ProFit-Testherden

1 x erkrankte Frischkalber bleiben anfällig

Erkrankte Kühe zeigen häufig auch nach der Genesung eine verminderte Milchleistung. Wie stark die Leistungsminderung ausfällt, hängt u.a. vom Laktationsstand der Kuh und der Erkrankungshäufigkeit ab. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung am Institut für Tierproduktion Dummerstorf.

Erkranken Kühe innerhalb der Laktation z.B. an Euterentzündungen oder Lahmheiten ist davon auszugehen, dass sie nicht nur während, sondern auch nach der Genesung eine verringerte Milchleistung zeigen. Um festzustellen, wann Erkrankungen am häufigsten auftreten bzw. welchen Einfluss der Erkrankungszeitpunkt auf die Milchleistung hat, wurde am Institut für Tierproduktion in Dummerstorf umfangreiches Datenmaterial von insgesamt 18 Herden ausgewertet. Auf den ProFit-Testherden der Rinderzucht Mecklenburg-Vorpommern (RMV) wurden innerhalb von drei Jahren 312.009 Behandlungen und Diagnosen erfasst. Insgesamt ergab sich dabei ein Materialumfang von 37.851 Kalbungen. Die Anzahl der Erkrankungen wurde als Erkrankungsfrequenz (in %) dargestellt. Dies ist der Anteil mindestens einmal pro Laktation erkrankter Kühe an den gesamten Kalbungen.

Fruchtbarkeitsstörungen kamen am häufigsten vor

Über alle Laktationen hinweg traten Fruchtbarkeitsstörungen mit einer Erkrankungsfrequenz von 42,8 % am häufigsten auf (siehe Übersicht 1). Dicht gefolgt von Euterentzündungen mit einer Erkrankungsfrequenz von 32,2 % und Klauenerkrankungen mit 30,7 %. Diese drei Erkrankungen traten im Durchschnitt fast zweimal pro Kuh und Laktation auf.

Krankheitskomplex

Erkrankungsfrequenz (%)

Erkrankungshäufigkeit je kranke Kuh (n)

Anteil Ersterkrankungen

bis 10. Tag p.p.

bis 100. p.p.

Fruchtbarkeitsstörungen

42,8

1,6

50

93

Euterentzündungen

32,2

1,7

26

64

Klauen

30,7

2,0

12

52

Gliedmaßen

8,5

1,3

10

49

Stoffwechselstörungen

7,8

1,1

76

95

Verdauuungsstörungen

7,2

1,2

33

70

Geburtsstörungen

4,7

1,1

82

92

Gesamt

77,1

2,8

45

82

Besonders anfällig scheinen die Kühe innerhalb der ersten 100 Laktationstage zu sein. Denn 82 % der Erkrankungen traten in diesem Laktationsabschnitt auf. In den ersten 10 Laktationstagen zeigten sich wiederum 45 % der Erkrankungen. Die hohe Erkrankungsfrequenz zu Beginn der Laktation ist u.a. damit zu erklären, dass die Kühe in dieser Phase sehr empfindlich sind.
Die Verteilung der einzelnen Krankheitskomplexe war jedoch innerhalb der ersten 100 Laktationstage sehr unterschiedlich. Während Fruchtbarkeitsstörungen, Mastitiden und Klauenerkrankungen innerhalb des gesamten ersten Laktationsdrittels auftraten, zeigten sich Stoffwechselstörungen hauptsächlich während der ersten 10 Tage nach der Kalbung. Dass die Erkankungen innerhalb des ersten Laktationsdrittels auftreten, ist insofern von wirtschaftlicher Bedeutung, weil frühzeitig erkrankte Kühe die höchsten Milchverluste aufweisen. Diesen Leistungsabfall zeigen die Kühe u.a., weil die ersten 100 Tage der Zeitraum mit der höchsten Leistungsbereitschaft ist.

