80 Kühe und 10.000 l – eine zukunftssichere Lösung?

In Zukunft werden zunehmend die Produktionskosten und nicht die Milchpreise über die Konkurrenzfähigkeit von Milchviehbetrieben entscheiden. Das lässt sich einer Auswertung entnehmen, in der die wichtigsten Kennwerte der Testbetriebsbuchführungen von 41 süddeutschen Milchvieh-Haupterwerbsbetrieben aus dem Wirtschaftsjahr 2011/12 zusammengestellt wurden.

Wirtschaftlich erfolgreiche Betriebe haben bessere Produktionsleistungen, sind größer, finanzstärker und wirtschaften arbeitseffizienter als der Durchschnitt. Gute Betriebe können aufgrund ihrer höheren Liquidität in guten Jahren leichter Reserven anlegen oder notwendige Investitionen vorrausschauend tätigen. Damit sind sie dann in schlechten Jahren auch stabiler.
Die Liquidität erfolgreicher Betriebe ist trotz höherer Nettoinvestitionen besser. Der Cashflow III als Maß für die Liquidität ist der Betrag, der nach Privateinlagen und –entnahmen und nach Tilgung noch für Investitionen und Ansparung zur Verfügung steht. Er ist mit 55.636 € in den Spitzenbetreiben um ca. 26.000 € höher als im Durchschnittsbetrieb.

über 80 Kühe

7.000 - 8.000 kg

8.000 - 9000 kg

> 9.000 kg

Referenzmenge

kg

753.961

447.533

581.820

673.120

tats. erz. Milchmenge

kg

805.095

480.821

623.042

752.863

in %

107

107

107

112

Milchkühe

Stk.

108

64

75

78

Nutzungsintenistät HFF

kg Milch/ha

9.774

8.709

10.798

11.197

ber. Gewinn

€/Betrieb

124.662

76.399

103.048

129.918

Veränd. Eigenkapital

€/Betrieb

46.620

18.637

41.146

51.855

Erfolgreiche Betriebe zeichnet aus:
  • Größere Bestände, höhere Milchleistungen/Kuh, aber kein höherer Milchpreis.
  • Ein viel höherer Gewinn je Einheit (ha, kg Milch, Kuh).
  • Mehr landw. Nutzfläche und etwas geringere Grünlandanteile.
  • Eine viel höhere Flächenproduktivität: weniger AK/100 ha LF und deutlich mehr produzierte Milch je AK.
  • Ein deutlich besseres Ertrags – Aufwandsverhältnis vorrangig resultierend aus höheren Erlösen aus Tierproduktion je ha bei nur geringfügig höheren Aufwendungen je ha.

In der Gruppe mit 50 bis 80 Kühe ist der Gewinn/Kuh mit 1.204 € am höchsten. Bei den Betrieben über 80 Kühen sinkt der Gewinn/Kuh auf 1.157 € ab. Ursache sind unter anderem auch deutlich ansteigende Aufwendungen für Mitarbeiter bei den Betrieben über 80 Kühen.
  • Größere Bestände, höhere Milchleistungen/Kuh, aber kein höherer Milchpreis.
  • Ein viel höherer Gewinn je Einheit (ha, kg Milch, Kuh).
  • Mehr landw. Nutzfläche und etwas geringere Grünlandanteile.
  • Eine viel höhere Flächenproduktivität: weniger AK/100 ha LF und deutlich mehr produzierte Milch je AK.
  • Ein deutlich besseres Ertrags – Aufwandsverhältnis vorrangig resultierend aus höheren Erlösen aus Tierproduktion je ha bei nur geringfügig höheren Aufwendungen je ha.

Laut den Autoren gibt nicht nur einen Weg für Milchviehbetriebe, die Zukunft zu gestalten. Die Entscheidung, wie und mit welchem System ein Betrieb die Zukunft erfolgreich gestalten kann und will, muss jede Familie selber finden. Voraussetzung ist, sich mit dem gewählten System zu identifizieren und seine Strategie und seine Entscheidungen konsequent darauf auszurichten und umzusetzen.
MinMilchpreis

(Bildquelle: Elite Magazin)

Nicht zwangsläufig viele Kühe

Betriebsentwicklung und Wachstum müssen nicht immer zwangsläufig „viel mehr Kühe“ bedeuten, auch ein Wachstum der Produktionsmenge durch Optimierung der Produktivität bzw. ein qualitatives Wachstum durch Verbesserung der Arbeitssituation oder Umstellung auf Ökomilch bzw. gentechnikfreie produzierte Milch (s.u.) dazu gehört. Das Wachstum kann dabei als reiner Familienbetrieb, als erweiterter Familienbetrieb mit Mitarbeitern, durch zunehmende Automatisierung (Melkroboter u.ä.) oder auch durch mehr oder weniger intensive Zusammenarbeit und Kooperation mit anderen Betrieben erfolgen. Auch der Umstieg auf ökologische Milcherzeugung ist überlegenswert, insbesondere für Laufstallbetriebe mit mittlerem Leistungsniveau und hohem Grünlandanteil: Wichtige Voraussetzung sind ausreichend und kostengünstige Futterflächen mit guter Möglichkeit zur Weide. Grundbedingung ist die langfristig gesicherte Milchabnahme durch eine Molkerei, die eine möglichst vollständige und rentable Verwertung der Ökomilch erzielt.

Im Durchschnitt 48 Kühe und 57.000 € Gewinn

Im Durchschnitt der ausgewerteten 41 Milchvieh-Haupterwerbsbetriebe werden 63 ha bewirtschaftet, 48 Kühe gehalten und ca. 324.000 kg (Vorjahr 304.000 kg) Milch erzeugt. Der resultierende Gewinn je Betrieb betrug mit 57.195 € ca. 6.000 € mehr als im Vorjahr (51.389 €) bzw. 38.368 € (33.698 €) je nicht entlohnter (nAK, d.h. Familien-AK). Die Eigenkapitalbildung je Betrieb liegt bei 15.130 € (13.005 €). Als Zielgrößen anzustreben sind mind. 35.000 € Gewinn je Fam.-AK bzw. 12.000 € Eigenkapitalbildung je Betrieb oder 30 % vom ordentlichen Ergebnis (= bereinigter Gewinn). Diese genannten Zielgrößen wurden im abgelaufenen Jahr erreicht. Die Höhe der Prämien je ha ist über alle dargestellten Betriebsgruppen auf einem ähnlichen Niveau (ca. 404 bis 432 €/ha) und offensichtlich nicht entscheidend