Melkroboter

AMS: Herausforderung für Fremdarbeitsbetriebe

Fast die Hälfte aller Neuinvestitionen in Melktechnik gehen in Deutschland derzeit in automatisches Melken. Es bietet eine hohe Flexibilität bei der Arbeitszeiteinteilung, verlangt aber gerade auf Fremdarbeitsbetrieben sehr strukturierte Arbeitsabläufe. Zu diesem Ergebnis kommt Dr. Jan Harms (LfL, Grub) auf den "MIone days" von GEA.

Im Jahr 2010 melkten weltweit auf fast 10 000 Betrieben Roboter die Kühe. Das automatische Melken bietet gerade für (erweiterte) Familienbetriebe viele Chancen im Bezug auf die Arbeitswirtschaft. Dabei dürfen aber bei der Entscheidung für einen Roboter auch die Risiken nicht außer Acht gelassen werden:
Wirtschaftlichkeit
Risiken: Der Einsatz von Robotern ist mit einem (sehr) hohen Kapitaleinsatz verbunden. Die tatsächliche Wirtschaftlichkeit des AMS ist davon abhängig, wie die frei werdende Arbeitszeit verwertet werden kann. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten kann zudem die Kapazität der Milchproduktion (Aufstockung) beim AMS nicht wie beim konventionellen Melken kurzfristig angehoben werden.
Chancen: Mit dem AMS lässt sich Arbeitszeit nennenswert einsparen. Man benötigt deutlich weniger Gebäudevolumen als bei konventioneller Melktechnik. Zudem ist der Melkroboter auch in bestehenden Ställen modular erweiterbar.

Fütterung

Risiken: Die Fütterung ist etwas anspruchsvoller als bei konventioneller Melktechnik. Die Fütterung besonders die Futterzeiten bzw. das Angebot haben einen großen Einfluss auf die Kapazität des Melkroboters.
Chancen: Durch den Einsatz der Sensorik (z.B. Ermittlung der Milchinhaltsstoffe) kann die Fütterung besser auf das einzelne Tier abgestimmt werden.
Arbeitswirtschaft
Risiken: Die Arbeitszeit ist z.B. durch die Rufbereitschaft schlechter planbar. Auf Lohnarbeitsbetrieben muss die Arbeitszeit stark organisiert werden. Zudem muss man sich Gedanken darüber machen wie die Mitarbeiter für ihre Leistung bezahlt werden können. Und wie das Controlling der Arbeit aussehen kann.
Chancen: Die Arbeit lässt sich flexibler einteilen. Die körperliche Belastung wird deutlich weniger. Das kann auch für die Beschäftigung von Fremdarbeitskräften entscheidend sein. Auch im Familienbetrieb ist das mehrmalige Melken möglich.
Stallbau
Risiken: Automatisches Melken ist immer freiwilliges Melken. Deshalb schlagen sich Baufehler (z.B. zu enge Zugänge) auch immer direkt auf die Leistung des Roboters durch.
Chancen: Alte Ställe können weiter genutzt werden. Automatisches Melken ist modular erweiterbar.
Milchqualität

Risiken: Die automatische Melktechnik wird rund um die Uhr betrieben. Durch das Fahren am Limit" ist die Gefahr für die Milchqualität höher.
Chancen: Das AMS bietet viele technische Möglichkeiten (z.B. Leitfähigkeit auf Euterviertelebene) zur Kontrolle der Eutergesundheit.
Sensorik
Risiken: Aufgrund der Datenfülle können diese schneller fehlinterpretiert werden. Zudem werden Entscheidungen z.B. zur Behandlung oft zu spät getroffen, weil man noch auf weitere Daten warten möchte" oder man das Tier bzw. das Problem nicht direkt vor Augen hat. Werden Fehler im Management gemacht, wird dies schnell auf die Technik geschoben. Aber auch die Hersteller sehen häufig zuerst den Landwirt als Verursacher auftretender Probleme.
Chancen: Auch kleinere Betriebe haben mit dem Roboter die Möglichkeit neueste Sensortechnik zu nutzen. Damit stehen auch ihnen eine Vielzahl von Informationen für das Herdenmanagement zur Verfügung. Viele ermittelte Parameter können genauere Auskunft über den Gesundheitszustand der Kühe geben als das menschliche Auge. Dem Verbaucherinteresse kommt zudem entgegen, dass die Kühe freiwillig ohne Zwang gemolken werden.
Management
Risiken: Die Komplexität des Datematerials wird immer größer. Damit wächst auch der Anspruch an das eigene Zeitmanagement. Mitarbeiter müssen noch spezialisierter ausgebildet werden.
Chancen: Die Erfahrungen mit der Technik aber auch die komplexen Daten bringen das Management für die Zukunft weiter.
Quelle Dr. Jan Harms, LfL Grub auf den MIone days (GEA) in Bönen