Mit Pilzbefall und Nacherwärmung muss in der Silage immer gerechnet werden, auch bei bester Siliertechnik. Der wichtigste Schutz gegen Hefen und Schimmelpilze heißt Sauerstofffreiheit!
Vereinfacht ausgedrückt beruht die konservierende Wirkung der Silierung auf der anaeroben (d. h. ohne Sauerstoff) Milchsäuregärung. Die starke Milchsäure unterdrückt durch Absenkung des pH-Wertes die Aktivitäten unerwünschter Mikroorganismen sowie pflanzeneigener Enzyme und macht so die Silage lagerstabil. Damit die im Silostock vorhandenen Bakterien ausreichende Mengen an Milchsäure (und weitere Gärsäuren) bilden können ist ein rascher Luftabschluss erforderlich.
Bis eine Silage den kritischen pH-Wert erreicht hat, d. h. anaerob stabil bleibt, vergeht eine Gärdauer von sechs bis acht Wochen, wobei trockene Silagen eine längere Gärzeit benötigen. Wird ein Silo zu früh geöffnet, besteht vor allem bei mangelnder Verdichtung (Luftpolster) die Gefahr des Umkippens, wobei verschiedene Gärschädlinge aktiv werden können. Rundballen können bei Bedarf bereits nach drei Wochen geöffnet werden, sofern die Ballen innerhalb von zwei Tagen verfüttert werden.
Grundsätzlich gilt, je schneller die „anaerobe Stabilität“ erreicht wird, desto früher können die Milchsäurebakterien ihre Arbeit einstellen und umso mehr Energie bleibt in Form von Zucker übrig. Das ist wichtig – besonders wenn leistungsstarke Kühe gefüttert werden sollen – denn der während der Silagegärung zu Milchsäure umgewandelte Zucker kann im Pansen nicht direkt genutzt werden. Er bzw. die Milchsäure muss zunächst zu Propionsäure umgebaut werden. Die Milchsäure liefert den Pansenbakterien letztlich aber nur ein Viertel der Energie zurück, die vorher beim Gärprozess aus dem Zuckerabbau entstand. Unter anderem deshalb ist ein schneller pH-Abfall und eine geringe Gärdauer auch so wichtig!
Die für die Milchsäurebildung notwendigen Milchsäurebakterien sind zwar auf den Gräsern und Maispflanzen vorhanden. Sie werden jedoch immer von unerwünschten Gärschädlingen begleitet. Zu den wichtigsten zählen Buttersäure- und Colibakterien (Essigsäurebildner). Hefe- und Schimmelpilze sind für die Nacherwärmung verantwortlich, während die Fäulnisbakterien vor allem das Eiweiß zersetzen.
Hefepilze kommen auf allen Pflanzen vor und gelangen verstärkt durch Verschmutzung in den Silostock. Sie können grundsätzlich mit und auch ohne Sauerstoff arbeiten und sind gemeinsam mit den Schimmelpilzen für die gefürchteten Nacherwärmungen verantwortlich.
Der wichtigste Schutz gegen Hefen heißt Sauerstofffreiheit! Erreicht wird dies durch eine ausreichende Verdichtung und sorgfältige Abdeckung des Silos. So wird sichergestellt, dass der pH-Wert rasch absinkt und so der Hefebesatz unter der kritischen Schwelle bleibt. Bei Luftzutritt (aerob) beginnen Hefen alle energiehaltigen Substanzen (Restzucker, Milchsäure, Alkohol) zu verarbeiten. Unter Einfluss von Sauerstoff (z. B. mangelnde Verdichtung, Luftpolster) können sich bereits im geschlossenen Silo Hefen vermehren. Nach dem Öffnen des Silos kann dies zu einer explosionsartigen Vermehrung (Nacherwärmung) führen. Energiereiche Maissilagen sind besonders gefährdet. Infolge der Atmung (Verbrennungsprozess) wird die Silage nicht nur rasch warm, es entstehen auch hohe Energieverluste.
Bei Temperaturen im Silostock von über 40 °C wird auch das Eiweiß geschädigt. Die Silage riecht dann röstartig nach getoastetem Brot. Von der Wärmebildung profitieren auch die wärmeliebenden Schimmelpilze. Ist kein Sauerstoff vorhanden (anaerob), können jedoch einige Hefepilze Zucker zu Alkohol vergären, wobei unter Umständen verschiedene Duft- und Geschmacksstoffe entstehen können.
Schimmelpilze sind zwingend auf Sauerstoff angewiesen. Der Sauerstoff kann entweder von Lufteinschlüssen (Luftpolster) bzw. schlecht verdichteten Futterschichten oder von einem Luftzutritt nach dem Öffnen des Silos (geringer Vorschub, Randschichten) stammen. Der Sauerstoffbedarf des Pilzes wird je nach Verdichtung selbst noch zwei bis drei Meter hinter der Anschnittfläche eines geöffneten Silos gedeckt. Konkret bedeutet dies, dass nicht die Restluft vom Zeitpunkt der Silobefüllung, sondern eine ständige, minimale Sauerstoffzufuhr durch Undichtigkeiten bzw. der Luftzutritt nach dem Siloanschnitt zur Schimmelbildung führt! Bei einem Vorschub von 1,0 m pro Woche hat der Pilz nach der Siloentnahme also noch bis zu drei Wochen Zeit, sich zu entwickeln!
Schimmelpilze gedeihen unabhängig vom pH-Wert. Sie bauen nicht nur Eiweiß und Zucker ab, sie können auch Gifte (Mykotoxine) bilden. Deshalb müssen von Schimmel befallene Futterstellen generell aussortiert werden. Sie dürfen keinesfalls in den Futtertrog gelangen!
- Weißer oder grauer Schimmel (häufig „Aspergillus fumigatus“) deutet auf ungleiche Verdichtung, geringen Vorschub oder Luftzutritt hin (Löcher in der Folie, beschädigte Wände).
- Weißer oder grauer Schimmel (häufig „Aspergillus fumigatus“) deutet auf ungleiche Verdichtung, geringen Vorschub oder Luftzutritt hin (Löcher in der Folie, beschädigte Wände).
Kleine rote oder blaue Polster (sog. „hot spots“) werden durch Schimmelarten verursacht, die wenig Sauerstoff benötigen. Stark verbreitete „hot spots“ sind „Penicillium roqueforti“ mit seinen ballförmigen blauen Schimmelnestern und der rötlich gefärbte Pilz „Monascus ruber“. Sie treten vorrangig bei Maissilagen auf. Diese lokal begrenzten Prozesse sind Folge einer ungleichmäßigen Sauerstoff- und Essigsäureverteilung sowie inhomogener Konzentration der Essigsäure in der Silage.