17 Cent Differenz beim Auszahlungspreis!

Auch im Krisenjahr 2009 gewährten einige Molkereien ihren Lieferanten hohe Milchpreise. Die Auszahlungsleistungen der großen Konzerne in Europa schwankten zwischen 22 und 39 Cent! Während die französischen Milcherzeuger knapp 30 ct erhielten, mussten sich die Lieferanten von Humana, Müller und Nordmilch mit 23 bis 25 Cent begnügen.

Milchbauern geht öfter auf die Straße, das möchte man den deutschen Milcherzeugern raten, wenn man einen Blick auf den europäischen Milchpreisvergleich wirft, den der niederländische Bauernverband LTO regelmäßig veröffentlicht. Beim Ranking der besten Auszahler in 2009 nehmen die französischen Milchkonzerne Sodiaal Union mit 29,66 Cent, Danone (Pas de Calais) mit 29,65 Cent, Bongrain (29,58 ct) und Lactalis (29,34 ct) die Plätze drei, vier, fünf und sechs ein. Mehr Milchgeld ausgeschüttet haben nur Hämeenlinan O. aus Finnland (39,52 ct) und die italienische Granarolo (34,75 ct). Damit scheint das Kalkül der französischen Bauern aufgegangen zu sein, dass sich mit viel Getöse letztlich das Auszahlungsniveau doch stabilisieren lässt.
Die drei Molkereien aus Deutschland, die im Preisvergleich gelistet werden, landeten erneut weit abgeschlagen am Ende der Skala. Humana zahlte mit 25,05 Cent knapp zwei Cent weniger als der Durchschnitt (26,92 ct) aus, aber immerhin noch einen halben Cent mehr als Müller (24,56 ct). Die Nordmelker mussten sich sogar mit 23,43 ct begnügen. Weniger als die Nordmilch ausbezahlt haben nur noch die beiden irischen Molkereien Kerry und Glanbia.
Wie kommen diese enormen Preisunterschiede von 17 Cent zustande? Immerhin werkeln" alle Molkereien auf dem gleichen Marktplatz. Wieso können die finnischen Molkereien derart gut auszahlen (Valio, der größte Milchverarbeiter in Finnland steht Hämeenlinan O kaum nach)? Die Finnen zeichnen ja nun nicht gerade durch ihr aufbrausendes Temperament aus, daran wird' also nicht liegen.
Der finnische Milchmarkt war bislang relativ abgeschottet, die Milchverarbeiter haben sich den Markt  aufgeteilt – Monopolisten unter sich! Doch mit den ruhigen Zeiten (und hohen Auszahlungsleistungen) dürfte es bald schon vorbei sein, denn in 2009 hat der dänische/schwedische Milchgigant Arla damit begonnen, (günstige) Milch aus Schweden nach Finnland zu importieren. Zudem setzt neuerdings auch der zunehmende Käseimport aus Polen die finnischen Molkereien unter Druck!
Italien ist ein Netto-Importeur von Milch. Die Rohstoffknappheit treibt dort die Preise in die Höhe (Molkereien müssen mindestens den Einkaufspreis in Deutschland, Österreich oder Frankreich zzgl. die Transportkosten über die Alpen auszahlen).
Die Milchfarmer auf der Insel hat die Abwertung der britischen Währung im letzten Jahr frohlocken lassen. Mussten sie sich doch jahrelang mit den niedrigsten Milchpreisen in Europa zufrieden geben, finden sich Dairy Crest und First Milk jetzt im Mittelfeld der Tabelle wieder. Weniger gut sah es auf der benachbarten Insel, in Irland aus. Die irische Milchindustrie ist traditionell auf den Export von wenig bearbeiteten Rohstoffen (Pulver, Butter) ausgerichtet. Der Preissturz auf den internationalen Märkten hat denn auch die Milchbranche auf der grünen Insel heftig durchgeschüttelt.
FrieslandCampina musste den Milchpreis im Vergleich zum Vorjahr um 25, 8 % absenken. Die relativ „hohe“ Auszahlungsleistung (26 ct) ist vor allem auf die guten Erlöse im außereuropäischen Ausland zurückzuführen. Ähnlich stellt sich auch die Situation bei Arla dar. Der skandinavische Konzern profitierte zudem von der Abwertung des britischen Pfund, da Arla im Vereinten Königreich bereits einen Großteil des Umsatzes erwirtschaftet.
Die geringen Käsenotierungen haben die Preise der niederländischen DOC und die belgische Milcobel sinken lassen. Dass Milcobel dennoch 26 ct auszahlen konnte, liegt am guten Speiseeis-Absatz, mit dem Milcobel immerhin 25 % des Umsatzes erwirtschaftet.
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(Bildquelle: Elite Magazin)

Aktuelle Situation

Die Erholung der Märkte hat die Auszahlungspreise während der letzten Monate wieder deutlich anziehen lassen. Bis auf die britischen Molkereien haben alle Unternehmen die 30 Cent-Marke weit überschritten. Die Nase vorn haben aktuell immer noch die finnischen Molkereien (36,6 ct), dicht gefolgt von den französischen Milchverarbeitern (33,5 bis 35,8 ct).