Dr. Birgit Schwagerick, Rindergesundheitsdienst Mecklenburg-Vorpommern
Mit nach hinten zuckenden Ohren schlüpft die letzte Färse in eine noch freie Lücke zwischen zwei Altkühe – gerade noch geschafft, bevor die automatische Treibeeinrichtung abgesenkt wird! Das Warten im Vorwartehof ist für Kühe stressig. Denn auch wenn der Warteraum über...
Dr. Birgit Schwagerick, Rindergesundheitsdienst Mecklenburg-Vorpommern
Mit nach hinten zuckenden Ohren schlüpft die letzte Färse in eine noch freie Lücke zwischen zwei Altkühe – gerade noch geschafft, bevor die automatische Treibeeinrichtung abgesenkt wird! Das Warten im Vorwartehof ist für Kühe stressig. Denn auch wenn der Warteraum über das empfohlene Platzangebot von 1,8 m2/Kuh verfügt, kann eine Kuh die von ihr angestrebten Individualdistanzen von 0,5 bis 3,0 m zu ihren Herdengenossinnen selten einhalten. Schon gar nicht, wenn sie zu den rangniedrigen Kühen der Herde gehört und ansonsten tunlichst versucht, den ranghöheren Tieren aus dem Weg zu gehen. Wird dann noch die Nachtreibeeinrichtung „zu eng gefahren“, können die hintersten Kühe dem Druck nach vorne nicht ausweichen, dies erhöht den Stress.
Dass das Warten im Vorwartehof Kühe belastet, konnte auch in Studien belegt werden, in denen über das gesamte Melkprozedere die Herzfrequenzen der Kühe gemessen wurden (Kovács et al. 2013; in einem 2x24 Side-by-Side-Melkstand). Dabei waren die Frequenzen besonders im Vorwartehof und beim Warten nach der Melkzeugabnahme bis zum Öffnen des Austriebs erhöht, was auf durch räumliche Enge ausgelösten Stress hindeutet.
Den Stress im Wartehof reduzieren
- Bei Gruppengrößen von über 70 Kühen gibt es häufiger Rangkämpfe, die Rangordnung ist hier nicht mehr so stabil wie in kleineren Gruppen. Der aufkommende soziale Stress wird durch vereinzelte Hornträger und Neuzugänge noch verstärkt. Kranke und lahme Kühe leiden besonders unter dem „erzwungen“ engen Kontakt zu den ranghöheren. Durch stabile, nicht zu große und körperlich ausgeglichene Kuhgruppen verringern Sie also schon den ersten Stressauslöser.
- Die minimale Größe eines Vorwartehofes sollte wenigstens dem Ergebnis der folgenden Formel entsprechen: Durchsatz des Melkstandes/-karussells pro Stunde x 1,5 m2 (besser 1,8 m2).
- In Richtung Melkstand nachgetrieben werden sollten die Kühe entweder immer nur durch eine Person (Vorteil: Tierbeobachtung) oder immer durch eine akustische, mechanische Treibeeinrichtung (Kühe lieben Routine). Dabei gilt: Anschreien und Schlagen sind inakzeptabel! Elektrische Treiber sind abzulehnen, da Kühe sehr empfindlich gegenüber Strom reagieren. Mechanische Treiber dürfen nicht zu eng gefahren werden.
- Das Gehör von Kühen ist deutlich empfindlicher als das des Menschen, besonders im hochfrequenten Bereich. Vermeiden Sie deshalb lautes Rufen, Pfeifen oder quietschende Technik.
- Ihr tägliches Zeitbudget verwenden Kühe hauptsächlich für die Futter- und Wasseraufnahme und das Liegen. Bei täglich zweimaligem Melken sollten sie daher max. eine Stunde pro Melkzeit und bei häufigeren Melkungen max. 45 Minuten warten müssen. Schwierig wird es, wenn Schwermelker, defekte Melktechnik, „Kannenmelker“ und abgeschlagene Melkzeuge die Melkzeit unnötig verlängern. Gruppieren Sie die Herde auch deshalb in normal melkende und Special-Needs-Kühe (Frischabkalber, Kranke).
- Wenn Kühe lange und beengt stehen, muss der Bodenbelag klauenschonend sein. Auf ebenen, trittsicheren, zum Melkstand leicht ansteigenden Böden, mit gutem Jaucheabfluss und besonders mit Gummiauflagen fühlen sich die Kühe wohl.