Anzahl kranker Tiere steigt mit Laktationsanzahl an

Die Anzahl der Erkrankungen steigt mit dem Alter der Kühe deutlich an. So verdoppelt sich das Vorkommen klinischer Mastitiden und Klauenerkrankungen von 20 % bei Färsen auf 40 % bei Kühen ab der 4. Laktation. Auch bei Stoffwechselstörungen ist ein Anstieg um 20 Prozentpunkte von der ersten zur dritten Laktation zu erkennen. Geburtsstörungen zeigen wie zu erwarten einen gegenläufigen Trend. Auch die Anzahl der Erkrankungen innerhalb einer Laktation steigen mit dem Alter der Kühe deutlich an (siehe Übersicht 2).

Laktations-Nr.:

Anzahl Kalbungen

Anteil der Kühe nach Anzahl der Erkrankungen (in % von gesamten Kalbungen innerhalb einer Laktation)

gesund

1 x krank

2 x krank

3 x krank

4 x und mehr krank

1

14 707

28,7

28,6

19,5

10,7

12,5

2

10 743

24,9

24,6

18,3

13,1

19,1

3

6 571

16,2

21,8

19,4

14,3

28,3

4 und mehr

5 830

11,9

17,0

17,6

14,7

38,8

Gesamt

37 851

22,9

24,5

18,9

12,6

21,1

Um den Einfluss der Erkrankungen bzw. die Häufigkeit der Erkrankungen auf die Milchleistung feststellen zu können, wurden die Kühe in gesunde bzw. kranke Gruppen eingeteilt und die Abweichungen in der Milchmenge berechnet. Die Ergebnisse zeigen, dass es bei jeder Krankheit zu einer Leistungsminderung kam. Diese fielen bei Kühen mit nur einer Erkrankung niedriger aus als bei Tieren mit mehreren Erkrankungen. Insgesamt ergab sich eine Minderleistung von - 285 kg pro erkrankter Kuh und Laktation.

2,2 % weniger Milch

Die Minderleistung wurde bei der Auswertung auch auf Herdenbasis ausgerechnet. Hierbei wurde der Anteil kranker Kühe in jeder einzelnen Laktation berücksichtigt.  Als Referenzbetrieb wurde eine gesunde Herde" konstruiert, deren gesamte Milchmenge anhand der gesunden Kühe in den einzelnen Laktation berechnet wurde. Dieses Ergebnis wurde der Leistung einer (aktuellen, 100-köpfigen) Herde gegenübergestellt, bei der 77,9 % der Kühe mindestens einmal erkrankte. Insgesamt ergab sich für die aktuelle Herde ein Milchausfall von 22.010 kg bzw. 2,22 % (siehe Übersicht 3).

Laktation

Kühe

Gesamte Milchmenge (kg)

Milchausfall durch Erkrankungen *3)

gesunde Herde *1)

aktuelle Herde *2)

absolut (kg)

relativ (%)

1

38,9

350 666

346 577

4 089

1,17

2

28,4

302 215

294 212

8 003

2,65

3

17,4

190 059

184 804

5 255

2,76

4 und mehr

15,4

166 701

162 038

4 663

2,80

Gesamt

100

990 754

968 744

22 010

2,22

Fazit

Die höchste Erkrankungsfrequenz wurde bei Fruchtbarkeitsstörungen ermittelt. Mit Anstieg der Laktations-Anzahl nahm auch die Erkrankungsrate zu. Wie stark sich die Leistungsminderung auswirkt, wird maßgeblich vom Zeitpunkt des ersten Auftretens einer Erkrankung und der Erkrankungshäufigkeit bestimmt. Der höchste Milchverlust ergab sich bei Kühen, die innerhalb der ersten 10 Laktationstage bzw. die mehr als dreimal in der Laktation erkrankten.

Quelle: Dr. Birgit Rudolphi, Institut für Tiergesundheit Dummerstorf,
In Neue Landwirtschaft
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