Das Batch-Milking-System erlaubt es, Kühe zweimal täglich zu festen Zeiten und dennoch automatisch zu melken.
Geduldig warten die 13 Melker darauf, dass ihnen die ersten Kühe zugetrieben werden. 13 Melker für 500 Kühe? Nein, das ist kein Scherz, im thüringischen Frössen sind 13 Melkroboter im Halbkreis angeordnet. Zweimal täglich kommen die Kühe hier an. Installiert hat das ungewöhnliche Melk-System von Lemmer Fullwood die Agrar-Milch-Mast GmbH Frössen. Übersetzt ins Deutsche...
Das Batch-Milking-System erlaubt es, Kühe zweimal täglich zu festen Zeiten und dennoch automatisch zu melken.
Geduldig warten die 13 Melker darauf, dass ihnen die ersten Kühe zugetrieben werden. 13 Melker für 500 Kühe? Nein, das ist kein Scherz, im thüringischen Frössen sind 13 Melkroboter im Halbkreis angeordnet. Zweimal täglich kommen die Kühe hier an. Installiert hat das ungewöhnliche Melk-System von Lemmer Fullwood die Agrar-Milch-Mast GmbH Frössen. Übersetzt ins Deutsche heißt dieses Melksystem „Stapel-Melken“ (Batch Milking).
Bis vor Kurzem wurden die 500 Kühe noch in einem Doppel-Dreizehner Side-by-Side-Melkstand gemolken. Um die bisherige einseitige Arbeitsbelastung für seine Mitarbeiter zu reduzieren, wollte Hartmut Temmler, Geschäftsführer der GmbH, eine Automatisierung des Melkprozesses. Überzeugt hat ihn dann letztendlich nicht ein vollautomatisches Melkkarussell, sondern das Batch Milking-Konzept.
Das Batch Milking 4.0
Zum Melken werden die Kühe in einen zentralen runden Wartehof getrieben. Am Rand des Wartehofes, im Halbkreis angeordnet, stehen 13 Roboter, welche die Kühe melken. Ein Treibegatter „schiebt“ die Kühe zu den Melkboxen. Ist das Gatter weit genug vorgerückt, kann schon die nächste Tiergruppe in den Wartehof einlaufen. So wird sichergestellt, dass immer alle Roboter besetzt sind und sich kein Leerlauf einstellt.
Die Herde ist in sechs Gruppen eingeteilt, die aus ca. 90 Kühen bestehen. Genauso viele Tiere passen auch in den Vorwartehof. Die Kühe betreten die Merlin-Roboter freiwillig, ohne zu zögern. Da der Futtertrog am Kopfende der Kuh nach der Melkung zur Seite geklappt wird, können die Tiere die Boxen zügig nach vorne weg verlassen. Der Abtriebgang wurde ohne Ecken und Kanten konzipiert, sodass die Kühe immer nach vorne schauen können. Das hat den Vorteil, dass kaum Kühe stehen bleiben. Derzeit werden die Kühe zweimal am Tag gemolken. Sollte der Milchpreis steigen, wäre eine dritte Melkzeit für die Hochleistenden denkbar.
Zurzeit nimmt das Melken zwei mal fünf Stunden täglich in Anspruch, zwei weitere Stunden werden jeweils für die Reinigung benötigt. Der Wartehof wird, durch unten an dem Treibgatter angebrachte Wasserdüsen, gesäubert. Beim Spülen der Roboter werden keine Chemikalien eingesetzt, sondern mit heißem Wasser desinfiziert (Abwärmenutzung der BGA). Seit der Umstellung auf das neue System sind die Zellzahlen auf 180.000 zurückgegangen.
Intelligente Selektion
Sechs Selektionstore sollen künftig die Kühe in die richtige Gruppe leiten und bestimmte Kühe herausfiltern. Solange die Selektion noch fehlt, ist ein Nachtreiben einer zweiten Gruppe in den Vorwartehof nicht möglich. Dennoch werden schon 90 Kühe in der Stunde gemolken. Nach Installation der Selektionstore soll mindestens ein Durchsatz von 100 Kühen die Stunde erfolgen.
Neben den Toren zum Sortieren der verschiedenen Gruppen, sollen ebenfalls beim Abgang Selektionstore für Besamungen, Tiergesundheit und für allgemeine Untersuchungen eingerichtet werden. Die Kühe für Besamungen und mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen werden automatisch abgetrennt.
Daten wie Milchmenge, Viertelleitwert, Fett-, Eiweiß-, Laktose- und Blutgehalt der Milch werden just in time gemessen und liefern die nötigen Informationen. Weitere Informationen liefert ein Pedometer.
Arbeitsplatz verbessern
Das erste Fazit fällt, laut Hartmut Temmler, sehr positiv aus: „Das Einmelken war schwierig und hart, aber die Kühe lernten schnell und schon nach zwei Tagen hatten wir die vorherige Milchleistung wieder erreicht. Dies ist aber auch dem Engagement meiner Herdenmanagerin, Theresia Körner, und meinem Team zu verdanken.“ Die höheren Investitionskosten, im Vergleich zu einer konventionellen Melkanlage, sollen durch Einsparungen am Personal ausgeglichen werden. Aktuell ist nur noch ein Mitarbeiter für das Melken, Nachtreiben und die Boxenpflege abgestellt.
Mit dem Batch-Milking-System hofft der 62-Jährige künftig auch durch bessere Arbeitsbedingungen zu punkten. Nicht zuletzt auch, weil Arbeitszeiten familienfreundlicher ausfallen, denn ein Generationswechsel steht an und es wird noch Personal gesucht. „Wir können in Frössen jetzt auch mit anderen Arbeitgebern konkurrieren“, ist Hartmut Temmler überzeugt. J. Bünker