Klauengesundheit

Brauchen Kühe Weidegang?

Mit jeder Lahmheit entstehen im Schnitt Kosten von rund 400 € durch Behandlungen, Minderleistungen bei Milchmengen und Fruchtbarkeit sowie vorzeitige Abgänge. Ein fehlender Zugang zur Weide wird mit einem vermehrten Auftreten von Lahmheiten in Verbindung gebracht. Ob dies der Tatsachse entspricht, hat die University of British Columbia Versuche durchgeführt.

Die Kuh ist ein Weidetier

Weiden kommen den natürlichen Umfeld von Kühen am nächsten. Heute werden aber Ställe gebaut, die den Tieren zwar hohen Komfort gewährleisten, Weidegang ist dabei aber oft nicht vorgesehen. Ein „moderner“ Stall bietet den Tieren eine bequeme Liegefläche, schützt sie vor Wetterelementen und bietet freien Zugang zu einer ausgewogenen Ration. So können höchste Milchleistungen realisiert werden. Aber was würden die Kühe bevorzugen? Wo liegen die Vor- und Nachteile von Weidehaltung?
In einer Studie der University of British Columbia hatten Kühe fünf Wochen lang Zugang zur Weide. Die Tiere wurden vorher anhand eines Lahmheitsscores bewertet, wobei die Zahl eins für gesund und fünf für schwer lahm stand. Die Hälfte blieb den ganzen Tag im Stall (Liegeboxen) und wurde mit einer Voll-TMR gefüttert. Der andere Teil wurde auf der Weide gehalten und bekam nach jedem Melken Kraftfutter.
Ergebnisse
  • Der durchschnittliche Lahmheitsscore aller Tiere zu Beginn des Versuchs betrug 3. Bei den Tieren auf der Weide verbesserte sich das Laufverhalten, obwohl die Liegezeiten zurückgingen.
  • Am meisten verbesserte sich das Laufverhalten auf der Weide der vorher stark lahmenden Kühe. Gerade diesen Kühen scheint Weidegang sehr gut zu tun.
  • Bei den Tieren im Stall hingegen verschlechterte sich das Laufverhalten sogar.
  • Kühe bevorzugen bei über 20° C den Stall

  • Der durchschnittliche Lahmheitsscore aller Tiere zu Beginn des Versuchs betrug 3. Bei den Tieren auf der Weide verbesserte sich das Laufverhalten, obwohl die Liegezeiten zurückgingen.
  • Am meisten verbesserte sich das Laufverhalten auf der Weide der vorher stark lahmenden Kühe. Gerade diesen Kühen scheint Weidegang sehr gut zu tun.
  • Bei den Tieren im Stall hingegen verschlechterte sich das Laufverhalten sogar.
  • Kühe bevorzugen bei über 20° C den Stall

Die Weidehaltung ist aus der einen Sicht das natürlichste für die Kuh, aus der anderen Sicht bietet sie wenig Schutz vor der Sonne, was das Risiko von Hitzestress im Sommer erhöht. Eine Haltung im Stall dagegen bietet Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung und hilft ihnen mit hohen Temperaturen umzugehen. Um herauszufinden, was Kühe bei freier Wahl zwischen Weide und Stall bevorzugen, wurde einer Kuhgruppe im Versuch genau diese Option gelassen. Das Ergebnis war, dass die Tiere tagsüber bei höheren Temperaturen (über 20 Grad) die meiste Zeit im Stall verbrachten, nachts aber die Weide bevorzugten.

Nachteil der Weidehaltung

Ein Nachteil der Weidehaltung ist, dass die Tiere energieärmeres Futter aufnehmen, was eine hohe Milchleistung schwierig zu realisieren macht. In einem weiteren Versuch verbrachte die Hälfte der Tiere die Nacht auf der Weide, die anderen wurden ganztags im Stall gehalten. Für beide Gruppen konnte fast die gleiche TMR-Aufnahme und Milchleistung verzeichnet werden. Die Tiere durchliefen diesen Versuch ab vier Wochen vor dem Kalben bis acht Wochen nach dem Kalben. Die Studie zeigte, dass die Tiere, die nur auf der Weide gehalten wurden, in der Leistung abfielen, da die Weide nicht den Nährstoff- und Energiebedarf von Frischlaktierenden decken kann. Kommen die Tiere aber nur nachts auf die Weide, ändert sich nichts an der TMR-Aufnahme.

Quelle: Sabine Girke, research reports, University of Columbia, LW 2010