Bis zu 25 % Baukosten durch gezielte Planung senken

Wer derzeit in einen neuen Stall investieren will, benötigt einen langen Atem und viel Verhandlungsgeschick, lange Wartezeiten und explodierende Baupreise lassen die zeitnahe Realisierung kostengünstiger Baulösungen oftmals nicht zu.

Noch gibt es in vielen Teilen Deutschlands lukrative Fördermöglichkeiten im Milchviehbereich. Auch im kommenden Jahr (voraussichtlich Mitte Januar) werden die Fördertöpfe nochmals geöffnet. Allerdings schöpft die Bau- und Ausrüsterbranche oftmals einen erheblichen Teil der Fördermittel ab, was die Baukosten letztlich in die Höhe treibt.
Um die explosionsartige Erhöhung der Baukosten zu verdeutlichen, braucht man nur einmal die durchschnittlichen Kosten pro Kuhplatz in den 90er Jahren zu betrachten. Hier galten Kosten von rund 4.000 bis 5.000 DM als absolutes Maximum.  Bei der Währungsumstellung konnte die Baubranche Umrechnungsfaktoren von nahezu 1:1 realisieren und so sind Baukosten von 3.500 bis 5.000 Euro schon lange gängige Praxis. Erfahrungen aus Beratung und Planung zeigen, dass sogar Kosten von 7.000 bis 8.000 Euro pro Kuhplatz heute keine Seltenheit mehr sind.

Eine gute Planung ist das „A“ und „O“

Grundsätzlich lassen sich die Baukosten durch eine sorgfältige Planung begrenzen. Für größere Investitionsvolumen sollte eine Planungszeit von mindestens ein bis zwei Jahren einkalkuliert werden. Angesichts der guten Auslastung der Bau- und Ausrüsterfirmen wird dies immer wichtiger. Aktuell müssen die Firmen keinem Auftrag hinterher laufen und können somit die Preise anziehen. Für investitionswillige Landwirte muss dies ein Ansporn sein, noch mehr Zeit und Energie in die Einholung von verbindlichen Angeboten und in deren Verhandlungen zu stecken. Der Landwirt sollte verbindliche Leistungsangebote einholen und vergleichen (lassen). Weiterhin ist auch die Forderung nach Referenzen der Bauplaner und ein neutrales Gespräch  mit den dortigen Betriebsleitern sehr zu empfehlen.
Wer bereit ist, bei den bautechnischen Parametern in den Bereichen Kuhkomfort und Arbeitswirtschaft Kompromisse einzugehen, kann ebenfalls sparen. Praxiserfahrungen zeigten, dass sich eine bestmögliche Rentabilität nicht immer dem gewünschten Kuhkomfort und einer möglichst geringen Arbeitsbelastung vereinbaren lassen. Zum Optimum führt hier meist ein Kompromiss zwischen den genannten Faktoren. Dabei sollte über verschiedene Varianten und Know-How-Träger versucht werden, ein möglichst individuelles Optimum für jeden Betrieb zu finden.

Altgebäude einbeziehen

Um die Baukosten zu senken, hat sich auch der Einbezug von Altgebäuden bewährt. Unter Berücksichtigung der arbeitswirtschaftlichen Ansprüche kann hier zum Beispiel das Jungvieh kostengünstig untergebracht werden. Es gibt genügend Praxisbeispiele, wo ehemalige Milchviehanlagen erfolgreich hinsichtlich Arbeitswirtschaft und Kostenintensität zu Jungrinderställen umfunktioniert worden sind. Verbesserungsbedarf gibt es jedoch oft noch bei der Integration von tragenden Färsen in die Milchkuhherde, sowie im Trockensteher- und Reprobereich.
Sind die Bauplanungen abgeschlossen, sollte man sich für die Ausschreibungen in der Bauwirtschaft ausreichend Zeit nehmen. Mindestens vier bis sechs Angebote pro Teilabschnitt sollten eingeholt werden. Die Baukosten können so im Schnitt um 15 % bis 25 % gesenkt werden. Bei den Verhandlungen sollte man sich nicht scheuen, fachkundigen Rat von Bauingenieuren, Architekten und Anwälten einzuholen. Um zu verhindern, dass man während dieser stressigen Zeit in die Arbeitsfalle tappt, sollte man vorübergehend zusätzliches Personal im laufenden Betrieb einstellen.

Verfahren

erfasste Kosten

Datenquelle

Kuhplatz (€)

Neubau mit FGM

180 Tierplätze, Melktechnik, ohne Baunebenkosten

ALB 2011/2012 (Planungsrichtwerte)

4.620 - 5.640

Neubau mit FGM

188 Tierplätze, Melktechnik, ohne Baunebenkosten

KTBL 2010/2011 (Planungsrichtwerte)

4.213

Neubau mit FGM

290 Tierplätze, Melktechnik, Güllelager, Futtersilo mit Baunebenkosten

IAK 2011, Praxisbeispiele (Baufertigstellung)

6.969

Neubau mit MK

490 Tierplätze, Melktechnik, ohne Baunebenkosten

ALB 2011/2012 (Planungsrichtwerte)

4.350 - 5.350

Neubau mit MK

400 Tierplätze, Melktechnik, Futtersilo, mit Baunebenkosten

IAK 2011/2012

6.550

Neubau mit AMS

750 Tierplätze, Melktechnik, Güllelager, Fahrsiloanlage, inkl. Erschließung, ohne Baunebenkosten

IAK/Ergebnisse aus aktuellen Bauvorhaben

7.232

Neubau mit AMS

64 Tierplätze, Melktechnik, ohne Baunebenkosten

ALB 2011/2012 (Planungsrichtwerte)

7.430 - 9.080

Neubau mit AMK

750 Tierplätze, Melktechnik, mit Erschießung und Baukosten

IAK/Ergebnisse aus aktuellen Bauvorhaben

8.275