Rationen sollten nicht zu sauer sein

Die DCAB einer Futterration sollte zu Laktationsbeginn positiv ausfallen. "Saure" Futtermischungen können die Futteraufnahme, die Milchleistung und die Milchfettbildung negativ beeinflussen.

Die DCAB (Kationen-Anionen-Bilanz) einer Futterration kann entweder positiv (akalisierende Wirkung) oder negativ (azidierende Wirkung) ausfallen. Die DCAB errechnet sich aus der Summe der Ionen Natrium (Na) und Kalium (K) abzüglich der Chlor (Cl) und Schwefel (S)-Ionen.

Moorgras ist meist sehr sauer

Die Spannweite der DCAB-Werte in Grassilagen ist enorm (-230 bis +500 mEq/kg TM; bei den in der LUFA Nord-West, der LUFA-ITL Kiel und der LKSmbH Lichtenwalde untersuchten Grassilagen der Jahre 2015 und 2016 Unterschiede in der DCAB von über 900 meq/kg TM. Bei den Maissilagen waren die Differenzen nicht so groß, konnten aber auch um 300 meq/kg TM variieren).
Bei jungem Gras sind hohe K-Gehalte oft die Ursache für positive DCAB-Werte in den Graskonserven. Allerdings können die Schwankungen auch auf den unterschiedlichen Gehalten an Cl-Ionen beruhen (z.B. Düngung mit Mg-Kainit). Die Na und S-Ionen variieren in aller Regel kaum merklich.
Grasaufwüchse von Moorstandorten weisen zumeist eine negative DCAB auf. Beobachtungen aus der Praxis zur Folge, kann die DCAB aber auch durch die unterschiedlichen Aufbereitungsmethoden von Gülle (Dünger) variieren.

Mit negativer DCAB gegen Milchfieber

Das DCAB-Konzept wird gerne zur Milchfieberprophylaxe eingesetzt. Eine Futtermischung mit niedriger DCAB (saure Ration) führt zu einer künstlich ausgelösten azidotischen Belastung des Stoffwechsels. Niere und Knochen reagieren darauf mit einer erhöhten Ansprechbarkeit auf Parathormon, was wiederum zu einer erhöhten Lakzium (Ca)-Mobilisierung aus dem Skelett und zu einer verbesserten Ca-Adsorption im Darm führt. Unumgänglich bei der Anwendung dieses Konzeptes ist deshalb eine höhere, tägliche Ca-Zulage, denn über die Niere wird vermehrt Ca ausgeschieden!

Bedeutung der DCAB in der Ration für Laktierende

Was aber, wenn die (Gras)Konserven eine niedrige DCAB aufweisen und an die laktierenden Kühe gefüttert werden müssen? Schließlich beeinflusst auch die DCAB bei laktierenden Kühen den pH-Wert im Blut. Theoretisch hat schon eine nur geringe (gerade noch positive) DCAB Auswirkungen auf den Säure-Base-Haushalt und den Mineralstoffwechsel. Zudem besteht in einem solchen Fall das Risiko eines gesteigerten Proteinkatabolismus und der Störung des Insulin-Stoffwechsels.
Rapsextraktionsschrot (RES) betonte Rationen können eine niedrige oder auch vereinzelt sehr niedrige bzw. sogar negative DCAB aufweisen, die ggf. zu einer mittleren bis starken Auslenkung des Säure-Basen-Haushaltes der Kühe führen kann. Milchkuhrationen liegen, besonders dann, wenn sie größere Mengen an RES oder auch andere Futtermittel mit einem höheren S- oder auch Cl-Gehalt enthalten, in ihrem DCAB-Wert oftmals unter 200 meq/kg TM.
Eine Metaanalyse kommt jedoch zu der Schlussfolgerung, dass laktierende Kühe von einer milden systemischen Alkalose profitieren können (positive DCAB). Empfehlung: Die DCAB sollte nach dem Abkalben positiv ausfallen, sich zwischen 150 und 330 mEq/kg TM einpendeln. Eine derart entsprechend eingestellte Ration kann positiv die Futteraufnahme, die Milchleistung und die Milchfettbildung beeinflussen.
Quelle: Dr. Nina Gresner, Institut für Tierwissenschaften, Universität Bonn; Vortrag auf der BAT/LAF-Tagung 2018; ergänzt.
Text: G. Veauthier