Ein neuer Wirkstoff soll den Kalziumstoffwechsel um die Geburt herum stabilisieren und Milchfieber vorbeugen. Eine erste Feldstudie zeigt, dass behandelte Kühe weniger festliegen.
Obwohl meist nicht mehr als 10% der Mehrkalbskühe nach der Kalbung mit Milchfieber festliegen, erkranken dagegen 30 bis 60% der Kühe in der Frühlaktation an subklinischem Milchfieber. Betroffene Kühe haben ein erhöhtes Risiko an Mastitis, Metritis oder Nachgeburtsverhaltung zu erkranken. Die Hypokalzämie...
Ein neuer Wirkstoff soll den Kalziumstoffwechsel um die Geburt herum stabilisieren und Milchfieber vorbeugen. Eine erste Feldstudie zeigt, dass behandelte Kühe weniger festliegen.
Obwohl meist nicht mehr als 10% der Mehrkalbskühe nach der Kalbung mit Milchfieber festliegen, erkranken dagegen 30 bis 60% der Kühe in der Frühlaktation an subklinischem Milchfieber. Betroffene Kühe haben ein erhöhtes Risiko an Mastitis, Metritis oder Nachgeburtsverhaltung zu erkranken. Die Hypokalzämie entsteht um die Kalbung herum, da die Kühe für die Produktion von Kolostrum und Milch knapp 200 g Kalzium mehr benötigen, als sie aus dem Futter aufnehmen können.
Kalziumkanäle im Pansen öffnen
Eine Gruppe Wissenschaftler von der FU Berlin hat einen neuen Bolus (PerformaNat Calciumbolus) entwickelt, der pflanzliche Wirkstoffe enthält. Diese sollen die Kalziumaufnahme im Pansen um 50% steigern. Der Wirkstoff PN-T ist ein Pflanzeninhaltsstoff, der den Kalzium-Resorptions-Mechanismus direkt am Pansenepithel beeinflusst. Das neue Produkt wurde auf einem Betrieb in Mecklenburg-Vorpommern getestet. Der Betrieb mit 520 Kühen und einer Leistung von 10.200 kg hatte ein Problem mit Festliegern.
Für den Versuch wurden Kühe in eine Kontrollgruppe (28 Tiere) und eine Bolusgruppe (29 Tiere) unterteilt. Den Bolustieren wurden zu vier Zeitpunkten Boli eingegeben (vier bis zwölf Stunden vor Geburt; zur Geburt, 24 und 48 Stunden danach), um den Kalziummangel von 200 g zu decken. Von allen Tieren wurden Blutproben gezogen und die Erkrankungsfälle protokolliert. Im Blut wurde direkt nach der Entnahme das ionisierte Kalzium gemessen, welches ein Parameter für das biologisch verfügbare Kalzium darstellt und ca. 50% des Gesamtkalziums ausmacht.
Der Versuch zeigte, dass durch die Bolusgabe vor der Geburt der Kalziumgehalt erhöht war. Er stieg bis sechs Stunden nach Boluseingabe deutlich an (Übersicht 1). Vor der dritten Eingabe (24 Std. nach Geburt) sank der Kalziumspiegel wieder auf das Level der Kontrolltiere ab. Es wurde ein weiterer Bolus eingegeben, um die Milchkuh in der Risikozeit bis 72 Stunden nach Abkalbung optimal mit Kalzium zu versorgen.
Der Unterschied zwischen den Gruppen zeigte sich deutlich im Anteil der Festlieger. Dieser lag in der Kontrollgruppe mehr als 2,5-mal so hoch wie in der Bolusgruppe. Ob eine Kuh bei einem bestimmten Kalziumwert festliegt, scheint von individuellen Parametern abhängig zu sein. Insgesamt haben die Bolustiere einen konstanteren und höheren Kalziumwert als die Kontrolltiere.
Quelle: Schrapers et al., 2018