IFCN: Wettbewerb der Regionen hat begonnen!

Die Zeiten stabiler Märkte sind vorbei. Der Milchmarkt ist aktuell einer der meist volatilen Märkte im Agrarsektor weltweit. In der Vergangenheit sicherten sich die Regionen mit den besten Bedingungen bei Klima, Faktorpreisen und Politik die Marktanteile. Künftig werden dagegen wohl Regionen profitieren, die sich am schnellsten den ändernden Bedingungen anpassen, wettbewerbsfähig bleiben und nachhaltig wirtschaften. So das Ergebnis des kürzlich veröffentlichten IFCN Dairy Report 2010.

In Zeiten von volatilen Preisen ist ein kontinuierliches Monitoring der Produktionskosten enorm wichtig. Denn die Preise für Milchprodukte wie Butter, Magermilchpulver und Käse sind eng an den Auszahlungspreis gekoppelt (80 bis 90 %). Das bedeutet, dass die Produktionskosten auf den Betrieben zu den wichtigsten Einflussgrößen der Wettbewerbsfähigkeit einer Region gehören. Konkret bedeutet dies, dass Regionen mit niedrigen Produktionskosten Marktanteile gewinnen, während Regionen mit hohen Produktionskosten Marktanteile verlieren werden.
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(Bildquelle: Elite Magazin)

Alle Interessensvertreter der Milchbranche – Landwirte, Verarbeiter, Handel und Politik – sollten realisieren, dass immer wieder neue Strategien definiert werden müssen, um weiter erfolgreich zu sein. Weltweit gibt es starke Unterschiede zwischen den Kosten. Neben den Milchpreisen wurden in den letzten Jahren gerade auch die Futterpreise extrem volatil (siehe Grafik). Futterpreise schwanken um knapp 35 %, einzelne Inhaltsstoffe und Getreide sogar um bis zu 50 %. Sie unterliegen einer starken internationalen Konkurrenz.
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(Bildquelle: Elite Magazin)

Entwicklungsländer, welche üblicherweise niedrigere Mengen produzieren, können das kg Milch am billigsten produzieren, da sie weniger stark von den schwankenden Futterpreisen auf Grund des geringen Inputs abhängig sind (siehe Grafik). Es ist wichtig, die monatlichen Schwankungen in der Wirtschaftlichkeit der Betriebe zu kennen, um strategische Entscheidungen treffen zu können.
Die Milchpreisvolatilität ist hauptsächlich durch Angebot und Nachfrage beeinflusst. Der Preiseinbruch 2008 war ein Ergebnis aus einer geringeren Nachfrage, welche normalerweise zwischen 10 und 20 Mio. Tonnen pro Jahr in der letzten Dekade liegt. Zusätzliche Einflussfaktoren waren die weltweite Finanzkrise und der Melamin- Skandal. In derselben Zeit stieg die Milchproduktion, da die Landwirte auf Grund der hohen Preise 2007 motiviert wurden, vor allem in China, Indien, Nordamerika und Pakistan. Das Ergebnis war ein Angebotsanstieg von 17 bis 19 Mio. Tonnen.
Außerdem wird der Milchhandel durch die Lieferung- und Nachfragekapazitäten beeinflusst. Daher ist es wichtig zu wissen, in welchen Regionen der Welt die Milch im Überfluss oder im Defizit vorliegt (siehe Grafik). Die Länder mit den grünen Kreisen produzieren mehr Milch, als sie verbrauchen und haben daher die Möglichkeit Milch zu exportieren, während die mit den roten Kreisen Milch importieren müssen. Das zeigt, dass der globale Milchmarkt miteinander vernetzt ist und kleine Änderungen in Angebot und Nachfrage große Auswirkungen auf die Preise und den Lebensstandard der Landwirte haben.
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(Bildquelle: Elite Magazin)

Nachfrage wird steigen

Die Milchnachfrage ist abhängig vom Populationswachstum, der Einkommenssituation, den Verbraucherpreisen und Änderungen in den Verbraucherwünschen. Gerade das erwartete Bevölkerungswachstum führt zu einer steigenden Nachfrage von 8 Mio. Tonnen Milch pro Jahr, welches annähernd der jährlichen Produktion von Australien entspricht. Zusätzlich wird ein steigender Pro-Kopf-Verbrauch zu einem signifikanten Wachstum der Nachfrage führen. Eine realistische Schätzung der wachsenden, jährlichen Milchnachfrage geht von 15 Mio. Tonnen pro Jahr aus. Über 10 Jahre gesehen führt dies zu weltweit nachgefragten 150 Mio. Tonnen Milch, was gerade einmal dem aktuell in der EU produzierten Milchaufkommen entspricht.
Fazit: Die Milchindustrie wird bei steigender Milchnachfrage in den nächsten Jahren weiter wachsen. In Zukunft werden die Regionen gewinnen, wo alle Interessensvertreter zusammenarbeiten und langfristige Strategien entwickeln, die auf die Schwankungen des globalen Milchmarktes ausgerichtet sind.
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