BVD: Ohne Impfen gehts nicht!

Durch die Bovine Virusdiarrhoe (BVD) können in der Rinder- und Milchviehhaltung große wirtschaftliche Schäden entstehen. Auf der BVD-Konferenz in Düsseldorf informierten Experten über neue Erkenntnisse zu Erkrankung und Bekämpfung.

Seit Beginn der BVD-Bekämpfung wurden in den letzten Jahren 58.000 Tiere in Deutschland als Dauerausscheider identifiziert. Das bedeutet, dass ca. 0,32 % der untersuchten Tiere den Virus dauerhaft ausscheiden und in den Beständen verbreiten. „Jeder Bestand hat mindestens einen Dauerausscheider mit BVD-Viren“, so Dr. Jörn Gethmann vom Friedrich-Loeffler-Institut, Wusterhausen. Die Anzahl sogenannter PI-Tiere (persistent infizierten Tiere) unterscheidet sich zwischen den Bundeländern sehr stark. Besonders stark betroffen sind Hamburg und Bayern.

Bundesland

Rinderbestand (Tsd)

Anzahl PI-Tiere

Anteil PI bezogen bezogen auf Geburten (%)

Bestände mit PI-Tieren in %

Schleswig-Holstein

1.133

1.174

0,29

4,99

Hamburg

6,1

11

0,58

5,1

Niedersachsen

2.519

3.536

0,44

6,14

Bremen

10,2

4

0,1

3,45

Nordrhein-Westfalen

1.406

1137

0,26

3,19

Hessen

468

364

0,2

1,88

Rheinland-Pfalz

367

521

0,35

3,9

Baden-Württemberg

1.032

1.554

0,39

3,37

Bayern

3.338

7.175

0,54

4,92

Saarland

49

42

0,21

3,13

Berlin

0,7

0

0

0

Brandenburg

551

618

0,24

2,63

Mecklenburg-Vorpommern

542

476

0,19

2,44

Sachsen

498

52

0,02

0,45

Sachsen-Anhalt

339

239

0,16

0,86

Thüringen

339

507

0,34

2,93

Gesamt

12.588

17.410

0,36

4,11

Vorsicht bei Zukauf

Neuinfektionen zu verhindern ist einer der wichtigsten Maßnahmen, um die anzeigepflichtige Tierseuche zu bekämpfen. Daher ist der intrauterine Schutz der Föten gegen BVD auch oberstes Ziel der gültigen BVD-Verordnung. Diese regelt seit 2011 bundesweit verpflichtend die Bekämpfung der Bovinen Virusdiarrhoe zum Schutz der Rinder. Für Dauerausscheider (sogenannte PI-Tiere) besteht Anzeigepflicht bei der zuständigen Behörde. Auch ist der Rinderhalter verpflichtet, die in seinem Bestand geborenen Rinder bis spätestens zur Vollendung des sechsten Lebensmonats auf BVD untersuchen zu lassen. Die Regelungen über das Verbringen von Rindern soll eine weitere Verbreitung des Virus eindämmen. „Die Impfung gegen BVD ist laut Verordnung möglich und auch sinnvoll“, erklärte Prof. Dr. Bätza vom BMELV in Bonn. Probleme sieht Bätza jedoch zukünftig im innergemeinschaftlichen Viehhandel mit anderen EU-Mitgliedsstaaten. Auf EU-Ebene besteht derzeit keine einheitliche Regelung bezüglich des Umgangs mit BVD, sodass die Gefahr der Einschleppung besteht.

Dauerausscheider verbreiten den Virus

BVD-Infektionen bei bereits geborenen Tieren verlaufen meist mild ab. Oft werden die Symptome wie Durchfall, Milchrückgang, Fieber und eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit gar nicht mit BVD in Verbindung gebracht. Diese vorübergehenden Infektionen führen aber zu einer Verbreitung des Virus in der Herde, da infizierte Tiere den Virus in beträchtlichen Mengen ausscheiden.
Die Infektion eines tragenden Tieres hat jedoch weit schlimmere Folgen, wie Dr. Heckert von der Klinik für Klauentiere (FU Berlin) mitteilte. Entscheidend ist der Zeitpunkt der Trächtigkeit an dem die Infektion auftritt. Die kritischste Zeit liegt zwischen dem 40. und 120. Trächtigkeitstag. Das noch nicht vollständig entwickelte Immunsystem des Kalbes kann den Virus nicht erkennen und folglich auch keine Antikörper gegen ihn entwickeln. Ein persistent infiziertes Kalb (ein sogenannter Virämiker oder Dauerausscheider) wird geboren und scheidet Zeit seines Lebens hohe Mengen an BVD-Viren aus.

Trächtigkeitsstadium

bis zum 40. Tag

40. bis 120. Tag

120. bis 150. Tag

über 150. Tag hinaus

Auswirkungen

Umrindern, Fruchttod

1. Infektion des Fetus: - Virus vermehrt sich lebenslang - Rind/Kuh scheidet lebenslang Virus aus (Virämiker, Dauerausscheider) 2. lebensschwache Kälber. Missgeburten, Totgeburten

Aborte, reduziertes Geburtsgewicht, Lebensschwäche,Missbildungen, Totgeburt (seropositive Tier)

Geburt eines gesunden, seropositiven Kalbs

Nur durch Impfung lassen sich Neuinfektionen verhindern

Bei der Bekämpfung von BVD müssen zum einen die Dauerausscheider in den Beständen identifiziert und dann gemerzt werden. Des Weiteren können durch Impfmaßnahmen Neuinfektionen verhindert werden. Dr. Ahrens vom Rindergesundheitsdienst Thüringen rät zur Impfung, da die Krankheitshäufigkeit des Virus sehr hoch ist und damit die Gefahr von Reinfektionen besteht. In jedem Fall sollte der eingesetzte Impfstoff einen fetalen Schutz garantieren, da nur so das Kalb BVD-frei geboren wird. Aus der Praxis wurde von Tierärzten und Beratern gefordert, bei BVD-freiem Bestand nicht aus der Impfung auszusteigen. Die Impfung bietet nur einen zeitlich begrenzten Schutz und muss regelmäßig aufgefrischt werden.