Euterprogrammierung aus dem Uterus

Zwei wissenschaftliche Studien aus Nordamerika sind zu dem Ergebnis gekommen, dass der Einsatz von gesextem Sperma die Milchleistung steigert.

Versuchsergebnisse aus den USA mit 1,5 Millionen Tieren zeigen, dass Kühe, die Kuhkälber gebären, 450 kg mehr Milch in den ersten zwei Laktationen gaben. Begeistert berichteten die Wissenschaftler von einer Programmierung des Euterwachstums und -funktion durch den weiblichen Fetus im Mutterleib. Zusätzlich können Bullenkälber einen negativen Effekt auf die Milchleistung haben. Denn das höhere Körpergewicht führt oft zu Geburtsschwierigkeiten und damit suboptimalen Bedingungen beim Laktationsstart.
Eine Anschlussstudie aus Kanada mit 2,5 Millionen Kühen konnte dann nur ein Mehr an Milch von 76 kg (0,4 %) in zwei Laktationen beweisen. Der Vorteil ist nur gering und reicht nicht, um geringere Fruchtbarkeitsraten bei gesextem Sperma auszugleichen. Bisher ist unbekannt, wie die Gene des Fetus das Wachstum und die Funktion des Euters beeinflussen sollen. Bekannt ist, dass mit der angeborenen Genausstattung für die Euteranlage noch nichts über die Genexpression gesagt ist. Letztere wird von Managementfaktoren wie Fütterung, Melkhäufigkeit und Eutergesundheit maßgeblich beeinflusst. Man kann sich das so vorstellen: Die Gene, die die Milchleistung positiv beeinflussen, werden durch Umweltfaktoren „an-“ oder „abgeschaltet“.
Praxistipp: Es gibt Hinweise darauf, dass weibliche Gene im Mutterleib zu verbesserten Milchleistungen in der Folgelaktation führen. Es lohnt sich nicht, aus diesem Grund das Besamungsmanagement komplett umzustellen. Hier müssen weitere Untersuchungen abgewartet werden. Es lohnt sich dagegen immer, die Umweltfaktoren für die Kuh so zu gestalten, dass sie optimale Milchleistung bringen kann.
Quellen: Hinde et al. 2014, Beavers et al. 2014