Das verkürzte Trockenstellen fördert die Stoffwechselgesundheit und Fruchtbarkeit. Sind bei einer kurzen Trockenperiode Rückstände in der Milch zu befürchten?
Knapp 80% aller Kühe werden in Deutschland antibiotisch trockengestellt. Eine Trockenstehdauer von unter 40 Tagen führt zu höheren...
Das verkürzte Trockenstellen fördert die Stoffwechselgesundheit und Fruchtbarkeit. Sind bei einer kurzen Trockenperiode Rückstände in der Milch zu befürchten?
Knapp 80% aller Kühe werden in Deutschland antibiotisch trockengestellt. Eine Trockenstehdauer von unter 40 Tagen führt zu höheren Lebensleistungen, mehr Besamungserfolgen und wirkt sich positiv auf die Stoffwechselgesundheit aus. Das führt zunehmend dazu, dass die bisher propagierte Trockenstehzeit sechs bis acht Wochen (42 bis 56 Tage) unterschritten wird. Das wirft die Frage auf, ob eine Verkürzung der Trockenstehdauer, durch bewusstes früheres Trockenstellen oder durch vorzeitige Kalbungen (Zwillinge), zu unerwünschten Rückständen im Lebensmittel Milch führen könnten? Eine Arbeitsgruppe der Freien Universität Berlin, Tierklinik für Fortpflanzung, hat dazu eine Studie durchgeführt, um herauszufinden, welchen Einfluss verkürzte Trockenstehzeiten auf die antibiotischen Rückstandsmengen in Kolostrum und Milch (Lebensmittelsicherheit) haben. Dazu wurden 19 Kühe 57 Tage vor dem errechneten Abkalbetermin mit einen cephquinomhaltigen Trockensteller (Virbactan) behandelt. Ein zweiter antibiotischer Trockensteller wurde bei den gleichen Kühen nach Ablauf der Wartezeit von 35 Tagen auf Viertelebene 7, 14 und 21 Tage (Behandlungsgruppe 1,2,3) vor der errechneten Kalbung angewendet. Das vierte Viertel galt als Kontrolle.
Ergebnisse: Insgesamt konnten 588 untersuchte Milchproben von 16 Kontroll- und 40 behandelten Vierteln in die Auswertung miteinbezogen werden. Die antibiotischen Rückstände in den Kontrollvierteln, die nur einmal mit langer Trockenstehzeit behandelt wurden, lagen mit 3ng/g Cephquinom unter der Rückstandsobergrenze (MRL: Maximum Residue Limit) von 20ng/g und nur knapp oberhalb der Nachweisgrenze. Bei der Ausscheidung des Antibiotikums gab es signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen. Während die Rückstände in Gruppe 1 bis zum fünften Gemelk höher waren als in den beiden anderen Gruppen, unterschieden sich diese (Gruppe 2, 3) nicht voneinander.
Die maximale Rückstandskonzentration wurde in Gruppe 1 nach dem siebten Gemelk, in Gruppe 2 nach 20. Gemelk und in Gruppe 3 nach 24 Gemelken unterschritten (siehe Übersicht). Spätestens 28 Tage nach Behandlung lagen die Rückstandskonzentrationen in allen Proben deutlich unter dem Grenzwert. Fazit: Das bedeutet, dass das Lebensmittel Milch in allen 40 untersuchten Vierteln nach Ablauf der Wartezeit sicher war. Die Wissenschaftler empfehlen, jedoch in Zukunft eine gestaffelte Wartezeit je nach Länge der Trockenstehzeit einzuführen.
Bertulat et al., 2017