Eine Erhöhung des Energiegehalts in der Trockensteherration über die gängige Empfehlung hinaus, senkt den Gehalt an Immunglobulinen im Kolostrum.
Die Menge an Immunglobulinen (Antikörper), die neugeborene Kälber innerhalb der ersten Lebensstunde aufnehmen, entscheidet maßgeblich über ihre Entwicklung in der Aufzucht. An der Cornell Universität (USA) haben Wissenschaftler deshalb untersucht, ob sich die Menge an Antikörpern im Kolostrum durch die Höhe der Energiezufuhr in der Trockenperiode beeinflussen lässt. Führt eine höhere Energiekonzentration zu einem höheren IgG-Gehalt?
In die Studie wurden 84 Kühe mit zwei oder mehr Laktationen einbezogen. Diese Tiere wurden in drei Fütterungsgruppen eingeteilt und 57 Tage vor dem errechneten Kalbetermin trockengestellt. Alle drei Trockensteherrationen entsprachen den gängigen Fütterungsempfehlungen, lediglich die Energiekonzentrationen variierten. Die erste Gruppe erhielt eine Ration mit einem den Fütterungsempfehlungen entsprechendem Energiegehalt (Gruppe N). Der zweiten Gruppe (Gruppe M) wurde bis 28 Tage vor der Kalbung die Ration der Gruppe N gefüttert. Anschließend wurde der Energiegehalt der Ration auf 125% des empfohlenen Richtwertes angehoben. Die Kühe der dritten Gruppe (Gruppe H) wurden energetisch überversorgt. Der Energiegehalt der Ration lag bei 150% des empfohlenen Richtwertes. Die Energiegehalte der Rationen richteten sich nach dem Cornell Net Carbohydrate and Protein System (CNCPS):
- Gruppe N (Energie laut Empfehlungen): 15% Stärke, NDF-Gehalt 48,4%/TM
- Gruppe M (Energie: 125% des Richtwertes): 20,1% Stärke, NDF-Gehalt 42,2%/TM
- Gruppe H (Energie: 150% des Richtwertes): 23,7% Stärke, NDF-Gehalt 41,0%/TM
- Gruppe N (Energie laut Empfehlungen): 15% Stärke, NDF-Gehalt 48,4%/TM
- Gruppe M (Energie: 125% des Richtwertes): 20,1% Stärke, NDF-Gehalt 42,2%/TM
- Gruppe H (Energie: 150% des Richtwertes): 23,7% Stärke, NDF-Gehalt 41,0%/TM
Nach der Kalbung wurden alle Kühe innerhalb von 60 Minuten gemolken. Anschließend wurde die Kolos-trummenge, die Konzentration an Immunglobulinen (IgG, Antikörper) und Insulin (lässt Rückschlüsse auf Gehalt im Blutplasma zu) sowie die Zusammensetzung der Fettsäuren gemessen bzw. untersucht. Ergebnisse:
- Kühe, die eine Ration mit hohem Energiegehalt (150%, Gruppe H) erhielten, legten in der Trockenstehzeit um 0,27 Punkte beim BCS zu.
- Das Kolostrum der Kühe in Gruppe N („Normaler“ Energiegehalt) enthielt mit 96,1 g/l den höchsten Immunglobulin-Gehalt (Übersicht 3). Am niedrigsten lag der Wert im Kolostrum der Kühe, die überversorgt wurden (Gruppe H; 72,4 g/l). Die IgG-Gehalte der Gruppe M (125 %) lagen zwischen denen der normal bzw. der überversorgten Gruppen (150 %).
- Genau umgekehrt stellten sich die Werte für Insulin in den drei Gruppen dar. So lagen die Insulin-Gehalte in der Gruppe H bei 1.105 μU/ml, in der Gruppe N hingegen nur bei 853 μU/ml.
- Die Menge an Kolostrum zeigte zwischen den Gruppen keinen signifikanten Unterschied.
- Der Gesamtgehalt an Fettsäuren (de novo-Synthese) war in den Gruppen, denen mehr Energie zugeteilt wurde, höher.
- Kühe, die eine Ration mit hohem Energiegehalt (150%, Gruppe H) erhielten, legten in der Trockenstehzeit um 0,27 Punkte beim BCS zu.
- Das Kolostrum der Kühe in Gruppe N („Normaler“ Energiegehalt) enthielt mit 96,1 g/l den höchsten Immunglobulin-Gehalt (Übersicht 3). Am niedrigsten lag der Wert im Kolostrum der Kühe, die überversorgt wurden (Gruppe H; 72,4 g/l). Die IgG-Gehalte der Gruppe M (125 %) lagen zwischen denen der normal bzw. der überversorgten Gruppen (150 %).
- Genau umgekehrt stellten sich die Werte für Insulin in den drei Gruppen dar. So lagen die Insulin-Gehalte in der Gruppe H bei 1.105 μU/ml, in der Gruppe N hingegen nur bei 853 μU/ml.
- Die Menge an Kolostrum zeigte zwischen den Gruppen keinen signifikanten Unterschied.
- Der Gesamtgehalt an Fettsäuren (de novo-Synthese) war in den Gruppen, denen mehr Energie zugeteilt wurde, höher.
Fazit: Eine Erhöhung des Energiegehalts in der Trockensteherration über gängige Fütterungsempfehlungen hinaus, führt zu einer schlechteren Immunglobulin-Ausbeute pro Liter Biestmilch.
Quelle: Mann et al.,2015