- Kühe sehen im Nahbereich nicht so scharf wie der Mensch, nehmen dafür aber Kontraste stärker wahr: Helles ist heller, Dunkles dunkler. Daher sehen Kühe in manchen Situationen, die einem Mensch kaum Probleme bereiten, einfach gar nichts. Damit sie ohne zu stocken zum Melken laufen, sollten Vorwartehof, Melkstand und Rücktrieb daher gleichmäßig hell ausgeleuchtet und der gesamte Bereich gut einsehbar sein: keine verwinkelten, düsteren Treibwege! Kühe mögen es kühl und luftig, durch das dichte Zusammenstehen der Kühe wird das Klima im Wartehof jedoch schnell feucht-stickig. Eine gute Belüftung durch hohe Decken, offene Seiten, ggf. der Einsatz von Ventilatoren oder Tubes ist ein Muss.
- Bei Gruppengrößen von über 70 Kühen gibt es häufiger Rangkämpfe, die Rangordnung ist hier nicht mehr so stabil wie in kleineren Gruppen. Der aufkommende soziale Stress wird durch vereinzelte Hornträger und Neuzugänge noch verstärkt. Kranke und lahme Kühe leiden besonders unter dem „erzwungen“ engen Kontakt zu den ranghöheren. Durch stabile, nicht zu große und körperlich ausgeglichene Kuhgruppen verringern Sie also schon den ersten Stressauslöser.
- Die minimale Größe eines Vorwartehofes sollte wenigstens dem Ergebnis der folgenden Formel entsprechen: Durchsatz des Melkstandes/-karussells pro Stunde x 1,5 m2 (besser 1,8 m2).
- In Richtung Melkstand nachgetrieben werden sollten die Kühe entweder immer nur durch eine Person (Vorteil: Tierbeobachtung) oder immer durch eine akustische, mechanische Treibeeinrichtung (Kühe lieben Routine). Dabei gilt: Anschreien und Schlagen sind inakzeptabel! Elektrische Treiber sind abzulehnen, da Kühe sehr empfindlich gegenüber Strom reagieren. Mechanische Treiber dürfen nicht zu eng gefahren werden.
- Das Gehör von Kühen ist deutlich empfindlicher als das des Menschen, besonders im hochfrequenten Bereich. Vermeiden Sie deshalb lautes Rufen, Pfeifen oder quietschende Technik.
- Ihr tägliches Zeitbudget verwenden Kühe hauptsächlich für die Futter- und Wasseraufnahme und das Liegen. Bei täglich zweimaligem Melken sollten sie daher max. eine Stunde pro Melkzeit und bei häufigeren Melkungen max. 45 Minuten warten müssen. Schwierig wird es, wenn Schwermelker, defekte Melktechnik, „Kannenmelker“ und abgeschlagene Melkzeuge die Melkzeit unnötig verlängern. Gruppieren Sie die Herde auch deshalb in normal melkende und Special-Needs-Kühe (Frischabkalber, Kranke).
- Wenn Kühe lange und beengt stehen, muss der Bodenbelag klauenschonend sein. Auf ebenen, trittsicheren, zum Melkstand leicht ansteigenden Böden, mit gutem Jaucheabfluss und besonders mit Gummiauflagen fühlen sich die Kühe wohl.
- Kühe sehen im Nahbereich nicht so scharf wie der Mensch, nehmen dafür aber Kontraste stärker wahr: Helles ist heller, Dunkles dunkler. Daher sehen Kühe in manchen Situationen, die einem Mensch kaum Probleme bereiten, einfach gar nichts. Damit sie ohne zu stocken zum Melken laufen, sollten Vorwartehof, Melkstand und Rücktrieb daher gleichmäßig hell ausgeleuchtet und der gesamte Bereich gut einsehbar sein: keine verwinkelten, düsteren Treibwege! Kühe mögen es kühl und luftig, durch das dichte Zusammenstehen der Kühe wird das Klima im Wartehof jedoch schnell feucht-stickig. Eine gute Belüftung durch hohe Decken, offene Seiten, ggf. der Einsatz von Ventilatoren oder Tubes ist ein Muss.