Fleckvieh Zuchtwertschätzung April 2013

Aufmarsch der jungen Wilden

Nach einem langen Winter ruft die aktuelle Zuchtwertschätzung deutliche Frühjahrsgefühle bei den Fleckviehzüchtern hervor. Mit vielen tollen Manitoba-Söhnen wird die Angebotspalette in den nächsten Monaten deutlich bereichert. Auch der teuerste Fleckviehbulle aller Zeiten „Weltenburg“ kann sich unter den genomischen Jungvererbern behaupten. Allerdings ist die Entwicklung von Vlado eine Enttäuschung.

Es scheint, als hätte Manitoba Platz für seine Söhne gemacht. Diese Woche ist der bekannte Altbulle abgegangen, jetzt ist seinen zahlreich geprüften Söhnen der ersehnte Durchbruch gelungen. Von insgesamt 32 Neueinsteigern in den Top 100 gehen acht auf diesen stark eingesetzten Bullenvater zurück.

Manitoba-Söhne stürmen die Toplisten

Ein absolutes Highlight ist dabei Manton (MV: Lorint). So ein tolles Prüfergebnis ist nur ganz selten erreichbar. Ausgeglichen in den Milch- und Fleischleistungsmerkmalen lässt der Exterieurbericht keine Wünsche offen. Ein Bulle mit großen Karriereaussichten, geeignet für große Kühe mit Schwächen im funktionalen Bereich. Als weiteren Zuschlag gibt es auch noch die Eignung für Kalbinnen. Ebenfalls als Exterieurspezialisten erweisen sich die Halbbrüder Masseur (MV: Raubling) und Merseburg (MV: Romel).

Name

Vater

gGZW

Sicherheit

Station

Rosskur PS

Ralmesbach PS

136

77 %

Bayern Genetik, Bauer

Mari

Mal

135

81 %

Bayern Genetik, Bauer

Manton

Manitoba

135

82 %

Neustadt/A.

Mammut

Mandela

134

76 %

Bauer, Bayern Genetik

Raul

Rau

133

78 %

Hohenzell, Neustadt/A.

Erfreulich ist auch die unterschiedliche Linienführung bei den weiteren interessanten Neueinsteigern. Mit einem Paukenschlag wird das Bemühen um die Verbreitung des Hornlosgens gekrönt: Der beste Neueinsteiger geht auf Ralmesbach zurück und wird seinen Namen Rosskur PS (MV: Merkur) nachhaltig in die Abstammungsgitter vieler Zuchtbetriebe einbringen. Mit knapp 27 Liter sind seine Töchter in die Laktation gestartet und bewirken ein Plus von neun Punkten im MW. Die Leichtkalbigkeit ist noch das Sahnehäubchen obendrauf. Bei der Anpaarung auf guten Eutersitz achten.
Mari: Von Vater Mal wurden nur 13 Söhne geprüft. Über den Muttersvater Streller kommt eine seltene Blutführung zum Vorschein. Die gut bemuskelten Kühe haben korrekte Fundamente. Beim Euter sind mit Ausnahme der Strichstellung hinten alle Einzelmerkmale recht ansprechend. Dieses Manko kann bei gezielter Anpaarung ausgeglichen werden.
Eher knapp ist die Ausbeute an Mandela-Söhnen. Mammut (MV: Ruap) übertrifft die Eutervererbung seines Vaters bei Weitem. Die ausgezeichneten Euter zeigen einen schwächeren Milchfluss. Der Bulle überzeugt mit bestem Zweinutzungstyp und bringt Kühe mit perfekter Fessel und Klauentracht.
Raul (MV: Weinold) eröffnet den Reigen der Rau-Söhne, die offensichtlich die guten Euteranlagen ihres Vaters weiter vererben. Er eignet sich für Kühe mit Schwächen in der Euterqualität. Dem sehr hohen Fleischwert steht ein noch etwas bescheidener Milchwert von 114 gegenüber.

Willem kann weiter zulegen

Die Gewinne in dieser Zuchtwertschätzung halten sich diesmal in Grenzen. Ricko, Momo und Dextro können jeweils drei Punkte im GZW zulegen, der Winnipeg-Sohn Willem TA schiebt sich mit +2 Punkten auf Platz 5 der Bunten Liste vor.
Ricki’s Zuwachs im GZW beruht auf Gewinnen im Fleischwert und im Fitnessbereich, wobei sich seine Töchter positiv in Melkbarkeit und Nutzungsdauer entwickeln. Auch die Töchter von Momo zeigen eine gute Stabilität in den Stallungen und können darüber hinaus die ordentliche Exterieurbewertung bestätigen. Der ZW Nutzungsdauer steigt um 4 Punkte. Bei Dextro stiegen ca. 700 neue Töchter aus dem Zweiteinsatz gut in die Laktation ein und heben den MW um 2 Punkte. Die negative Fundamentvererbung gilt es allerdings zu beachten.

