Fütterungsmonitoring

Hohe Harnstoffwerte verlängern die Güstzeit

Der Harnstoffgehalt in der Milch liefert Hinweise über die Eiweißversorgung der Kuh, denn er ist eine Art „Abfallprodukt“ aus dem Eiweißstoffwechsel.

Ein Großteil des Eiweiß, das die Kuh mit dem Futter aufnimmt, wird im Pansen zu mikrobiellem Eiweiß umgewandelt, dafür ist Energie notwendig. Ist diese Energie nicht vorhanden bzw. zu wenig davon, wird u.a. das Zwischenprodukt Ammoniak Harnstoff erzeugt. Ein ausgeglichener Wert liegt dann vor, wenn sich der Milchharnstoffgehalt zwischen 15 und 25 mg/dl bewegt. Sinkt er unter 15 mg/dl Milch, leidet die Kuh unter Rohproteinmangel. Ein Rohproteinüberschuss liegt dann vor, wenn der Harnstoffgehalt in der Milch auf über 30 mg/dl ansteigt. Mit dem Eiweißgehalt in der Milch hat der Harnstoffwert übrigens nur indirekt was zu tun, denn dieser wird hauptsächlich von der Energieversorgung der Kuh beeinflusst.

Schlechtere Fruchtbarkeit bei hohen Harnstoffwerten

Eiweißüberschuss und gleichzeitiger Energiemangel in der Ration belasten die Leber durch das entstehende Ammoniak. Eine Kuh mit geschädigter Leber ist anfälliger für Euterentzündungen und andere Krankheiten, außerdem beeinträchtigt das Ammoniak die Fruchtbarkeit der Kuh. Auswertungen von Milchleistungsprüfungen bestätigen: Je höher der Harnstoffgehalt in der Milch der Kuh ist, desto länger ist die sogenannte Verzögerungszeit von der ersten bis zur erfolgreichen Besamung und desto länger ist auch die Güstzeit von der Kalbung bis zur erfolgreichen Besamung.

Niedrige Harnstoffwerte deuten auf Verfettung hin

Doch auch zu niedrige Milchharnstoffwerte beeinträchtigen die Gesundheit der Kuh. Vor allem bei altmelkenden Kühen ist bei sehr geringen Milchharnstoffwerten Vorsciht geboten, diese weisen auf eine drohende Verfettung der hochtragenden Kühe hin (Energieüberschuss). Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kuh in der nächsten Laktation Stoffwechselprobleme bekommt, ist in diesen Fällen groß. Wichtig für die Beurteilung der Eiweißversorgung ist neben dem Harnstoffwert auch der Laktationsstand. Beispielsweise kann ein Harnstoffgehalt von 20 mg/dl Milch bei einer frischmelkenden Kuh völlig in Ordnung sein, bei einer altmelkenden Kuh ist er aber zu niedrig.
Weitere Informationen (neue Forschungsergebnisse) zu diesem Thema finden Sie in Elite 1/2014.