Mac Campbell, William H. Miner Agricultural Research Institute (NY, USA)
Überbelegung führt bei Kühen zu Stress. Darunter leiden aber nicht alle Kühe gleichermaßen, denn von zu wenig Fress- oder Liegeplätzen sind insbesondere rangniedrige Tiere betroffen. Sie liegen dann weniger, müssen häufiger den Futtertisch aufsuchen oder werden öfter...
Mac Campbell, William H. Miner Agricultural Research Institute (NY, USA)
Überbelegung führt bei Kühen zu Stress. Darunter leiden aber nicht alle Kühe gleichermaßen, denn von zu wenig Fress- oder Liegeplätzen sind insbesondere rangniedrige Tiere betroffen. Sie liegen dann weniger, müssen häufiger den Futtertisch aufsuchen oder werden öfter vom Fressplatz oder aus der Liegebox verjagt. Indirekt beeinflusst dies natürlich Milchleistung und Tiergesundheit negativ.
Stresssymptome nicht immer messbar
Um die richtige Lösung zu entwickeln, müssen Sie verstehen, welcher Art von Stress die Kühe ausgesetzt sind. Stress ist meist subklinisch. Viele Kühe entwickeln nicht sofort körperliche Symptome. Ist Stress durch Überbelegung also doch kein Thema im Stall? Das ist es sehr wohl!
Subklinischer Stress wirkt sich nicht sofort auf Gesundheit und Leistung aus. Aber er reduziert die biologischen Reserven der Kuh und senkt die Widerstandskraft gegenüber Krankheiten und anderen stressigen Ereignissen. Kommt dann noch ein weiterer Stressor hinzu, wird der Stress mit messbaren negativen Begleiterscheinungen sichtbar (Milchleistungsrückgang, Verschlechterung des Gesundheitszustandes und/oder der Fruchtbarkeit). Die „Notlage“ der Kühe wird immer dann größer, wenn mehr Stressfaktoren gemeinsam auftreten (ähnlich wie bei einem Burn-out).
Wenn Sie den Stress rangniedriger Kühe reduzieren, profitieren diese über die gesamte Laktation von besserer Produktion, Gesundheit und Wohlbefinden. Denn Stress ist chronisch. Rangniedrige Kühe müssen ständig um Ressourcen und Raum kämpfen. Sie erleben chronischen Stress, bis eine Veränderung eintritt: entweder, indem genügend Ressourcen für alle Tiere zur Verfügung gestellt werden oder indem die Kuh in der Rangfolge aufsteigt. Letzteres ist meist erst dann zu erreichen, wenn das Tier umgestallt wird.
Zudem tritt Stress periodisch auf. Die Auseinandersetzungen finden über den Tag verteilt statt: am Futtertisch, an der Tränke, beim Zugang zu Liegeboxen oder bei der Reihenfolge des Eintritts in den Melkstand. Die Kühe können sich daher kaum vor dem Stress „verstecken“.
Zänkische „alte Tanten“ trockenstellen
Indem wir verstehen, welcher Art von Stress unsere Kühe ausgesetzt sind, können wir ihre Not ein wenig lindern:
Aggressive, niedrig leistende Kühe aus der Herde entfernen;
Färsen und mehrkalbige Kühe getrennt halten;
bei Platzmangel eher schüchterne ältere Kühe zu einer Färsengruppe hinzufügen;
insgesamt die Zeit reduzieren, in der die Gruppen überbelegt sind.
Beobachten Sie Ihre Kühe genau, um herauszufin-den, ob sich rangniedrige Kühe möglicherweise in ihrem Verhalten verändern. Minimieren Sie nach Möglichkeit die externen Stressquellen, um zu verhindern, dass Kühe das Stadium klinischen negativen Stresses erreichen und Leistungseinbußen zeigen.