) insbesondere bei den Personal- und Futterkosten. Wieso gelingt es den weniger erfolgreichen Unternehmen nicht, die Produktion zu optimieren und ebenfalls ein gutes Betriebszweigergebnis zu erreichen. In den zunehmend globalisierenden Märkten muss man sich als mittelständisches Unternehmen erst recht dem Wettbewerb stellen. Welche Ziele angestrebt werden sollten, geben die Kennzahlen der optimierten Betriebe vor (Benchmark).
Nach einer erstmals durchgeführten Spezial-Analyse zum Motivationsverhalten aller am „Milch Manager“ teilnehmenden Unternehmen, kommt Berater Andreas Gottensträter zu der Schlussfolgerung, dass es sich bei den nicht optimierten Betrieben in der Regel nicht um „Gewinn Maximierer“ handelt. Viele der Betriebsleiter sehen entweder keine wirtschaftliche Notwendigkeit, der Leidensdruck scheint hier zu gering, um Veränderungen in den Produktionsabläufen auszulösen. Oder anders ausgedrückt: Verluste werden einfach toleriert!
Auffällig ist auch der hohe Anteil der beratungsresistenten Unternehmer. Viele von ihnen sind anscheinend davon überzeugt, dass Änderungen im eigenen Betrieb entweder nicht umsetzbar sind oder halten dennoch beharrlich an ihrer eigenen Philosophie fest.
Andere Betriebsleiter wiederum schrecken vor der konsequenten Umsetzung von Beratungsempfehlungen zurück, sie stellen, aus den Empfehlungen gleich mehrerer „Spezialisten“, ihre eigene Marschrichtung zusammen (gerne wird dabei vergessen, dass so manchem Experten sein eigenes wirtschaftliches Wohlergehen näher liegt als das des Kunden). Und dann gibt’s noch die wenig autoritären Unternehmer, die Konflikte scheuen und deshalb notwendige Veränderungen im Unternehmen nicht durchsetzen können.

Die „Großen“ haben die Kosten besser im Griff

Als Beispiel für das bewusste Negieren von Beratungsempfehlungen führte Gottensträter u.a. den Verzicht des Einsatzes hochwertiger Genetik an. Anstatt konsequent nur die genetisch besten Vererber einzusetzen und dadurch die Herdenleistung zu pushen, würden immer wieder Kühe mit Bullen mit geringer ausgeprägtem Milchleistungspotenzial besamt. Und das, obwohl der Effekt einer hohen Milchleistung auf die Wirtschaftlichkeit unbestritten sei. Dieser Effekt lässt sich an der um rund 1.000 kg höhere Herdenleistung der optimierten Unternehmen ablesen. Neben den Leistungseffekten wirkt sich auch die Größendegression auf der Kostenseite aus. Kein Wunder, dass die wirtschaftlich erfolgreicheren Unternehmen deutlich mehr Kühe melken.

Rund 2 Cent weniger Gewinn im laufenden Jahr

Im Forecast für das laufende Jahr erwarten die Agrarberater einen Rückgang beim Gewinn auf 3,7 Cent (-1,7 Ct). Allerdings wurde hier ein Milchpreisniveau im Jahresmittel von 34 Cent unterstellt. Sollten die Auszahlungspreise im Frühjahr stärker nachgeben als prognostiziert, dürfte der Gewinn zusammenschmelzen. Auch wenn derartige Prognosen auf wackeligen Beinen stehen, so scheint sicher zu sein, dass bei steigenden Kosten (Kraftfutter, Energie, …) das Milchpreisniveau in Zukunft stärker als bisher auf die Rentabilität durchschlagen dürfte.