Name

Vater

gGZW

Veränderung

Organisation

Ricki

Romello

134

+ 3

CRV

Momo

Mandl

119

+ 3

CRV, Höchstädt

Dextro

Dionis

115

+ 3

CRV, Höchstädt, Bayern Genetik

Willem*TA

Winnipeg

137

+ 2

Höchstädt, Neustadt/A.

Resolut

Remont

131

+ 2

Bauer, Bayern Genetik

Willem*TA: Seine Töchter in der Zweitlaktation zeigen eine flache Laktationskurve, sodass der ZW für Persistenz um 6 Punkte ansteigt. Insgesamt ein sehr ausgeglichener Bulle ohne Extreme. Der anfänglich schwächere Fitnesswert von Resolut steigt langsam an. Seine Töchter können in der Zellzahl punkten und tragen zum positiven Gesamtergebnis bei.

Vlado stürzt ab

Die Entwicklung von Vlado ist sicherlich eine Enttäuschung. Bereits im Dezember musste der genomische Zuchtwert für Milch nach unten korrigiert werden. Jetzt hat sich der Abwärtstrend in den weiteren Laktationsabschnitten bestätigt. Viel beachtet war die Entwicklung der hoch gehandelten genomischen Kandidaten Rave und MG. Beide Bullen sind in Deutschland und Österreich geprüft, mit z.T. unterschiedlichen LKV-Ergebnissen. So haben sich bei MG die hohen Leistungszuchtwerte nicht bestätigt, aber im Exterieurbereich gehört er zu den Besten. Möglicherweise ist auch noch im August mit größeren Veränderungen zu rechnen.

Name

Vater

gGZW

Veränderung

Organisation

Vlado

Vanstein

124

- 9

CRV

Rave

Rau

127

- 6

CRV

MG

Manitoba

133

- 6

CRV

Meru

Manitoba

125

- 5

Bayern Genetik, Bauer

Fidelis

Fernpass

118

- 4

Bayern Genetik, Bauer

Die vielen guten anderen Manitoba-Söhne lassen den Rückgang bei Meru verschmerzen. Leichte Veränderungen in den Fitnessmerkmalen tragen dazu bei. Die Milchleistungen waren im Dezember noch schwach abgesichert. Kleine Korrekturen bei Milch (-2) und Nutzungsdauer (-2) führen zu leichten Verlusten bei Fidelis, der aber nach wie vor als Outcrossbulle einen guten Stellenwert genießt.

Rumba-Söhne als sichere Top-Vererber

Rumgo-Töchter hinterlassen einen ausgezeichneten Eindruck auf den Betrieben und haben das ordentliche Exterieur ihres Vaters gefestigt. In der Milchmenge konnte er auf hohem Niveau nochmal zulegen. Rureif vererbt Milch, Fleisch und Fitness auf hohem Niveau. Resolut bestätigt wieder die gute Leistungssicherheit mit neuen Töchtern und gewinnt leicht im GZW. Auch im Exterieur sind die Ergebnisse absolut stabil.

Name

Vater

gGZW

Station

Rumgo

Rumba

136

CRV, Genostar

Rureif

Rumba

132

CRV

Resolut

Remont

131

Bauer, Bayern Genetik

Ralmesbach PS

Ramhorn

128

Marktredwitz, Neustadt

Ruegen

Rumba

128

Greifenberg

Ralmesbach PS zeigt jetzt seine gute Leistungsvererbung mit hoffnungsvollen Einsatzleistungen seiner Enkelinnen. Viele Söhne von ihm starten mit guten Erstprobemelken. Die schwächere Fundamentvererbung hat Rügen sicherlich in seiner Beliebtheit eingeschränkt. Man darf gespannt sein auf weitere Ergebnisse aus dem Zweiteinsatz. Bislang hält er sich in der Nutzungsdauer sehr stabil.
Weltenburg ordnet sich vorne ein

In der Topliste der genomischen Jungvererber sind unter den ersten 20 neun neue Namen zu finden. Sehnsüchtig erwartet wurde der teuerste Bulle aller Zeiten namens Weltenburg, ein Wyoming-Sohn aus einer kompletten Mandela-Tochter. Vulcano übertrifft die Exterieurvererbung seines Vaters, die vor allem im Fundament Schwächen aufwiesen. Ihm wird eine gute Fitness vorausgesagt. Everest, Isostar und Vlax wurden bereits seit Dezember angeboten.

Name

Vater

gGZW

Sicherheit

Station

Weltenburg

Wyoming

144

68 %

Greifenberg

Vulcano

Rureif

143

71 %

Neustadt

Everest

Ermut

143

71 %

Höchstädt

Isostar

Resolut

142

68 %

Bauer

Vlax

Rumgo

140

66 %

Marktredwitz

Insgesamt ist die Schätzung ein Ausdruck der erfolgreichen Arbeit im Fleckviehzuchtprogramm und eine Betonung der stark eingesetzten Bullenväter.
Die bunte Liste April 2013 können Sie
downloaden.
 

Bernhard Luntz, LfL Tierzucht Grub